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  • Day 2

    2. Tag Weg zur ersten Hütte

    July 4, 2023 in Austria ⋅ ⛅ 8 °C

    Die Tour führte, weit bevor es alpin wurde, zu einer Kapelle in der ein Einsiedler lebt. Über den sogenannten „Weg der Stille“ gelangte ich zum Eremiten, der, wie er mir später zusicherte gar nicht so einsam war, denn er gehört zu Saalfelden als häufig angepeiltes Wanderziel. Schulklassen, Wanderer wie ich und Einheimische kommen oft vorbei. Nicht damit gerechnet, überhaupt jemanden dort anzutreffen, unterhielten wir uns dann umso länger über alles Mögliche, z.B. wie und warum er Einsiedler wurde, das Wandern oder Wallfahren und die Situationen, in denen man Gott braucht und spürt. Es war ein tolles Gespräch und zum Abschluss zeigte er mir seine Kapelle. Im Ofen legte er währenddessen ein Stück Holz nach. Ich fragte mich nur, warum? Es war schließlich recht warm zu dieser Uhrzeit. Die Frage konnte ich mir erübrigen, denn ohne Feuer kann man auch nichts kochen. Auf viele dieser alltäglichen Dinge verzichtet man bewusst, was mich zugegeben beeindruckt und mir die Frage stellt, was man denn im Leben wirklich braucht?
    Wir verabschiedeten uns herzlich und der Aufstieg zum Riemannhaus, meinem heutigen Ziel, wurde fortgesetzt. Vorbei an der Stein-Alm, an der ich zu gerne gefrühstückt hätte, wenn sie nicht genau an diesem Tag geschlossen wäre. So nahm ich mir die Zeit für eine kurze Pause im Freien. Mein Notfallproviant, bestehend aus Müsliriegeln und Studentenfutter, musste herhalten. Während dessen gab es einen klaren Blick auf das weit entfernte Kitzsteinhorn.
    Unterwegs treffe ich immer wieder ein paar Wanderer und es gibt immer etwas zu erzählen, wo kommst du her, wo geht es hin, was treibt dich an? Es ist eine total entspannte Atmosphäre.
    Weiter oben um eine Kurve herum sehe ich dann den Übergang ins Steinerne Meer. Zuerst jedoch muss ich eine Wand aus massiven Stein scheinbar senkrecht hinauf überwinden. Von weitem sieht es schwierig aus, wie soll man das schaffen war der Gedanke. Sobald man näher kommt, befindet sich dann immer ein Weg, der mit Treppen und Seilen gesichert hinauf geht.
    Das letzte Stück zum markanten Sommerstein ist konditionell nochmal etwas fordernder. Auf diesen Abschnitt, der sowohl von Saalfelden als auch von Maria Alm kommend führt, treffe ich viele Wanderer. Einige von ihnen machen eine Alpenüberquerung vom Königssee bis nach Triest, ein weites Stück. Am Nachmittag erreiche ich dann endlich das Riemannhaus, die unter dem Sommerstein wohl schönst gelegenen Hütte der ganzen Tour. Der Wind pfeift kräftig in 2.177 m Höhe. Drinnen ist es urig, gemütlich und in der kleinen Gaststube für 20 Leute setzt man sich zusammen an den Tisch. Bei einem „verdienten“ Weißbier werden sofort Bekanntschaften geschlossen und der Kaiserschmarrn füllt die verloren gegangenen Kalorien wieder auf. Zwei Österreicher haben an diesem Tag gerade die Wasserleitung ausgelegt. Diese führt von einem Schneefeld gespeisten See ein paar hundert Meter weit zur Hütte und ist die einzige Versorgung mit Brauchwasser. Alles andere muss mit der Materialseilbahn oder dem Hubschrauber aus dem Tal angeliefert werden. Keine Straße, kein Wirtschaftsweg, nichts weiter führt da oben hinauf. Man ist abgeschnitten vom Alltäglichen.
    Probleme mit dem Materiallift schlugen sich in dieser Hütte leider im Essenspreis wieder. Für drei Getränke, einen Kaiserschmarrn, ein drei Gänge Menü und Frühstücksbuffet musste ich glatte 90 Euro bezahlen. Mit so einem Preis hatte ich wirklich nicht gerechnet und hoffte, dass es in den anderen Hütten nicht genauso so eine Überraschung wird und mir das Geld ausgeht. Abheben oder mit Karte bezahlen ist in den meisten Hütten Fehlanzeige. Und letztendlich bin ich nicht herauf gekommen, um mir zu viele Gedanken ums Geld zu machen. Der Abend war, was das betraf sehr ausgelassen. An den vier Tischen setzte man sich hin, spielt Karten und redet miteinander. Gruppenbildung war hier fehl am Platz und das war bereits in der ersten Hütte eine ganz schöne Erfahrung.
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