• Salina Turda und Roma-Kultur

    19 september, Roemenië ⋅ ☀️ 18 °C

    Lange grell beleuchtete Gänge, ein etwas muffiger Geruch, schwarz-weiß marmorierte Wände und weiße Knollen, die wie Schimmel an den Füßen der Wände zu wachsen scheinen- so empfängt uns die Salina Turda.

    Wir befinden uns im ältesten Salzbergwerk Siebenbürgens. 1075 erstmals erwähnt, wurde hier bis 1932 Salz abgebaut. Danach wurden die Stollen als Luftschutzbunker und Käselager genutzt, bis man sie 1992 zu einem Schaubergwerk umgestaltet hat.

    Wirklich alles ist hier mit einer Salzkruste überwachsen.
    Schon jetzt schleichen wir staunend die Gänge entlang, bis es dann richtig irre wird und wir am oberen Rand des Rudolfstollens stehen. Ganz konkret befinden wir uns auf einer mehr oder weniger vertrauenserweckenden Holzgalerie und schauen 42 Meter in die Tiefe. Weit unter uns erkennen wir ein Riesenrad, Billardtische, Tischtennisplatten und einen kleinen Spielplatz.

    Wir laufen die Holztreppen hinab und entdecken in jedem der 13
    Stockwerke eine neue Marke, die uns anzeigt, in welchem Jahr wir uns gerade befinden. Unten angekommen, stehen wir auf einem riesigen Gelände. Oh ja, Minigolf gibt es auch noch! Von der Decke hängen lange Bindfäden aus Salz herab.

    Noch unter uns liegt der Theresienstollen mit einem kleinen See, auf dem man Boot fahren kann. Die schwimmende Insel wirkt wie eine eigene Welt aus einem Steampunk-Universum. Wir staunen! Hier kann man doch ganz wunderbar einen Tag mit der Familie verbringen - 112 Meter unter der Erde!

    Wieder unter Tageslicht beschließen wir, uns das Örtchen Turda anzuschauen.

    Beim Parken fällt mir ein Gebäude ins Auge, dass aus der Ferne an einen asiatischen Tempel erinnert. Wir schauen genauer hin und stehen vor einer imposanten Bauruine. Die riesige Villa hat unzählige Säulen, das blechbeschlagene Dach ist reich verziert.
    Später, bei einem selbstgebrannten Schnaps, werden wir die Geschichte dieser Villen erfahren: Sie sind an verschiedenen Orten in Rumänien zu finden und sind hier als Roma-Paläste bekannt.
    Roma, die es zu Wendezeiten vor allem mit Kupfer- und Altmetallhandel zu Reichtum gebracht haben, wollten mit diesen repräsentativen Prunkbauten zeigen, dass sie im Leben etwas erreicht haben. Die Architektur und Innenausstattung dieser Häuser wirkt in ihrer Umgebung oft exotisch, spiegelt aber die Kultur ihrer Besitzer wieder und schreit laut: Schaut her! Finanziell stand hinter diesen Bauvorhaben oft die gesamte Großfamilie.
    Die Häuser dienten mehr als Prestigeobjekt, das Respekt in der Gemeinschaft mit sich brachte, als dass sie als Wohnraum genutzt wurden. Es heißt, dass die Roma nur einzelne Räume oder im Sommer lieber das Zelt im Garten bewohnten. Es bleibt zu sagen, dass der Großteil der Sinti und Roma sich keinen eigenen Palast leisten kann. Nach wie vor leben sie als marginalisierte Gruppe in prekären Verhältnissen und am Rande der Gesellschaft.

    In Turda haben wir es uns gut gehen lassen. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass hier im 16. Jahrhundert ein Edikt zur Religionsfreiheit in Siebenbürgen erlassen wurde. Da passt es doch ganz gut, dass wir hier neben der orthodoxen Kirche noch eine katholische und eine calvinistische entdeckt haben. Es lebe die Vielfalt!
    Meer informatie