• Akureyri

    1. juli, Island ⋅ ☁️ 6 °C

    Heute gab es mal wieder Zivilisation, wenn nicht gar Großstadtfeeling. Akureyri, die "Hauptstadt des Nordens" in Island, hat knapp 20.000 Einwohner. Damit ist Akureyri die drittgrößte Stadt Islands und die größte außerhalb des Ballungsraums Reykjavík. Die Geschichte der Region beginnt im 9. Jahrhundert, als sich der nordische Wikinger Helgi Magri (Helgi der Magere) und seine Frau Þórunn Hyrna dort niederließen. Der Name Akureyri wird erst mehrere hundert Jahre später, im Jahr 1562, erwähnt.
    Akureyri begann sich im 16. Jahrhundert zu entwickeln, als dänische Kaufleute einen Sommerhandelsposten errichteten. Zu dieser Zeit verbot das isländische Gesetz praktisch das Leben in der Stadt und verlangte von den Menschen, ihren Lebensunterhalt mit der Bewirtschaftung ihres eigenen Landes oder der Arbeit für jemand anderen zu verdienen. Daher war es Kaufleuten bis 1778 nicht erlaubt, das ganze Jahr über in Akureyri zu leben. Einige Jahre später wurde Akureyri zusammen mit einer Handvoll anderer aufstrebender Städte des Landes als offizieller Marktplatz anerkannt, was den Beginn der Stadtentwicklung markierte. Dennoch hatte Akureyri einen holprigen Start und begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts zu erblühen.
    Seitdem hat sich Akureyri zu einem wichtigen Zentrum für Handel, Produktion, Kunst, Kultur und Bildung in Nordisland entwickelt. Die Stadt hat Dichter und Künstler, Politiker und Geschäftsleute hervorgebracht, die Island auf seinem Weg von einer dänischen Kolonie zu einer wohlhabenden, unabhängigen Nation geprägt haben.

    Schon auf der Anfahrt zur Stadt sah ich ein Kreuzfahrtschiff in den Fjord fahren - nun aber schnell...
    Ich startete meinen Rundgang im Stadtzentrum am Konzerthaus, in dem auch eine Touristeninformation untergebracht ist. Wieder einmal stellte ich fest, dass Island voller Regenbögen ist. Selbst die Ampeln hier strahlen Liebe aus, indem das rote Lich ein Herz darstellt ❤️. Die Kaupvangsstræti, auch Kunststraße genannt, schlängelt sich mitten durch die Stadt. Die Gebäude hier beherbergten früher Industriebetriebe, aber als die Fabriken nach und nach woanders hin verlagert wurden, wurden viele Wohnungen frei, die sich als ideal für die Künstlerszene erwiesen. Deutlich erkennbar war das für mich durch die vielen Wandgemälde und die bemalte Straße.
    Ich ging weiter zur Kirche von Akureyri. Sie ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Diese lutherische Kirche wurde vom renommierten Architekten Guðjón Samúelsson entworfen, der auch die bekannte Hallgrimskirche in Reykjavík erbaute. Die lange Treppe zur Kirche ist irgendwie hübsch, auch wenn der Aufstieg über die 108 Stufen (ich hab mitgezählt) ein wenig anstrengend war.
    Neben der Kirche konnte ich eine Eigenart der Isländischen Baukunst sehen. Um sich den Einterdienst zu ersparen, gibt es unter vielen Straßen und Plätzen eine Fußbodenheizung - gespeist aus der geothermalen Energie kein hoher Aufwand, aber ein großer Gewinn!
    Anschließend besuchte ich den Botanischen Garten, der jedoch einen eigenen Footprint bekommen wird.
    Anschließend folgte ich weiter dem historischen Pfad durch die Hafnarstræti und entdeckte das historische Theater. Dahinter fand ich einen kleinen steilen Pfad mit einem Hinweisschild - es war der Weg zur Bildung: Schon früh in der Geschichte des Akureyri Junior College schlenderten die Schüler diesen Weg entlang, um abends in den Tanzsaal darunter (das historische Theater) zu gehen. Anständige Schüler missbilligten dieses unangemessene Verhalten und nannten den Weg "Der Weg zur Zerstörung".
    Im Laufe der Zeit begann eine neue Weise, Erstsemesterstudenten am College willkommen zu heißen, bei der dieser Weg eine Schlüsselrolle spielte. Nach Abschluss der Tradition des „Tollering“, bei dem die neuen Studenten einfach mit einem Fischernetz in die Luft geworfen wurden, unternahmen die Studenten des vierten Jahres mit den neuen Studenten einen Spaziergang durch die Stadt. Auf dem Rückweg zum College gingen die Studenten diesen Weg hinauf, was ihm seinen zweiten Namen gab: „Der Weg zur Bildung“. Der Name ist ein Wortspiel, denn der isländische Begriff für „höhere Bildung erreichen“ lautet „að feta menntaveginn“, was wörtlich übersetzt „den Weg zur Bildung gehen“ bedeutet. Dem Aberglauben zufolge sollten sich Studenten auf dem Weg nicht umdrehen oder zurückblicken, aus Angst, ihre Prüfungen nicht zu bestehen und somit nie eine höhere Bildung zu erlangen.
    Der Tradition nach hat der Weg immer noch zwei verschiedene Namen; der Weg nach oben ist „Der Weg zur Bildung“ und der Weg nach unten ist „Der Weg zur Zerstörung".
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