• Day 7–8

    7. Tag

    September 9, 2024 in Czech Republic ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute war ein ANDERER WANDERTAG. Es beginnt damit, dass ich bereits 4:30 vom Regen geweckt wurde, 2h früher als angekündigt. OK, kurz geräumt und UNTER die Unterlage gekrochen, alles gut. Frühstück wieder im Trockenen, Start um 8:00 bei leichtem Nieselregen. Ich kreuze die "Schöberlinie", ein Verteidigungswall aus hunderten Bunkern und Geschützstellungen, die die Tschechische Republik in 30-er Jahren an der Grenze zu Deutschland erbauen ließ. Letztlich völlig umsonst, da Hitler 1938 nach dem Münchner Abkommen kampflos in Prag einmarschieren konnte. Aber die Bunker liegen alle noch mehr oder weniger sichtbar im Wald und sind auch in mapy verzeichnet.
    Der Regen nimmt zu und ich komme an den "Elefantensteinen" vorbei, 20m hohe Felsen, weithin zu sehen, aber als Naturdenkmal nicht zu beklettern. Heute ist hier richtig was los, der Wald wird gefegt (echt!), zich Grünpflanzen im Kübel angekarrt und Equipment ausgeladen. Party? Nee-Film, und das bei dem Wetter...
    Am Übergang der E13 in Jitrava gibts ne Tanke, wo ich mal sehr gepflegt aufs Klo gehen kann. Außerdem gibts nen Kaffee und nen Energydrink mit Adam Ondra vorn drauf - der muss gut sein!
    Der angekündigte "leichte Regen" hat gerade mal zum Wolkenbruch aufgeklart und so warte ich einfach kurz ab. Von hier an sollte es nun stetig bergauf gehen bis zum Jeschken, dem heutigen Tagesziel.
    So, ich ziehe trotz Regen weiter, der mal weniger, meist aber mehr vom Himmel fällt.
    Am ersten überdachten Hüttchen pausiere ich und lege einen kurzen "Nacktwandermoment" ein, um alle Sachen mal auszuwringen. Der Blick aufs Regenradar überzeugt mich dann aber, hier erstmal auszuharren. Also trockene Sachen an und ein Schläfchen, während es "draußen" trommelt und prasselt...
    An dieser Stelle erinnere ich mich wieder an Falcone, unsern Guide in Patagonien, der sagte: "Egal, wie besch... der Tag wird, an seinem Ende wartet immer ein warmer Schlafsack". Na denn!
    Nach 3h muss ich aber weiter, sonst wirds mit dem Tagesziel knapp. Der Anstieg wird steiler und anders als erwartet, gehts immer wieder mal steil nach unten, was die mühsam erarbeitete Meereshöhe wieder reduziert.
    Ich erreiche den Abzweig nach Kristofsgrund, früher die Sommerfrische der reichen Reichenberger. Wenn man mit dem Radel durchfährt, kann man das noch gut sehen. Nach weiterem auf und ab der Kriesdorfer Sattel. Von hier sind es keine zwei Kilometer Luftlinie bis zu der alten Schmiede, in der der Opa vom Luisenberg aufgewachsen ist und später vertrieben wurde. Ist schon ein komisches Gefühl...
    Weiter vorbei am kleinen Jeschken (klingt wie Berg und richtig - danach gehts wieder bergab!) und auch hier wieder Zeugnisse der Vergangenheit - ein Foto der hier nicht mehr existenten Jäckelbaude. Wenig später endlich die "Ausspanne", der Passübergang an dem der finale Anstieg zum Jeschken beginnt. Kein Regen mehr, dafür totale Suppe, nichts zu sehen. Nach 1,5km finalem Anstieg stoße ich quasi mit dem Kopf an die "Rakete", das charakteristische Hotel am Gipfel. Auch dieses ausgebucht und so muss ich noch 2,5km dranhängen bis zur nächsten Pension - "natural" ist heute keine Option!
    Diese erreiche ich kurz vor 18:00 und bin tatsächlich der einzige Gast. Nicht ganz spontan entscheide ich mich für 2 Übernachtungen, nach dem Tag heute brauche ich morgen einen RUHETAG.
    Duschen, essen, Schlafen (Falcone hatte wieder mal recht) Wäsche waschen kommt morgen zurecht.
    Ein letzter Blick auf meine Garmin zeigt für heute 25km und 1.150mH. Die erste komplette Wanderwoche endet, anders als es der Pinguin vermeldet, mit 150 gelaufenen Kilometern....
    (Der Jeschken war übrigens mein Minimalziel für die Tour, alles was jetzt kommt, ist "Zugabe" - gute Nacht)
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