N39 Jakobsweg

July - August 2022
A 31-day adventure by Alex Read more
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    July 4, 2022 in France ⋅ ⛅ 23 °C

    Ich sitze gerade in Bayonne am Bahnhof, zwei Kaffee und ne Cola intus und warte auf den Zug nach St-Jean-Pied-de-Port. Fühle mich ein wenig wie Harry, der am Gleis 9 3/4 auf den Hogwarts Express wartet, um endlich eingeschult zu werden. Zwar nicht mehr in die 1. Klasse, aber das Gefühl des Unbekannten ist ähnlich wie damals als es bei mir Richtung Einschulung ging. Eine absolute Vorfreude, auf das was kommt, aber auch so ein bisschen Wasser in der Buchse. Mein Schulranzen, alias Rucksack für den Jakobsweg, wurde wie damals von Mama ausgesucht und gepackt. Witzigerweise war man auch jetzt froh, als es dann endlich auf die Reise ging, weil früher wie heute Mama an alles zu viel dachte und irgendwann einem auf die Nerven ging. Liebe Grüße Mama, dein Sohn ist inzwischen 27 Jahre alt und bekommt es alleine hin, den „Schulweg“ zu bestreiten - hab dich trotzdem lieb!
    Ich weiß noch nicht genau, ob ich jeden Tag einen Blog schreiben werde. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich darauf Lust habe - möchte mich aber nicht an etwas binden bzw ein schlechtes Gewissen haben, noch eine Aufgabe heute erledigen zu müssen - wie ein weiser Mann einst sagte: alles kann, Nuss Mix! :) haha
    WhatsApp, Instagram, Mails und co werde ich aber definitiv deinstallieren. Ich liebe es verfügbar zu sein und die Möglichkeit zu haben, an allen Orten der Welt Kontakt mit den Menschen zu haben, die man gern hat, aber manchmal ist es doch auch mal schön antizyklisch zu handeln :)
    Soo, ich steig jetzt mal gleich in den Zug ein - keine Ahnung, wie man so einen Blogjungen schreibt, aber wird schon! Peace out und lange Haare ✌🏻
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  • Vorbereitung + Anreise

    July 4, 2022 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Die Vorbereitung auf die Reise war, wie es auch alle Menschen, die mich kennen, einschätzen würden: spontan. Mama auf den Donnerstag eingebucht, dass sie mich in Leipzig besuchen kommt, um gemeinsam mit mir shoppen zu gehen. Original hatte ich überhaupt keine Sachen und musste alles neu einkaufen gehen: den Rucksack, 3x Wandersocken, 2x Wanderschlüppis, 1 Trinkschlauch, Schlafsack, Handtuch, viel Fußpflege gegen Blasen uuuuuuund vor allem Wanderschuhe. Mein ursprünglicher Plan war es, die 800 Kilometer mit meinen Laufschuhen zu marschieren, was dann aber gnadenlos von der oberen Regierung, alias Mama und Verkäuferin komplett abgeschmettert wurde, fast beleidigend. Na gut, so wurden aus ursprünglich geplanten 400 Euro für die Ausrüstung, insgesamt 750 Euro. Aber wie sagt man so schön: man hat die Sachen fürs Leben!

    Die Reise nach Saint-Jean-Pied-de-Port hatte ich mir so gebucht, dass ich Sonntag, nach dem Sommerfest von der Arbeit aus in Hamburg nach Paris fliege, um von dort mit dem TGV nach Bayonne zu fahren. Alles schon gebucht, bekam ich Samstag 16 Uhr die erfreuliche Nachricht, dass der Flug nach Paris storniert wurde und nicht stattfindet. Ich, mich beschreiben dafür, an sich komplett Stress resistent zu sein, hatte das erste Mal so richtig Panik. Vom Kopf her hatte ich mich sehr lange auf die Reise vorbereitet und brauchte sie einfach maximal. Dies zu gefährden hat meinen Samstag Nachmittag/Abend sehr stark angegangen und dafür möchte ich mich bei all meinen liebgewonnenen Kollegen sehr entschuldigen!

    Samstag 20 Uhr hatte ich dann einen neuen Flug nach Paris gebucht, der sehr sehr teuer war und dazu, weil alle TGVs nun ausverkauft waren und ich meinen verpasst habe, einen Flug von Paris nach Biarritz nachgebucht, um pünktlich meine Reise starten zu können.

