• Unruhige Nächte

    May 14, 2024 in Georgia ⋅ 🌧 12 °C

    Tag 43 – 14. Mai 2024

    Um dem regnerischen Wetter zu trotzen, haben wir uns ein besonderes Ziel rausgesucht: eine heiße Schwefelquelle inmitten georgischer Natur. Angekommen stellen wir fest, dass es weniger einsam ist, als die Straßenzustände dorthin es uns vermuten ließen.
    Nach einem kleinen Inkognito-Rundgang (solange man nicht spricht, merkt keiner, wo man herkommt) stellen wir fest, dass ein Badetümpel mit Einheimischen und einer mit deutschsprachigen Touristen belegt ist, welche offensichtlich zu den anderen Campern gehören. Nach kurzer Beratschlagung ziehen wir uns die Badekleidung an und gesellen uns zu den anderen Reisenden. Es folgen 2 Stunden „garen“ im über 30°C warmen Wasser und viele nette Gespräche.
    Im Verlauf kommen immer mehr Georgier und Russen, welche einiges an Selbstgebranntem mitbringen und mit uns teilen wollen.
    Isi entzieht sich schließlich den Einladungen, indem Sie angibt, schwanger zu sein. Nachdem die Stimmung um uns herum immer ausgelassener wird und die ersten Auseinandersetzungen unter den Einheimischen beginnen, geht es für uns zum Abendessen kochen.
    Nach dem Essen wird der Platz nicht leerer. Es klopft und ein Georgier fragt, ob er sein iPhone laden könne. Wir verneinen, da wir kein Apple-Ladekabel haben.
    Eine halbe Stunde später klopft es wieder und diesmal gestikuliert und lallt ein weiterer Georgier (oder Russe?), wir sollen wegfahren. Mit Schulterzucken und einem „Please speak English“ verriegeln wir die Tür, was zu weiteren Klopfversuchen und schließlich provokativem Motorenaufheulen und durchdrehenden Reifen seines Mercedes neben uns führt. Leicht beunruhigt beobachten wir, wie er den Platz schließlich verlässt.
    Draußen wird es wieder hell, diesmal sind es jedoch Taschenlampen-Lichter, die den Weg mehrfach kreuzen und wieder verschwinden. Dann Dunkelheit, welche eine weitere halbe Stunde später vom rot-blauen Blinklicht eines Rettungswagens durchbrochen wird. Leicht beunruhigt, aber mit dem Wissen, dass wir hier nicht alleine sind, gehen wir schließlich schlafen und erfahren beim Austausch mit dem österreichischen Paar, welche wir am Vortag kennengelernt haben, dass einer der Holländer sich vergangene Nacht den Fuß gebrochen hat – deshalb also der RTW. Die Versorgung war wohl eher rudimentär. Die beiden haben noch ihren Dreckwäschesack zum Lagern des Beines mitgegeben und der holländische Kumpel des Verunfallten berichtet, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus die Betreuung selbst übernehmen musste. Klassische Spiegelrettung also, und das, obwohl die Fahrzeuge hier zu dritt besetzt werden.

    Nach einigen Stunden Austausch über Bullis und Reiserouten brechen wir auf und kommen gegen Abend in Poti, einer Hafenstadt am schwarzen Meer an. Bei einem Spaziergang durch die Stadt kundschaften wir unser Nachtquartier aus und stehen kurze Zeit später direkt an der Uferstraße mit Blick auf das riesige Binnenmeer.
    Mit Vorfreude auf die ruhige und friedliche Nacht gehen wir früh zu Bett. Der schnell einsetzende Dämmerschlaf wird allerdings jäh unterbrochen, als wir zunächst von Blaulicht, dann von Taschenlampen und schließlich vom Klopfen geweckt werden.
    Die Polizei möchte etwas von uns. Das erste Mal in Georgien. Man erklärt uns, dass dieser Ort hier vielleicht nicht sicher sei und dass wir doch besser bei der Polizei schlafen sollen. Auf unsere freundliche Ablehnung folgt ein weiterer Versuch uns zu überzeugen.
    „2 Years ago here were Hooligans who destroyed some cars“. Okay, das Argument und die Tatsache, dass zuvor schon einige Autoposer vorbeigefahren sind und es das erste Mal ist, wo uns die georgische Polizei anspricht (in der Türkei sind es locker 2-5 Kontrollen/Gespräche pro Tag) zieht. Wir stimmen zu und fahren kurze Zeit später im Blaulichtkonvoi zur Polizeiwache.
    Hier verbringen wir schließlich eine ruhige Nacht auf dem Polizeihof. Neben diversen Unfallfahrzeugen oder intakten, dafür aber polizeilich versiegelten Fahrzeugen.
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