• Burgos - Hontanas

    May 19, 2012 in Spain ⋅ 12 °C

    Heute Morgen sind die meisten umsonst früh aufgestanden. Die Herbergstür ist nämlich verriegelt und wird erst 06.30 Uhr geöffnet. Viele Wanderer warten im Aufenthaltsraum darauf auf die Strecke zu können. Ein junges Päärchen ist sehr aufgeregt. Die beiden müssen ihren Bus für den Rückweg bekommen. Irgendwann findet jemand heraus, dass man das Haus über die Dachterasse, wo man die Wäsche aufhängen kann, über eine Treppe verlassen kann. Da ist ein Knopf, der die dort ebenfalls verriegelte Tür öffnet.

    Wie bei einer riesigen Stampede stürzen die Leute aus der Herberge heraus.
    Kurz nach dem Start beginnt es etwas zu tröpfeln. Also wird erstmal wieder der Rucksack verpackt. Der Wetterwechsel hatte sich schon gestern Abend angekündigt. Am Mittag war es zwar noch heiß, gegen Abend allerdings zog sich der Himmel schnell zu.
    Der Weg hinaus aus Burgos ist wesentlich angenehmer als hinein. Ich habe das Gefühl ruckzuck aus der Stadt draussen zu sein. In den Gräsern am Wegesrand sucht jemand nach Schnecken. In dieser Gegend wohl ebenfalls eine Delikatesse.

    In Tardajos kehre ich in eine Bar ein und kaufe mir ein Salamibrötchen und ein Coissant. Zweites Frühstück.
    Endlich geht es auch von der Strasse und der Autobahn weg. Stille. Leicht aufsteigend führt der Weg durch ein schönes Tal an Getreidefelder vorbei. Ab und an habe ich schöne Aussichten auf die kommenden Wegabschnitte. Zum Beispiel herunter nach Hornillos del Camino.

    Hinter dem Ort, so hat man mir jemand erklärt, beginnt dann die Meseta…der „Tisch“. Eine Hochebene. Im Grunde eine sehr flache Agrarlandschaft. Was habe ich da vorher gelesen: unendlich, potteben, baumlos. Alles ein wenig übertrieben. Der Weg führt durch eine ganz sanft hügelige Landschaft. Bäume gibts reichlich, allerdings nicht am Weg, dieser ist schattenlos. Links und rechts nutzen Windräder die über die Landschaft streifenden Winde. Am nördlichen Horizont kann ich die Berge gut sehen. Für mich ist diese Agrarwüste nicht halb so eindrücklich, wie sie ab und an beschrieben wird, aber es ist schön mal von der Strasse weg zu sein und die Stille zu geniessen und einfach mal den vielen Vögeln zu lauschen, die hier in den Feldern zwitschern.

    Es regnet. Der Weg ist durch die Feuchtigkeit etwas matschig geworden. Bei San Bol wird der Schauer stärker und anhaltender. Ich hole schnell meinen Schirm aus dem Rucksack. Allerdings weht auch ein ganz schöner Wind. Der Regen kommt fast waagerecht daher und mein Schirm hat auch schon bessere Tage gesehen und ist ziemlich ausgeleiert.
    In einer Senke taucht dann unvermittelt (abgesehen von einigen Werbetafeln) das Ziel der heutigen Etappe auf: Hontanas.

    Ich erreiche den Ort kurz von 13 Uhr. Das ist gut, denn später setzt noch stärkerer Regen ein. Viele Wanderer in Regenausrüstung passieren meine Herberge bei strömendem Regen. Die gehen wohl weiter bis Castrojeriz.
    Ich habe bisher gute Erfahrungen gemacht, einfach da zu bleiben, wo ich um 13 Uhr bin. Bisher hatte ich eingentlich noch keine Probleme, eine Unterkunft zu finden. Allerdings habe ich schon oft erlebt, dass Leute, die erst später eintrafen abgewiesen wurden.
    Abends kucke ich mir gemeinsam mit einigen anderen das Spiel Bayern gehen Chelsea an. Da das Spiel bis zum Elfmeterschiessen geht, werde ich heute nicht mehr allzulange schlafen können.
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