    Mit dem Aspekt, dass ich am 05.08. abends an den Platten stehen muss und möchte, habe ich genau 32 Tage Zeit, den Weg von 800 Kilometern zu gehen, welcher eigentlich für deutlich mehr bedacht ist inkl Ruhetage: was soll’s, wird gut!

    Zusammenfassend: die Vorbereitung + Anreise war stressiger als gedacht und hat mich viel Nerven abverlangt, aber jetzt ist die Vorfreude umso größer!
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  • Buen Camino!

    July 4, 2022 in France ⋅ ☁️ 18 °C

    Buen Camino! Das sind die zwei Wörter, die mich die nächsten 5 Wochen begleiten werden und ich muss sagen: diese das erste Mal gehört zu haben, nachdem man aus dem Zug am Bahnhof in Saint-Jean-Pied-de-Port ausgestiegen ist, hat einen sehr emotionalen Moment verursacht. Es sind ca 25 Pilger aus der ganzen Welt mit mir ausgestiegen, ein Mexikaner, den ich jetzt mal Pablo taufen werde, hat angefangen zu singen und war super gelöst und happy! Ich bin gespannt, ob ich Pablo nochmal begegnen werde - gepaart mit seiner Ukulele auf dem Rücken, finde ich die Persönlichkeit jetzt schon spannend!

    Vom Bahnhof dann, natürlich völlig unvorbereitet, weil man macht sich ja gar kein Stress, der Masse gefolgt, die bestimmt sich blendend informiert haben, wo es jetzt hingeht - dieses Gefühl hat nicht getrügt. Nach ca 15 Minuten Fußmarsch, mit meinen bestens nicht eingelaufenen Wanderschuhen, waren wir dann am Pilgerbüro, wo wir unseren Pilgerpass abgeholt haben inkl den ersten Stempel sammeln durften.

    Das fetteste Grinsen Frankreichs hatte ich auf den Lippen, als dieses Pilgerbüro die Hausnummer 39 pflegte und die Straße mit N anfing. N39 Jakobsweg also! The Hype ist auch hier real haha!

    Mit dem Erhalten des Pilgerausweises ging es dann für mich in die Herberge: 12 Euro für die Übernachtung im 12-Personenzimmer inkl Frühstück. Die Preise werden immer in diesem Bereich sein - der Umgang miteinander ist tatsächlich sehr wertschätzend, aber warten wir erstmal die Nacht ab! #schnarcherincoming

    Den Nachmittag damit verbracht, den Post auf Instagram zu formulieren. Auf die Social Media Auszeit freue ich mich mit am meisten! Auch wenn ich Instagram Storys sehr mag, weil ich diese als Reallife Tagebuch gern nutze, wird es eine spannende Erfahrung werden, einfach mal sich komplett rauszunehmen.

    Wenn ich euch ein was bitten darf: bitte kommentiert die Beiträge nicht bzw. verseht sie nicht mit Likes, sondern lest sie einfach nur, wenn euch mal danach ist, weil genau das sonst einen Social Media Charakter hätte 🍀

    Meinen ersten Tag hier in den Pyrenäen durfte ich damit abschließen tolle Telefonate mit Menschen, die mir wichtig sind, abzuschließen und habe lose beschlossen, dass die Telefonierapp, die einzige App werden wird, die ich nicht löschen werde. Bei einem Glas Wein, beeindruckender Aussicht mit Menschen sich auszutauschen, die man gern im Leben hat, ersetzt doch auch kein Jakobsweg!

    Ich bin den Weg angetreten, um keine Erwartungen erfüllen zu müssen. Ich freue mich zu telefonieren, wenn einem danach ist, sowie genauso hier Blogeinträge zu formulieren (die vorwiegend für meine Mama entstanden sind, weil sie ja sonst sich viel zu viele Sorgen macht), aber freue mich jeden ein wenig zu inspirieren, vielleicht irgendwann selbst solch eine Reise anzutreten!

    Auf geht’s in die erste Nacht - uuuuund los!
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  • Day 1

    4:40 Uhr!!!

    July 5, 2022 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Mit den Anfangsemotionen bepackt und nem Loch in der Flasche des Rosés, bin ich gegen 24 Uhr, nach ein paar alleinigen Tanzsessions dieser auf dem Bild gezeigten Weltklasse Tanzfläche, dann ins Bett gegangen. Völlig zufrieden mit AirPods auf dem Ohr und einer Schlafgeschichte der Calm App (absolute Empfehlung!!), trotz einem Riesen Schnarchkonzert eingeschlafen, hab ich gedacht: ich bin unbesiegbar.

