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  • Day 87

    Durmitor Gebirge zur Tara Schlucht

    May 4, 2022 in Montenegro ⋅ ⛅ 13 °C

    Die Reise geht nun immer höher und weiter die Berge hinauf. Die Wege führen uns an den schneebedeckten Gipfeln vorbei, die sich immer höher auftürmen. Darunter liegen weite Wiesen, die saftig grün scheinen und hier und da kleine Häuschen mit bunten Dächern tragen. Je höher wir kommen, desto mehr ändert sich auch die Vegetation. Grünen im Tal schon die Buchen, werden sie weiter oben von Nadelbäumen abgelöst und haben nur spärlich ihre Knospen geöffnet. Wir finden im Dorf Duzi einen traumhaften Stellplatz. Mitten auf der Wiese, umgeben von Kühen und Schafen, an der Schlucht Niska, in der sich der Fluss Bukovica mit dem Fluss Komarnica vereint. Zu all dem, was das Auge kaum fassen kann, wird das ganze noch von einem Felsmassiv gerahmt. Es sieht so märchenhaft aus. Auch wenn das Camp noch nicht geöffnet hat, werden wir von Marija und Batu sehr lieb empfangen, mit Obst, Kuchen und Priganice verköstigt, und bekommen auch noch Insider Tipps für das Land. Da die saftigen Wiesen zum Spazieren einladen, schauen wir uns das 40 Seelendorf näher an und kehren sehr bald bei einem Einheimischen „Onkel Gotan“ ein. Er läd uns zum landestypischen Schnaps Rakija ein, der in einer Holzhütte vor sich hin brodelt. Wieder einmal zeigt das Land seine Gastfreundschaft. Es wird Kaffee serviert und Süßes von den kleinen Töchtern gereicht. Niemand spricht englisch aber man fühlt sich willkommen und verstanden. Überall sind Tiere und ich kann mein Kuscheldrang ordentlich auskosten. Auch wenn die Montenegriner viel Fleisch essen, gibt es hier für die Tiere zumindest viel Platz und ein angenehmes Dasein auf Wiesen und an der Luft. Wir torkeln zurück zu unserem fahrenden Zuhause und sind glücklich über so schöne Begegnungen. Am nächsten Tag reizt die Schlucht und der blaue Fluss zum hinabsteigen, um die Felsen auch mal von unten zu sehen. Auf- und Abstieg gestalten sich sehr abenteuerlich da wir einfach drauf los laufen aber man ist mittendrin, am Wasser, zwischen den Bäumen und am Felsen. Fehlten nur noch die Adler, die sich hoffentlich irgendwann zeigen. Danach fuhren wir noch ein Stück höher zum Eingang in den Durmitor Nationalpark, welcher beim Dorf Zabljak auf ca. 1456m liegt. Das sehr touristische Dörfchen ist das höchstgelegene im Balkan und wird sowohl in der Wander- als auch währender der Skisaison aufgesucht. Da wir wandern wollen, parken wir außerhalb der Stadt zwischen den Fichten, mitten im Wald und kuscheln uns bei ca. 4 Grad Außentemperatur gut ein. Hier oben wartet der Frühling noch etwas und den Schnee haben wir doch noch nicht ganz hinter uns gelassen. Es hat dieses Jahr wohl heftig geschneit und die Berge halten an ihrem weißen Gewand fest. Ein überragendes Bergpanorama, um an einem sonnigen Tag zum Schwarzen See „Crno jezero“ zu laufen. Wir starten eine kleine Tagestour um den See herum und durch den anliegenden Kiefernwald, der wohl auch dem See seine charakteristische Farbe gibt. Man muss ständig anhalten, die Blicke speichern und die Aussicht genießen. Wirklich ein besonderer Ort, an dem auch ein Phänomen „Bifurkation“ herrscht: im Winter fließt Wasser vom kleinen See in den Großen und anders herum im Sommer. Dann trennen sich auch die Seen an einer Stelle und man kann über eine kleine Landbrücke auf die Halbinsel laufen. Es gab unglaublich viele Frösche im See, hab sogar einen geküsst aber es ist nichts passiert, außer dass er sich an meine warme Haut gedrückt hat ☺️ am Abend gönnen wir uns leckeres traditionelles Essen, sitzen in gemütlicher Atmosphäre und genießen die Freundlichkeit der Einwohner.
