• Hartnäckiges Dummstellen hilft

    21 ноября, южный Судан ⋅ ☁️ 36 °C

    FB: Es beginnt schon beim Versuch das Terminal des „Internationalen“ Flughafens in Juba zu betreten. Unhöflich und strikt weisen verschiedene Uniformierte darauf hin, dass wir gefälligst außerhalb des ramponierten Gebäudes zu warten hätten, bis man uns gnädigerweise zum Einchecken auffordert. Also eineinhalb Stunden auf unbequemen Sitzen, von denen wir sogar noch zweimal vertrieben werden, weil ein Wichtigtuer meint, diese Bänke umstellen zu müssen, damit Müll weggeräumt werden kann. Ich möchte den Flughafen gerne im Bild festhalten und frage einen Oberuniformierten, ob Fotos erlaubt seien. Ja klar, so die Antwort, warum nicht. Also drei Bilder von Müllhalden vor dem Terminal, vom so genannten VIP-Bereich und vom Terminal insgesamt. Große Aufregung, ein neu hinzugekommener Uniformierter spricht von illegalen Fotos, die ich sofort löschen müsse, weil der Flughafen derzeit renoviert würde. Ich berufe mich auf Uniformierten Nummer eins, der mir aber erklärt, seine Erlaubnis habe nur für Selfies und gegenseitige Fotos bestanden. Okay, ich lösche die inkriminierten Bilder. Dann aber soll ich die Fotos auch noch in der „recycle bin“, also im Papierkorb löschen. Jetzt nur noch dumm stellen und zwar hartnäckig. Nein, ich hätte keine Ahnung, wo der Papierkorb am i-phone zu finden sei. Und Internet hätte ich auch nicht, um das Vorgehen zu googeln. Was beides übrigens stimmt. Nach längerer Diskussion siegt die Dummheit.
    Ich kann mein Handy nehmen und werde entlassen. Der nächste Ärger trifft Christian. Bei der letzten Sicherheitsschleuse, unmittelbar vor dem Gate, wird er aufgehalten. Er führe seine Canon-Kamera zu Unrecht mit, er hätte sie beim Einreisen registrieren lassen müssen. Zwei sehr resolut wirkende „Beamte“ drohen mit Schwierigkeiten. Auch hier hilft wieder die Methode „dumm stellen“ und das möglichst lang und hartnäckig. Die Frage ob ich Journalist sei oder früher mal gewesen sei, beantworte ich mit der Lüge, nein, natürlich nicht, ich hätte vor meiner Rente mein Geld als Lehrer verdient. Dazu dann noch die schlüssig und authentisch wirkende, wenn auch erfundene Geschichte einer behördlichen Erlaubnis bei der Einreise, die Kamera mitführen zu dürfen. Irgendwann geben die beiden auf und uns die Kamera zurück. Was sie genau wollten, hat sich uns nicht erschlossen. Hört man Geschichten von anderen Reisenden im Südsudan, dann sind die beiden Zwischenfälle aber noch durchaus glimpflich ausgegangen.
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