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- Dec 1, 2024
- ☀️ 12 °C
- Altitude: 1,079 m
CyprusLagouderá34°57’47” N 33°1’6” E
Lagoudera -> Kalo Chorio Oreinis

Zypern und ihre Menschen – sie sind mir ein Rätsel. Zunächst das weniger Positive: Nachdem ich gestern um 18:30 Uhr (!) eingeschlafen bin, werde ich um 05:45 Uhr mit dem Gedanken wach, dass heute Sonntag ist, was bedeutet, dass wieder gejagt wird. Keine zwei Minuten später fällt schon der erste, sehr nahe wirkende Schuss. Ich eile auf, schalte meine Stirnlampe ein und packe mich schnellstmöglich zusammen, um nicht unfreiwillig in die Schusslinie zu geraten. Ich verfluche die Jagd und auch die Menschen, die daran teilnehmen und dabei Freude empfinden. Es gibt hier ohnehin kaum Tiere – warum also sogar auf Vögel schießen? Ich verstehe es einfach nicht 😕
Ich erreiche nach einem Kilometer Lagoudera, das ich aber direkt wieder in Richtung Sonne verlasse. Hier packe ich nochmal mein Zelt aus und lege es zum Trocknen auf. In der Zwischenzeit hole ich den Kocher heraus und bereite mein Frühstück vor. Als alles getrocknet ist, folge ich einem schönen Wanderpfad und höre dabei rundherum, wie die Schüsse fallen. Ich bin absichtlich laut, um mich stets bemerkbar zu machen. Etwa bei der Hälfte meiner Etappe komme ich an einer Kirche vorbei, die eines der vielen UNESCO-Weltkulturerben ist, an denen man immer mal wieder unverhofft entlangkommt.
Nach etwas Asphalt und einer langen Schotterpassage erreiche ich Agios Epifaneios, wo ich mir im Vorhinein bereits ein Restaurant ausgesucht habe, dem ich einen Besuch abstatten möchte. Und hier komme ich zum absolut Positiven, was die Zyprioten betrifft: die uneingeschränkte Gastfreundschaft und Menschlichkeit! Da die Speisen allesamt Fleisch und Fisch enthalten, bestelle ich einen Salat als Hauptgericht, Pommes und ein Bier dazu. Ich erhalte eine riesige Schüssel Salat (die reicht mindestens für vier Personen), ein großes Bier und die Pommes, dazu noch Brot und einen Krug Wasser. Nach kurzer Zeit kommt die Kellnerin nochmal mit einem Teller Fleisch vorbei, den sie mir als Geschenk des Hauses anbietet. Ich danke ihr und erkläre, dass ich kein Fleisch esse. Etwas verdutzt dreinblickend, nimmt sie es zur Kenntnis und verlässt den Tisch wieder. Ich gebe alles und schaffe es tatsächlich, wirklich jeden Krümel aufzuessen🫃
Als ich vollgestopft zur Kasse gehe, gibt mir der Chef des Hauses zu verstehen, dass ich nichts bezahlen muss. Ich werde von ihm eingeladen! Unglaublich! Er und seine Crew fragen mich noch, woher ich komme und wohin ich heute noch gehe, und stecken mir schließlich noch zehn Mandarinen zu! Ich kann es wirklich nicht glauben, wie unfassbar freundlich die Menschen hier sind ☺️
Gut, zugleich frage ich mich auch, welchen verlumpten Eindruck ich womöglich mittlerweile hinterlasse – aber das ist eine ganz andere Geschichte 😅
heute: 28,5 km, 590 hm
gesamt: 341,6 km, 8.804 hmRead more