    Joaaa. 4:40 Uhr sind die ersten völlig nervösen und übermotivierten Juris durchs Zimmer gestiefelt mit dem Lärm des Jahrhunderts und haben mich das erste Mal aus dem Schlaf geholt. Lektion 1: akzeptiere niemals das Hochbett direkt an der Tür, auch wenn du Deutschlands tiefsten Schlaf hast.

    Also ich bin schon tolerant, aber unternehmerisch gibt 4:40 Uhr auf so vielen Ebenen keinen Sinn: die Sonne geht erst 6:31 Uhr auf, es ist stockduster draußen und vor allem: das in den 12 Euro inbegriffenem Frühstück startet 6 Uhr. Gestern noch drüber lustig gemacht, warum es nur von 6-8 Uhr Frühstück gäbe und dass es ja komplett spät sei - wurde ich jetzt direkt eines besseren belehrt hahah

    Naja gut, dann starten wa den Tag mit 4 einhalb Stunden Schlaf und stellen das Unabhängigkeitsmotiv mal völlig hinten an, selbst entscheiden zu wollen, wie der Tag gegliedert ist ✌🏻
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  • Day 1

    1. Tag Saint-Jean nach Roncesvalles

    July 5, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Nachdem ich entschieden hatte, dass man an der Geschichte nichts ändern kann, ging es zum Frühstück. 2 Toast mit Serranoschinken, dazu ein Kaba - fertsch ist die vollwertige Mahlzeit.

    6:40 Uhr war es dann soweit! Mein erster Tag auf dem Jakobsweg - 24,7 Kilometer to go und wie die nette Dame im Pilgerbüro sagte, tatsächlich auch die Härteste aller 33. Die ersten Meter und Minuten waren sehr schwer und ich hab mir gedacht: warum machst du die scheiße eigentlich. Es ging direkt Berg auf und das für 2 1/2 Stunden. Die Tour de France startete nicht mit einer gemütlichen, sondern direkt mit einer Bergetappe. Das Wetter war düster, nebelig und ca 20 Grad warm. So richtig konnte ich mich nicht hochfahren, Musik auf die Ohren machte das nur ein wenig besser.

    Wie es dann aber irgendwann immer ist, kommt man an den Punkt, bei dem man warm wird und es anfängt zu laufen. Irgendwann war man im Flow angekommen und hatte sein Tempo gefunden!

    Nach 2 kleineren Pausen über jeweils 10 Minuten kam ich gegen 13:00 Uhr, nach ca 6 Stunden in Roncevalles an. Ich hab den Tag heute nur für mich genutzt und war noch nicht ganz offen beim Überholen der anderen Pilgerer oder bei den Pausen ein Gespräch anzufangen. Ich mochte es sehr, dass jeder dafür Verständnis hatte und einem ein Buen Camino oder Bon chemin entgegengerufen wurde.

    Pablo mit der Ukulele habe ich übrigens auf den letzten 3 Kilometern angetroffen, als ich ihn bergabwärts überholte. Ich glaub der Junge hat gute Chancen ein Caminofreund zu werden - absolut witzig und zuvorkommend, bin jetzt schon gespannt!

    Zusammenfassend waren die ersten 25 Kilometer schon sehr hart, gerade am Anfang. Aber zur Freude meinerseits bin ich blasenfrei geblieben, Kondi war absolut top und keinerlei Wehwehchen! Das Rot-weiß gepunktete Bergtrikot darf ich also mit gutem Gewissen morgen anziehen haha ✌🏻
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  • Day 1

    One night im Kloster

    July 5, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 15 °C

    Angekommen in Roncevelles wartete ein kleines Highlight auf mich: die heutige Herberge ist ein altes spanisches Kloster. Hätte mir das vor paar Jahren gesagt, dass ich mal ne Nacht im Kloster schlafen werde, hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt!

    Auf dem Camino sammelt man jeden Tag Stempel auf seinem Weg nach Santiago de Compostela. Der Erste erpilgerte soll natürlich immer ein Besonderer sein, so wurde es einer aus Wachs. Als Motiv habe ich den „arbor de la vida“ genommen - Lucio hat mir dazu einen 3 Minuten Vortrag auf spanisch gehalten, was daran besonders ist. 2 Jahre Schulspanisch reichen oft aus, aber dann mit nem klassisch sächsisch angelehnten spanischen Akzent aus dem Jungen was herauszufiltern, war dann doch eher schwierig.

