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  • Iquitos

    June 25, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 28 °C

    Samstag 25 Juni 2016 ganz früh am Morgen um 5.00 Uhr berüh ich seit längerem mal wieder Festland. Am Industriehafen angekommen stürzt sich die Menschenmasse vom Boot, zu den Tuktuk Taxis die schon sehnsüchtig auf uns warten. Pablo und ich teilten uns ein Tuktuk und fuhren in die City. Iquitos ist riesig. Mit über 400.000 Einwohner ist sie eines der größten Städte mitten im Amazonas-Dschungel und sie ist die größte Stadt, die mit keinem Straßennetzwerk an die Außenwelt gebunden ist.

    Im Stadtkern angekommen fängt erstmal die Suche nach einem Hostel an. Auf dem Boot gab es kein W-lan, somit war eine Buchung in Hostelworld nicht drin. Das Problem ist nur, dass um diese unchristliche Uhrzeit noch kein Hostel offen hat. Hier gibt's kein 24 Stunden Hostel. Pablo hatte mir angeboten bei Ihm zu schlafen, aber das Angebot wollt ich nicht annehmen. Warum weis ich nicht hatte irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich hatte keine Angst was mich erwartet eher wollt ich nicht aufdringlich sein. Aber wir bleiben in Kontakt den am Nachmittag möchte er mir ja den Dschungel zeigen wo ich anscheinend Tiger zu sehen bekomme. Sind wir mal gespannt.

    Obdachlos geh ich erstmal in ein Café und stärk mich zum ersten mal wieder mit westlicher Küche. Nach 5 Tagen bekomme ich auch zum ersten mal wieder Europäer zu sehen und sogar Deutsche. War schön wieder mal seine eigene Sprache zu sprechen. Ich hab auch ein Tipp für ein Hostel bekommen auf das ich mich gleich mal stürze.

    Super Tipp und super Hostel und gute Lage mitten im Zentrum. Erstmal wieder für die Hygiene sorgen und schön warm und lange duschen. Diese kleinen Luxusartikel werden auf einmal wieder was ganz besonderes und tolles. Ja und dann leg ich mich nach langer Zeit auch mal wieder in ein richtiges Bett. Obwohl die Hängematte war doch auch sehr bequem. Nach dem ich wieder Energie getankt hatte, traf ich mich mit Pablo und wir fuhren mit dem Colectivo (Bus der überall anhält und nicht nur an Haltestellen) zum Tiger und zu den anderen wilden Tieren. Zumindest war das seine Aussage. Nach einer halben Stunde Busfahrt, steigen wir am Stadtrand aus. Ja und nun im tiefsten Dschungel sind wir aber noch nicht angelangt. Pablo meinte folge mir. Na gut. Es war schon kurios. So viele Menschen liefen in die gleiche Richtung, da kann man doch niemals ein Tiger beobachten die sind doch bei dieser Menschenmenge nicht zu sehen. Plötzlich sah ich von weitem ein großes Schild mit der Aufschrift......ZOO. Ich konnte meinen Augen kaum glauben. Er schickte mich ernsthaft in ein Zoo. Da hatten wir aber starke Kommunikationsprobleme.
    Ich dachte schon bei der Sache muss was Faul sein. Der Zoo war schrecklich. Die Tiere wurden hier nicht gut behandelt und die Zooanlage war sehr Sanierungsbedürftig. Der Zoo war gut besucht und hier waren nur einheimische. Ich kann nicht verstehen, wie die Menschen hier die Tiere einsperren und sich sie im Zoo anschauen, wenn sie doch einfach eine halbe Stunde weiter im Dschungel die Tiere in der freien Wildbahn sehen können. Da kann ich die Peruaner 0,0 verstehen. Sogar ein Affe wackelt am Gitter und simbolisiert stark das er hier raus will aber die Besucher lachen darüber nur. Echt traurig. Ich dachte das wenigstens die Menschen im Dschungel ein Feingefühl für ihre Tiere haben. Dem war leider nicht so. Ich habe Pablo auch anmerken lassen das ich nicht sonderlich begeistert bin.

