• Fast Schwarzwald

    29 juli 2024, Turkije ⋅ ⛅ 18 °C

    Zur georgischen Grenze… Man schaue sich die Dimensionen der Türkei auf der Landkarte an: Erst vier Tage oder 1800 Kilometer später weichen die kurvigen Asphaltbänder des anatolischen Hochlandes den steilen Serpentinenschwüngen, mitten hinein in die gewaltige Hochgebirgskulisse des Kaukasus. Ab Georgien säumen wieder orthodoxe Klöster mit goldenen Kuppeln statt Moscheen meinen Weg.

    Die Strecke von Şavşat, also von der Türkei nach Gori in Georgien, führt durch eine der eindrucksvollsten und zugleich rauesten Landschaften des Kaukasus. Hier wechseln sich dichte, moosbewachsene Wälder mit kargen, windgepeitschten Hochebenen ab, während die Strasse sich durch abgelegene Täler und über hoch aufragende Pässe windet.

    Von Şavşat aus geht es zunächst durch grüne Berghänge und dichte Nadelwälder. Die Region erinnert an den Schwarzwald, ist geprägt von unberührter Natur, in der gelegentlich kleine Dörfer mit ihren typischen Holzhäusern auftauchen. Der türkische Kaukasus ist hier wild und ungezähmt – in den Morgenstunden hängen dichte Nebelschwaden über den Tälern, und die Gipfel sind selbst im Sommer oft von Schnee bedeckt.

    Der Übergang nach Georgien führt über den Ardahan-Posof-Pass oder alternativ den abgelegeneren Kartsakhi-Übergang. Beide Strecken verlaufen durch zerklüftetes Hochland, wo der Wind ungehindert über die kargen Weiten fegt. Die Grenze ist eine unscheinbare Schneise zwischen Bergen – hinter ihr ändert sich die Landschaft abrupt.

    Auf georgischer Seite erstreckt sich das Javakheti-Plateau, eine kühle, hochgelegene Hochebene mit weitläufigen Grassteppen und einsamen Seen. Das Gebiet wirkt fast surreal – kaum Bäume, nur weite, windige Ebenen, in denen verstreute Dörfer mit halb verfallenen Steinhäusern und alten sowjetischen Relikten auftauchen. Viehherden und Pferde ziehen über die Hügel, Schäfer leben in kleinen Steinhütten, oft fernab jeder Strasse.

    Je weiter man sich Gori nähert, desto sanfter wird die Landschaft. Die Berge weichen hügeligen Feldern und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Hier beginnt das Herzland Georgiens, wo Weinberge und alte Klosteranlagen die Szenerie bestimmen. Gori selbst, die Heimatstadt Stalins, liegt am Rand dieser weiten Ebene – ein Kontrast zur wilden Einsamkeit des Kaukasus, durch den man gerade gereist ist.
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