    Umso mehr hat es mich gefreut, nach dem Einchecken den magischen Satz: una cerveza por favor zum Besten zu geben. Mit einer Aussprache, ihr wärt stolz auf mich gewesen!

    Das Mittagspilgermenü gerade bestellt, setzte sich Pablo mit einer Gruppe, die er frisch kennengelernt hatte, an den Nebentisch. Vielleicht spreche ich ihn morgen mal an, wenn mir danach ist, aber in einem Restaurant seine Gitarre (doch keine Ukulele) auszupacken und da mit Gesang loszurudern, erfordert halt wirklich meinen absoluten Respekt! Pablo ist jetzt schon einer von uns, hab schon Pläne mit ihm im Kopf zum Sunset im Hort geschmiedet hahaha

    Den Nachmittag hab ich mit Lesen und ein paar Telefonaten verbracht, nachdem die 1.700 bewältigen Höhenmeter auf 25 verteilten Kilometer dann schon sich so ein wenig bemerkbar gemacht haben - Magnesiumtablette ein und dann war allet wieder iO!

    Es gibt abends wohl oft Pilgermenüabende - völlig ohne Erwartungen für 11 Euro mir eine Abendessenskarte gekauft, wurde ich im Raum begrüßt damit, woher ich denn komme und wurde dann an den jeweiligen Tisch gesetzt. Auch, wenn ich heute eher noch ungesprächig mit anderen Pilger*innen war, muss ich doch sagen, dass es echt nett war!

    Lawkin aus Dublin, Florian aus München und Meggy aus Cleveland United States waren ne spannende Mischung. Lawkin Regisseur des Dublin Streicherorchesters, Florian alias der Forscher eine wichtige Lebensentscheidung vor sich und Meggy als spiritueller Trip hatten echt spannende Anekdötchen zu erzählen. Bei ner gemeinsamen Flasche Wein wurde der Abend ausgeklungen, sogar noch weiter, nachdem wir aus dem Essenssaal für Durchgang 2 rausgebeten wurden.

    Ich glaube, ich habe Lust auch viel über die Geschichten der Menschen, die ich hier getroffen habe, zu erzählen. Sehr sehr spannend!

    Natürlich aus der ersten Nacht gelernt, verabschiede ich mich heute schon 21:30 Uhr ins Bett - das Bett in der hintersten Ecke des Raums ohne mögliche Störfaktoren einer Tür gewählt, hoffe ich auf eine bessere Nacht! ✌🏻
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  • Day 2

    2. Tag Roncesvalles nach Zubiri

    July 6, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Tour 2 stand an! Ich muss sagen: die Nacht war super. Irgendwelche Hektoren sind wieder 5:30 Uhr aufgestanden, aber glücklicherweise hat es mich heute nicht gestört. Profi wie ich bin, hatte ich ja mein Bett in der hintersten Ecke reserviert. Ab um 6 Uhr hörte man dann Klostergesänge eines Chors, die aber so himmlisch waren, dass ich nur noch besser geschlafen habe ☺️

    7:30 Uhr wurde ich dann von der Schwester geweckt, dass das Kloster um 8 Uhr schließe - na gut, frisch gemacht, kurz Füße mit Hirschtalgsalbe eingecremt, Wandersocken drüber und los ging die Tour. 20,7 Kilometer standen heute auf der Taktiktafel - nach gestern eigentlich ein Klacks! Ich kam perfekt in die Wanderung rein, extra mir das Frühstück noch offen gelassen, dass man motiviert war bei Kilometer 5 in ein Lokal einzukehren. Gerade mit einem sehr hohen Essensmotiv liefen die ersten Kilometer deshalb geschmeidig wie ein junges Reh und ich kehre nach ca. 1 1/2 Stunden Wanderung bei Emilio ein. Sau geiles Frühstück hatte der Mann! Dort die Lawkin, der Ire; Florian der Forscher aus München und die Amerikanerin angetroffen, kurz Abgegrüßt und weiter ging’s :)

    Ich war heute wieder wenig offen auf dem Weg - normalerweise bin ich genau das Gegenteil, aber irgendwie ist es mir noch nicht danach mit Menschen auf dem Pilgerweg zu interagieren. Es sind 3-4 Jugendtruppen im Alter von 25-30 hier unterwegs, die sich schon untereinander gefunden haben und hatten immer mal gefragt, ob ich mitlaufen möchte, aber vielleicht ja die nächsten Tage!