    Nicht weit von Zabljak liegt die Tara Schlucht, durch die der eisblaue Tara Fluss fließt. Der Canyon ist mit über 1300m Europas tiefster und weltweit sogar einer der tiefsten Schluchten. Hier grünt alles in frischen Frühlingsfarben, Apfel- und Birnenbäumchen präsentieren ihre Blütenpracht und alles macht sich bereit für den Sommer. Zum Glück hat die Saison noch nicht ganz angefangen, sodass wir fast alleine sind und an der ZIP Line über den Canyon nicht anstehen müssen. Es war mir ein großer Wunsch ein wenig zu fliegen und an so einem Ort nochmal umso mehr. Im Kombipaket und nach einem netten Gespräch dürfen wir gleich auf der Wiese des Landepunktes parken und ich bekomme einen zweiten Wunsch etwas günstiger: Rafting durch die Tara. Der Fluss ist durch die Schneeschmelze aktuell gut gefüllt und etwas wilder, also mehr Spaß vorprogrammiert. Ich werde zu dem Startpunkt gefahren und hab mächtig Spaß mit den Jungs von der ZIP Line. Einer der Väter spricht kein Englisch und möchte eine Frau für seinen Sohn finden. Die Jungs wollen ihn etwas verwirren und bitten mich, ihm einen Schmatz zu geben. Klar bin ich bei Späßen dabei - der Papa schaut ziemlich verwirrt aus, als ich ihm einen Schmatz auf die Wange drücke und die Crew krümmt sich vor lachen, als wären wir alle kleine Kinder. Der Sohn „Wulf“ ist dann unser Schlauchbootführer und grinst nur in sich hinein. Der scheint Späße genauso zu mögen und verschafft mir und 9 weiteren Bulgaren eine schöne Spritztour. Es geht tief in die Wirbel hinein, wir werden ordentlich nass und manövrieren das Boot durch den Fluss. Meine Bootsmitglieder sind ziemlich gut drauf, da es Rakija bei der Abfahrt gab und wir haben eine gute Zeit zusammen. Bei 8 Grad Wassertemperatur bin ich echt froh einen Neoprenanzug anzuhaben. Nach 2 Stunden ist der Spaß vorbei und ich kann mir vorstellen, dass das ein großes Geschäft im Sommer ist.
    Am Nachmittag lockt dann das Flusstal nochmal hinabzusteigen, also machen Paul und ich uns auf den Weg. Es gibt keine Wanderwege, so ging’s wieder Freischnauze hinunter, was diesmal eine echte Herausforderungen war und den einen oder anderen Nervenkitzel für uns bereit hielt. Das Flussbett war eine einzige Entdeckungstour und wir genossen die Natur, die Farben und Gerüche, auf der Suche den eigentlichen Pfad zu finden. In Montenegro sollte man sich gut überlegen einfach los zu laufen oder zu fahren, denn das Land ist noch sehr ursprünglich und wild. Abseits der Wege zu laufen kann durch die bergige Landschaft sehr anspruchsvoll werden und Straßen, die an besondere Orte führen, sind oft voller Löcher, schmal und in keinem guten Zustand. Aber der Reiz diese Orte kennenzulernen ist sehr groß und hat bisher einige Überraschungen bereit gehalten. Wir verlassen unseren schönen Ort, da wir aufgrund des vielen Schnees nicht im Durmitor Gebirge wandern können und fahren gen Osten zum Biogradska Gora Nationalpark.
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