• Im Büro bei Pablo alias der Dumdledore des Jakobwegs
    Noch ein Bild aus der Herberge in Sahagún. Die Herberge mit eigenem Fitnessstudio! #spanischeMessenAlbergue SahagúnJust Coca Cola thingsDer Punkt, an dem genau die Hälfte der Kilometer des Caminos erreicht ist! #HalbzeitFreudiges Einholen des PelotonsEmil auch da!Die Alberge gestern war 'Donativo', was bedeutet, dass man das Geld gibt, was man möchteGemeinsames Abendessen, von der Alberge geschenktMit dem Beat von 'we will rock you' den Jungen mit der Gruppe gerapt hahah #bisschencreepyaberwitzigPellegrino eveningsEine alte umgebaute Scheune und ich - mindfucked im BettNächster Tag: Rucksack für einen 5er ins nächste Dorf schicken lassen wie 2 andere Personen auchSpanish morningsDer Herbst steht auf der Leiter - Hitze 1:0 BäumeHappy AlexAnkunft bei der ersten Pause heute, nachdem die andere Truppe schon eine Stunde Pause machteHeutige Pause mit den Pelligrinos - 8 km to go to MansillaCool wie Bofrost der Koreaner, der für meine Füße prayteStempeljunge heute die Schöne

    18./19. Tag Sahagún nach Mansilla

    23 juli 2022, Spanje ⋅ ☀️ 30 °C

    Ich taufe diesen Beitrag: „Pablo‘s Machtwort“!

    Nachdem mir gestern nicht nach einem Blogeintrag war, da ich wohl im größten Tief meines bisherigen Caminos war, bin ich heute wieder umso freudiger gestimmt. Aber wieder einmal chronologisch:

    Den Marathontag mit Hilfe von vieler unglaublich schöner Telefonate gut gemeistert, welche ab 7 Uhr fast durchgehend bis 16 Uhr gingen, war ich dann doch während des Laufens sehr euphorisch. Meine Telefonzeit betrug an jenem Tag 6:12 Stunden, die AirPods Meter ohne Ende gemacht und der Handyakku neigte sich schneller als gedacht dem Ende. Sei es nach dem Aufstehen 7 Uhr, während des Frühstücks, nach dem Vormittagstraining, im Auto auf dem Weg zur Arbeit, aus dem Urlaub am Strand, während der Mittagspause oder nach getaner Arbeit - jeder Anruf war besonders und teilweise musste man 3-4 jener verpasster abarbeiten, da man sich manchmal doch über ne Stunde mit einer Person verquatschte. Ich bin jetzt wieder über alles informiert - sei es kaderinterne Neuigkeiten von Lok Leipzig, RB Leipzig und RB Frauen oder auch clubinternas, wie die letzten Wochenenden liefen bzw. auch über allerlei Leipziger Gossip!

    Mit einem richtigen Push in Saragún angekommen, erfolgte aber schnell die Ernüchterung. Diese setzte sich auch noch am Folgetag fort, nachdem ich gestern gegen 8:30 Uhr losgelaufen bin und durch die neu entstandenen Blasen die Schmerzen des Jahrhunderts hatte. Ich hab wirklich gekämpft bis nach Nossen-Ost, aber es ging einfach nicht. So musste nach 10 Kilometern eine Bank herhalten, welche nun wahrscheinlich einer Renovierung bedarf. Kurz mal alle Aufmerksamkeit im Dorf auf mich gezogen, suchte ich nach Lösungen. 7 Kilometer entfernt im nächsten Dorf gab es einen Zug, welcher einen für 4,10 Euro in 29 Minuten nach Leon gebracht hätte.

    Ich war mir sehr sicher, dass ich diesen nehmen würde. Hatte aber, da er 17:25 Uhr fuhr, noch jede Menge Zeit, so setzte ich mich erstmal in eine Bar. Bestellte 10:45 Uhr morgens völlig wütend ein Bier, weil ich komplett sauer in allen Bereichen war. Doch was dann passierte, war komplett magisch: jeder Pilger, der an der Bar vorbeilief, sah mein Leid und setzte sich für ein kurzes Gespräch zu mir. Tyron, ein Amerikaner, der an dem Tage schon bei Kilometer 29 war, ermutigte mich, dass ich den Kopf nicht in den Sand stecken soll und nach einem schlechten auf jeden Fall wieder ein guter Tag käme. Die Barfrau gab ein Eis auf ihren Nacken aus und dazu ein kleines herrliches Tapa.

    Den Tag zuvor mit dem Marathon noch probiert den Ausreiser zu machen, hatte mich das Peloton alias Hauptfeld gegen 12:30 Uhr eingeholt. Ich glaube kein Radsportler der Welt war jemals so glücklich, dies über sich so ergehen zu lassen wie ich es war. Lawkin, Kevin, Andres, Emil ohne Telefon und Yurang kamen mir mit einem fetten Grinsen entgegen gelaufen und freuten sich unglaublich mich zu sehen. Es war ihr finaler Ort für den Tag, nachdem sie 27 Kilometer gelaufen waren. Bei einem weiteren Bier wurde ich relativ schnell überredet, dass es doch gut wäre, heute mit ihnen in die Alberge im Ort einzukehren.

    Ich musste nicht lange darüber nachdenken und sagte sofort ja. Was mir in der Alberge widerfahren ist, machte mich sprachlos: Andres, ein Spanier, schenkte mir sein Glücksbringer, den ich um den Arm machen solle, der gegen die Schmerzen helfe; nachdem ich zusätzlich 2 Herpesjungs bekam, schenkte mir Lawkin seine Pflaster für die Lippe; ein Koreaner kam an mein Bett, fasste meine Füße an und sagte: I pray for you uuuuuund Pablo holte mich in seine Sprechstunde.

    Ich glaube, ihr erinnert euch bestimmt an ihn. Ich hatte Pablo in meinem ersten Beitrag getauft, nachdem er mir direkt nach dem Aussteigen aus dem Zug in Saint-Jean-Pied-de-Port aufgefallen ist. Er erzählte mir, dass er den Jakobsweg zum 9. mal liefe und solche Füße selten gesehen hat. Ich müsse sehr aufpassen, den Füßen immer viel Luft geben und ich solle sie schonen. Er sprach ein Machtwort aus: Alex, wenn du in Santiago ankommen willst, musst du dein Ego zurückschrauben. Gib deinen Füßen die Ruhe und lass morgen dein 11 Kilo Rucksack ins nächste Dorf liefern, laufe langsam und mach genug Pausen. Wenn es nicht geht, nimm den Bus!

    Na gut, wenn so ein Mann sowas von sich gibt, muss ich dem folgen. Heute morgen mein Rucksack ins 26 Kilometer entfernte Mansilla de las Mulas liefern lassen, war das wohl die beste Entscheidung seit langem. Komplett happy und befreit auf der Strecke gewesen, war das eine 180 Grad Wendung meiner Psyche. Super tolle Gespräche mit mega spannenden Personen heute führen können, bin ich erholt gegen 14 Uhr mit der Truppe um Lawkin und Co in Mansilla angekommen. Nicht wie gewollt in Leon, was noch ca 20 Kilometer entfernt ist, aber manchmal ist ein Rückschritt im Leben doch vielleicht auch nur Anlauf nehmen!

    Heute ist hier ein kleines Fest und wir Pilgernden wollen ein wenig auf die Pirsch gehen! Mit weniger Schmerzen am Fuß und einem wiedergenesenen Kopf freue ich mich auf den Abend!

    Seid herzlich gegrüßt ✌🏻🇪🇸

    📍333 km to go
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