    Ca 13 Uhr nach 5 Stunden kam ich in Zubrini an - beim Ortsansässigen Fleischer mit Chorizo eingedeckt, ne Cola und ein Baguette und mich auf den herrlichen Marktplatz gesetzt, wo ich auch diesen Beitrag schreibe. Just in dem Moment kommt Lawkin vorbei und fragt, ob ich ein Bier mit trinken kommen mag - na los, Life could be worse! ✌🏻🍻
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  • Day 2

    Angekommen

    July 6, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich taufe diesen Beitrag mit „angekommen“. Warum? Es war irgendwie ein unerwartet magischer Nachmittag. Bisher jede Art von Konversation vermieden, hatte mich Lawkin auf das Bier mit eingeladen - ich kam etwas später dazu und er saß in der Gruppe aus einer Mischung der Jugendtruppe und den Älteren.

    Normalerweise ist es mein Job, Menschen zu connecten und sie in bisher geschlossene Kreise zu integrieren, aus einem Netzwerk, was man bereits geknüpft hatte. Ich weiß auch nicht warum, aber ich hab es total genossen. Ich war der noch Unbekannte, alle waren interessiert, aber sehr vorsichtig. Und genau dadurch habe ich mich geöffnet, weil einfach alles so unglaublich ungezwungen war und jeder es akzeptiert hätte, wenn man einfach aufsteht und geht.

    So habe ich am Tisch die erste deutschsprachige kennengelernt, Stella ist ihr Name. Sie hat in London studiert und mit einem Studienkumpel beschlossen, dass sie gemeinsam den Camino gehen wollen. Allerdings nur 14 Tage - die anderen 19 Etappen werden sie nächstes Jahr laufen, weil es zeitlich nicht anders geklappt hat.

    Dann war noch ein Mädel am Tisch, die in New York Manhattan wohnt. Ich erstmal komplett fasziniert, weil New York die Stadt ist, die noch auf meiner Bucketlist steht, aber auch direkt dachte: Digga New York Manhattan, was los mit dir - Mieten hoch bis nach Nossen. 2.200 Dollar Miete war es dann am Ende, aber nach dem IT Studium sie es sich gut leisten kann.

    Den Nachmittag wieder mit Lesen und telefonieren verbracht, ging es dann nochmal mit einer anderen Gruppe von 2 Israelinnen an den Fluss und dem New York Mädel - ich werde alle Namen noch rausbekommen - und nach einem kleinen Powernap dann zum Dinner.

    Dort habe ich ein Brüderpaar kennengelernt, was in Spanien geboren wurde, aber ihr ganzes Leben in Washington DC verbracht hat - der große Bruder 23 Jahre alt, der jüngere 14. Jetzt mal Hand aufs Herz, welcher von uns hätte sich mit 14 vorstellen können, den Camino Frances über 800 Kilometer zu laufen? Sau krank!

    Lawkin, Meggi und der Forscher waren wieder mit dabei - sowie viele andere spannende Persönlichkeiten, worüber ich die Tage schreiben werde! Jetzt heißt es erstmal Nachtruhe, morgen steht die Pilgerung nach Pamplona an und warum das es gerade in diesen Tagen sehr in sich hat, pack ich morgen in den Blog ✌🏻

    xoxo

    P.S.: ich wurde heute von Meggie, der Amerikanerin, für mein gutes Englisch gelobt - wenn jemand, der das hier liest, die Nummer von Helge oder Jeff hat, schickt es den beiden gerne mal - wären absolut stolz auf mich! hahahaha #OnePizzaHawaiiPlease
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  • Day 3

    Sanfermines!!!

    July 7, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 25 °C

    Gestern mit einer Freundin, die Halbspanierin ist, telefoniert - völlig verzweifelt gewesen, ob sie ein Tipp hätte, was man in Spanien neben Airbnb und Booking.com denn an Alternativen zum schlafen hat, konnte sie mir die Frage nicht beantworten.

    Bevor ich auf die heutige Etappe eingehe, möchte ich gern diesen Beitrag einschieben: heutiges Ziel war Pamplona! Für viele wahrscheinlich ein Begriff, aber genau in diesen Tagen ist hier Sanfirmenes. Ich kannte es von Galileo, aber für alle Unwissenden: es ist eines der größten Feiertage in ganz Spanien. Durch die engen Gassen der Innenstadt werden Bullen losgeschickt und irgendwelche Verrückten rennen davor weg und hoffen nicht erstochen zu werden.

