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  • Day 3

    Gegensätze

    March 13, 2022 in Morocco ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute werde ich mir die Mosquee Hassan II mit einem Guide anschauen. Selbstständig durch das Areal zu laufen ist leider nicht möglich, da es nach wie vor ein religiöser Ort ist, der für Gebete genutzt wird. Es ist zudem die einzige Moschee die für Nichtgläubige zugänglich ist. Der Weg dorthin ist abenteuerlich. Ich bin auf Reisen gerne zu Fuß unterwegs um die neue Stadt kennenzulernen, und ein besseres Gefühl von der Kultur und den Menschen zu bekommen, und so folge ich der Wegbeschreibung von Google Maps, die mich zu Anfangs noch den gleichen Weg von gestern entlang führt. Doch auf halber Strecke nehme ich eine andere Abzweigung und befinde mich wenig später in einem eher ärmlichen Viertel wieder. Das ist im Grunde nichts ungewöhnliches, da der Großteil der Bevölkerung arm ist und in einfacheren Behausungen wohnt. Doch diese Gegend hier ist etwas anders. Ich gehe weiter die Straße entlang, doch je weiter ich gehe, desto unwohler fühle ich mich. Schon von weitem ist zu erkennen, daß ich nicht von hier bin und folglich auch nicht hierher gehöre. Und so ist es nicht verwunderlich das mich die überwiegend männlichen Einheimischen mit einer Mischung von Neugier und Argwohn betrachten. Ich fühle mich seltsam und fremd hier. Obwohl ich kein sehr ängstlicher Typ bin, habe ich doch ein mulmiges Gefühl während ich hier durch die Straßen gehe. Überall liegt Dreck, Müll und kaputte Autos die schon auseinander gefallen sind und seit gefühlten Jahrzehnten dem Verfall überlassen wurden. Der Gestank der am Straßenrand liegenden Abfälle steigt mir in die Nase, während kaputte, heruntergekommene und verwahrloste Gebäude, von denen teilweise nur noch das Fundament mit ein paar übriggebliebenen Mauern besteht, meinen Weg begleiten. Zu beiden Seiten der Straße folgt eine Autowerkstatt auf die Nächste, jeweils 'bewacht' von seinem Besitzer. Selten war der Gegensatz der Bevölkerung so krass wie hier, im sprichwörtlichem Sinne trifft hier bettelarm auf reich. Nach etwa 10 Minuten entscheide ich mich umzudrehen und zurück zur Hauptstraße zu gehen. Von dort ist es nicht mehr weit zur Moschee, die schon von weitem an ihrem Turm zu erkennen ist. Ich besorge mir ein Ticket und warte in der Halle auf den Beginn der Tour. Wie sich herausstellt bin ich die einzige Deutsche und habe somit einen Guide ganz für mich alleine. Ehrlich gesagt wäre ich lieber in einer Gruppe unterwegs gewesen, da hier oft Fragen gestellt werden, die ich gar nicht auf dem Zettel hatte, und ich dadurch mehr Wissen in Erfahrung bringen kann. Ein kleiner Spaziergang führt mich am Wasser entlang, und ich mache Rast in einem kleinen stylischem Café. Später am frühen Nachmittag mache ich noch einen Abstecher zum Royal Palace, leider vergeblich, selbst der Blick auf das Eingangstor bleibt mir durch die hohen Aussenmauern verborgen. Naja, einen Versuch war es Wert. Auf dem Weg zurück höre ich plötzlich Schreie, drehe mich um und stehe einer wildfremden Frau vis-a-vis gegenüber. Ich bin so erschrocken, daß mein Herz einen Schlag lang aussetzt. Sie hat ein Messer in der Hand und blutet am Arm. Mir schießen die Tränen in die Augen und ich gehe schnell weiter um Abstand zwischen mir und der Frau zu bekommen. Neben mir hält ein Auto, und ein Mann fragt mich, ob alles in Ordnung ist. Ich bejahe und gehe weiter, doch er scheint nicht überzeugt zu sein und fährt mit geöffnetem Fenster neben mir her. Ich versichere ihm mich nur wegen der Frau erschrocken zu haben, woraufhin er beruhigt weiterfährt und mich nach wie vor paralysiert zurück lässt. Mit schnellen Schritten und wiederholten Blicken über meine Schulter, gehe ich zurück in die mir bekannten Gassen und kehre im nächsten Lokal ein. Um mich etwas zu beruhigen verweile ich hier eine zeitlang, während ich etwas trinke und eine Kleinigkeit esse.Read more