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  • Day 23

    Sightseeing in La Paz

    January 16 in Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 9 Uhr treffen wir uns mit Denise vor unserem Hotel, die uns die wichtigsten Orte in der CIty von La Paz zeigen wird.
    Als erstes nehmen wir einen der 100 Millionen Minibusse, die es in La Paz zu geben scheint (in El Alto sind es mutmaßlich noch mehr). Dieser bringt uns zur Plaza Sucre (besser bekannt als Plaza San Pedro) - woher Denise weiß, dass der Bus dahin fährt, erschließt sich uns nicht. Hier beginnen wir jedenfalls unsere Stadtführung.
    Das Besondere an der Plaza San Pedro ist nicht die Kirche, sondern das städtische Gefängnis, das direkt an dieser Plaza, im Stadtzentrum von La Paz, liegt. Denise schildert uns etliche Besonderheiten:
    - dass das Gefängnis nur von außen bewacht wird, es aber innen keine Wachen gibt;
    - dass die Gefangenen eine Art Selbstverwaltung aufgezogen haben;
    - dass jeder Gefangene für Unterkunft und Verpflegung bezahlen muss;
    - dass Familien mit ins Gefängnis ziehen dürfen, damit Familien keine zwei Wohnungen bezahlen müssen;
    - dass es eine Art Taxidienst gibt, der Besucher zu den "Zielpersonen" bringt und diese dabei auch beschützt;
    - dass es Besichtigungstouren im Gefängnis gab, die nicht autorisiert waren;
    - dass im Gefängnis Kokain hergestellt wird, dass auf verschiedensten Wegen heraugeschmuggelt wird.
    Sie berichtet noch einiges mehr, das einen die Augen reiben lässt.
    Im Anschluss geht es am Mercado Rodriguez, einem der üblichen Lebensmittelmärkte, vorbei zum Mercado de las Brujas. Hier werden - das hatten wir schon einmal in Tupiza gesehen - allerlei Dinge für den Pachamama-Kult angeboten, wie z.B. wieder die kleinen Lamas, die tatsächlich recht wertvoll sind. Sie werden geopfert, wenn man größere Wünsche hat. In diesem Kontext berichtet Denise auch davon, dass bei größeren Unternehmungen, bei denen ein Lama oder anderes "einfaches" Opfer nicht mehr ausreicht, auch Menschen geopfert wurden. In abgerissenen Häusern aus den 60er Jahren seien wirklich einbetonierte Menschen gefunden worden - mutmaßlich Obdachlose, deren Verschwinden niemanden interessieren würde. Ob diese Praxis heute noch angewendet würde, wisse man nicht genau ...
    Weiter geht es zur imposanten Kirche Basilica Menor de San Francisco. Diese Kirche beeindruckt durch die Arbeiten in der Fassade, die christliche und indigene Elemente miteinander verbindet. Mestizen-Barock nennt man das. Auch berichtet Denise hier, wie die katholische Kirche versucht hat, die indigene Bevölkerung "einzufangen". Nachdem ein normaler Kirchenbau keine "Heiden" bekehrt hatte, auch ein Kirchenneubau nicht, der besagte indigene Elemente mit eingebunden hat, nachdem die Jesuiten sich gescheitert sahen und die Franziskaner die Zügel in die Hand genommen hatten, nachdem auch versucht worden war, Pachamama-Aspekte in den katholischen Glauben einzuführen und nachdem all dies gescheitert war, wurden die Indios unter einem Vorwand in die Kirche gerufen; dort waren überall Spiegel aufgehangen, etwas, was die Indios nicht kannten; auf die Frage, was in den Spiegeln zu sehen sei, hätten sie geantwortet bekommen, dass dies ihre Seelen seien, die sich in der Kirche befänden. So seien die Indios an die katholische Kirche gebunden worden und seien bei der Kirche geblieben, ohne allerdings ihrem ursprünglichen Glauben abzuschwören. Hochinteressant all dies!
    Wir verlassen nun den eher indigenen Teil von La Paz, überqueren die Avenida Marescal Santa Cruz und widmen uns nun dem eher europäischen, kolonialen Teil, der ganz anders, viel ruhiger, aber dennoch auch in Teilen hübsch ist. In der Calle Jaen befinden sich etliche schöne Häuser, in denen heute eine Reihe von Museen untergebracht sind, auch das Familienhaus von Pedro Domingo Murillo, einem Kreolen, der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier anführte, bis er von diesen hingerichtet wurde.
    Von der Calle Jaen geht es am Teatro Municipal vorbei zur Plaza Murillo, dem wohl wichtigsten Platz auf dieser Seite von La Paz. Hier befindet sich das alte Regierungsgebäude sowie die - im Gegensatz zur Basilica San Francisco ganz schlicht neuklassisch gehaltene Kathedrale von La Paz und das Kongressgebäude. Direkt hinter dem alten Regierungsgebäude steht seit 2018 der von Evo Morales initiierte neue Regierungssitz, die Grande Casa del Pueblo. Das 29-stöckige moderne Hochhaus in Mitten der Altstadt ist stark umstritten. Der Bau kostete über 34 Millionen US-Dollar, was angesichts der Armut des Landes nur provozierend wirken kann.
    Hier endet unsere spannende Führung. Wir haben vieles erfahren, was so nicht im Reiseführer steht (ich kann hier nur auf einige Dinge eingehen) und haben nun eine gute Vorstellung von dem Ort, an dem wir unsere Zeit zubringen. La Paz ist definitiv ein sehr lohnendes Reiseziel.
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