    Etwas gekränkt von den Menschen hier, lud mich Pablo noch in sein Haus ein zum Abendessen. Ich nahm die Einladung an und somit fuhren wir mit dem Tuktuk in sein Wohnviertel. Die asphaltierte Straße existierte irgendwann nicht mehr und nur noch ein matschiger Boden mit tausenden Schlaglöchern wurde als Straße definiert. Die Häuser dort waren keine Häuser wie wir sie kennen. Es waren eher Hütten aus Blech und Holz. Ich merkte schon das Pablo in einer etwas ärmeren Gegend wohnt.
    Als wir dann vor Pablos Eigenheim standen, war ich schon etwas sprachlos. Es war eine Hütte mit nur einem Raum in dem sich sein Geschäft befindet, also ein kleiner Tante Emma Laden und nur mit einem Vorhang abgetrennt sein Schlafzimmer und Küche das er sich mit seiner hoch schwangeren Frau seiner kleinen Tochter und seiner Angestellten teilt. Der Boden ´hatte kein Boden sondern war einfach Erde. Neben der Küche im Ecke rannten die Meerschweinchen hin und her, die es morgen zum essen geben wird. Draußen hatte er noch Hühner. Eines dieser Hühner verlor gestern seine Schwester, und die liegt heute auf meinem Teller. Etwas komisch war mir dabei aber wenn wir beim Metzger daheim sind machen wir uns auch nicht solche Gedanken. Dann lieber ein Huhn aus eigener Zucht das wenigstens dort nicht aus der Massentierhaltung kommt. Neben dem Hühnerstall war noch ein Mangobaum und eine Palme an der Kokosnüsse hingen. Als Gastgeschenk bekam ich eine Kokosnuss frisch von der Palme abgeschnitten. Das Highlight war das Klo. Im Garten draußen hatte Pablo sich ein kleines Holzhüttchen gebaut in dem sich eine 1 Meter tiefe Grube befindet in dem jegliches Geschäft erledigt wird. Ist die Grube voll, wird daneben ein weiteres Loch gegraben. Simple und natürliche Lösung. Pablo war sehr stolz auf sein Zuhause und deutete immer wieder daraufhin, wie naturbelassen doch sein Lebensstil ist. Ich bin sehr begeistert das er so naturbelassen lebt. Aber ob er das wirklich so will oder nur so lebt weil er es finanziell sich nicht anders leisten kann bleibt ein Geheimnis. Weil wer sich so arg für den Zoo begeistert,wo die Tiere in Käfigen eingesperrt sind, kann ich mir schwer vorstellen, dass er dann so wirklich leben will.
    Aber egal ob er es will oder so leben muss, eins habe ich gemerkt, trotz dass er wenig hat, hat er mir das Bild vermittelt, dass er glücklich ist mit dem was er hat. Das ist hier das schöne, die Menschen hier geben sich mit dem Zufrieden was sie haben und sind nicht so traurig das sie nicht alles haben können. Hier merkt man noch, dass man auch mit dem lebensnotwendigsten Luxusmitteln auskommen kann und glücklich sein kann. Nur für uns ist das Problem, wenn man einmal mit mehr als nur lebensnotwendigen Luxusgütern in Verbindung kommt, wie Smartphones...ist es doch wieder schwer sich davon zu trennen. Hat man mal mehr, will man nicht wieder weniger haben. So ist der Mensch.

    Wir aßen gemeinsam Hühnchen mit Reis, und hatten einen sehr geselligen Abend. Pablo ist ein liebenswürdiger Mensch und er als Person und sein Lebensstil hat mich wieder etwas mehr bereichert. Er hat kein Facebook, Whatsapp oder eine Handynummer mit dem ich Ihn später aus Deutschland mal erreichen könnte, aber ich weis wo er wohnt und ich hab es vor Ihn irgendwann mal wieder daheim zu besuchen.

    Mit meiner Kokosnuss im Arm verabschiedete ich mich vom Pablo und seiner Familie und fuhr mit dem Tuktuk zurück in die City. Es war erst 8.00 Uhr Abends aber ich konnte nicht später gehen, weil es dann zu Gefährlich und kriminell für mich in der Gegend sein könnte.
    Im Hostel angekommen, buchte ich für den nächsten Tag gleich noch eine richtige Dschungeltour, die 3 Tag andauern wird. Ich hoffe das ich da viele Tiere sehen werde, die frei in der Wildbahn leben. Noch schnell Proviant, wie Wasser... kaufen und dann noch kräftig schlaf holen, dass ich Fit bin für das nächste Abenteuer.

    Iquitos, du hast mir gezeigt das die Menschen die sogar mitten in der Natur leben, auch nicht wirklich ein Feingefühl für Ihre Natur haben und rücksichtlos damit umgehen. Aber das positive was ich hier gelernt habe ist, wie glücklich Menschen auch mit wenig Luxusartikeln sein können. In deiner Stadt hab ich auch einen sehr tollen Menschen und sein Lebensstil kennenlernen dürfen was mich sehr bereichert hat und ich nun den deutschen Lebensstandard noch viel mehr schätze und eine tiefe Bewunderung zeige an alle die so leben und trotzdem ein glückliches und zufriedenes Leben haben. Von diesen Menschen können wir noch viel lernen. Wir machen uns Probleme das nur Luxusprobleme sind die eigentlich nicht existieren müssten. Die Menschen in Iquitos haben richtige Probleme wo es noch drum geht, dass man seine Familie ausreichend ernähren kann. Aber der Mensch braucht irgendwie Probleme im Leben. Ich habe hieraus gelernt, viel mehr mit dem zufrieden zu sein was ich habe und mir keine extra Luxusprobleme mehr noch dazu zu häufen.
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