    Aus dem Grund befinden sich hier gerade ca. 1 Millionen Menschen in der Innenstadt, die dieses Ereignis sich nicht entgehen lassen wollen. Wir Pilgerer wurden alle vorgewarnt, nicht Halt in Pamplona zu machen, da alle Herbergen geschlossen sind und Airbnbs ab 300 Euro pro Person die Nacht anfangen.

    Der Alex Langner Instinkt hat mich noch nie in meinem Leben getrübt und so bin ich einfach nach Pamplona heute gelaufen, weil ich mir dachte: wird schon alles gut werden. Ein paar Spanischkenntnisse sind vorhanden, Französisch/Englisch ebenfalls und wenn nicht einfach nett lächeln.

    So begab es sich, dass ich 13 Uhr angekommen bin - zu einer Herberge gelaufen, die ausgeschildert war und nach einem Platz gefragt habe: ihr werdet es kaum glauben, aber es gab genau noch einen Platz und diesen hab ich bekommen. Gefühlt noch nie so gefeiert, hab ich den Jungen direkt eingebucht und bin immer wieder happy, dass einfach mal machen, immer wieder klappt!

    Warum ich diesen Post eigentlich formuliere: hier ist völliger Ausnahmezustand, ein paar andere Pilgerer angetroffen, lassen wir uns heute so richtig schön voll laufen und gehen mit dem Vibe! Es ist unglaublich hier - ganz heimisch hat mir Helmut seine Sonnenbrille für 4 Euro verkauft, alle Menschen sind traditionell in Rot-Weiß gekleidet und wir Pilgerer feiern. Wir feiern das Leben, die Unbeschwertheit und das einfach-mal-machen. 90% der anderen Pilgerer können dieses Erlebnis heute nicht mit uns teilen, da sie Respekt vor den Menschenmassen hatten. Daher gilt es, genau für diese Mitzutrinken!

    Auf Pamplona, auf den Camino und auf das Leben - Prost! 🍻

    #ichbindannmalvoll
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  • Day 3

    3. Tag Zibiri nach Pamplona

    July 7, 2022 in Spain ⋅ 🌙 17 °C

    Heute ging es von Zibiri Richtung Pamplona - ca 20 Kilometer. Angefangen hab ich den Tag, indem ich mir aber wirklich gar kein Stress machte. Allgemein auch die ersten 8 Kilometer waren völlig entspannt - die Frühstückspause in einem super süßen kleinen Lokal an einem Fluss gemacht. Dort wieder einmal Lawkin getroffen, der Mann ist echt überall!

    Lawkin war unterwegs mit Frederick, einem 60. jährigen Mann aus Australien und zwei Franzosen. Einer von den beiden macht den Camino de silencio - Sau krank einfach.. 5 Wochen kein einziges Wort reden und mit Zeichen, Zettel und Block sich ausdrücken. Den Rosenkranz stets in der Hand, was dafür wohl ein Zeichen ist.

    Die Truppe um Lawkin hat im Dorf vor Pamplona Rast gemacht, da sie Angst vor der Ausbuchung der Pilgerherbergen hatten. Ich hatte ursprünglich auch überlegt mit ihnen zu verweilen, war aber dann noch so fit, dass ich einfach weitergelaufen bin.

    Die Landschaft heute war atemberaubend. Super schöne kleine spanische Dörfer, wie auch die Natur und die Aussichten. Das Wetter war zum ersten Mal sonnig und nach einer telefonischen Aufforderung habe ich mich dann auch heute morgen mit 50er Sonnencreme eingecremt - man solle ja nicht alt und schrumplig zurückkommen!

    Den Weg bin ich wieder alleine gelaufen - ich hab im Gefühl, dass ich das auch erstmal so beibehalte. Die Nachmittage sind immer umso mehr voll von Menschen, wie auch der Heutige!

    Die ganzen Eindrücke von heute, auch der Abend muss erstmal sacken. Mit ein wenig Restalkohol verabschiede ich mich aber erstmal in die Nacht, morgen geht es ein wenig eher raus, da um 8 Uhr die Stierrennen losgehen und dadurch die ganze Stadt gesperrt wird! Bonne nuit ✌🏻
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