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  • Day 52

    Quilotoa Loop

    September 22, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 9 °C

    Vor ungefähr 8 Jahren machte sich Paul auf den Weg, den Quilotoa zu besteigen und zu umrunden. Dieser Weg hatte ihn so begeistert, dass wir ihn unbedingt zu zweit nochmal laufen wollten. Diesmal andersherum und zu einer anderen Jahreszeit. Jeder Tag zeigte sich von einer immer schöneren Seite, sowohl klimatisch, landschaftlich als auch von den Höhenmetern, bis wir am Highlight, dem Quilotoa Kratersee angelangt waren.

    Wir fuhren von der Küste nach Latacunga und wurden mit dem schönsten Sonnenschein begrüßt. Die wohltuenden Sonnenstrahlen, nach der grau in grau Küste konnten wir direkt auf der Dachterrasse des Hostels genießen. Die klare Aussicht zeigte uns die umliegenden Vulkane und vor allem den Cotopaxi in seiner vollen Pracht. Besser hätte die Vorbereitung auf unsere Wanderung nicht sein können.

    Es ging also am Montag mit dem Bus Richtung Sigchos, da wir von da aus unsere Wanderung starteten. Wir fuhren bei Sonnenschein tief in die Berge und genossen die Aussicht, bis wir zu einer Straßensperrung kamen. Im Vorhinein stand eigentlich überall geschrieben, dass man viel Zeit einplanen sollte, um in die kleinen Ortschaften zu gelangen. Es war also keine Überraschung, dass wir dort eine Stunde rum standen. Das gab uns Zeit mit den anderen Touris Kontakt zu knüpfen und eine Engländerin, einen Israeli und zwei aus Bayern kennenzulernen. Außerdem scherzte ein junges Mädchen ganz bezaubernd mit uns. Als es dann endlich weiter ging, dauerte es nicht mehr lang und wir konnten los laufen. Wir kapselten uns ab und liefen von ca. 2.880m los. Das Wetter änderte sich leider sehr zum Nachmittag und hüllte alles in graue Wolken ein. Dennoch war die Weite und die Tiefe der Schluchten erkennbar. Wir überquerten den Fluss im Tal, um dann den gegenüberliegenden Berg wieder zu erklimmen. Schon in dieser Höhe eine merkliche Herausforderung für die Lunge. Nach einem weiteren Hügel und ca. 4 Stunden laufen hatten wir es dann nach Isinlivi geschafft. Es gab zwei Hostels in diesem Minidorf, die beide einen schönen Aufenthalt versprachen, sodass wir uns für das Familiengeführte entschieden. Wir bezahlten 15$ pro Person pro Nacht inkl. Abendessen und Frühstück. Das verführte uns dazu, noch vor dem Abendessen, doch nochmal in das andere Hostel zu gehen, da dieses eine Sauna und einen Whirlpool für 5$ anbot. Nach dieser Wanderung ein absoluter Traum: heißes sprudelndes Wasser mit Ausblick für uns allein. Ich konnte es gar nicht glauben. Nach einer Stunde Tiefenentspannung setzten wir uns dann in unserem Hostel an den gedeckten Tisch und bekamen ein 3 Gänge Menü serviert. Mir kam es so vor, als wäre ich irgendwie falsch: das soll Backpackerleben sein? Irre schön übertrieben. Wir genossen es in vollen Zügen. Dazu ist es in dieser Region wohl Gang und Gebe, dass alle an einen Tisch gesetzt werden. Für diesen Abend waren wir weitere 2 Deutsche, 2 Niederländer und 2 aus den USA. Ein wirklich schöner Abend entwickelte sich. Dennoch fanden wir alle schnell den Weg ins Bettchen, weil wir so knülle waren.

    Unser nächster Streckenabschnitt führte uns nach Chugchilán. Bei leichter Sonne liefen wir talabwärts und sahen bald die grünen Hänge erleuchtet und die Täler strahlend. Aus einem Gebüsch schien sich ein sehr alter Mann den Hang hoch zu quälen, dem Paul nach oben half. Mit wenig Zähnen im Mund strahlte er uns an und quasselte vor sich hin. Wir baten ihm Kuchen an aber eigentlich wollte er nur ein bisschen Geld. Mit ein paar Dollar mehr in der Tasche machte er sich dann wieder im Schneckentempo davon. Unser Weg führte danach eine ganze Weile am Fluss entlang und wir konnten die ganze Naturpracht von unten betrachten. Als es Zeit war für eine Pause, aßen wir bei einem kleinen Laden in der Sonne unser Mittag und bekamen einen Kaffee von einer Frau, die einen total süßen Sohn hatte. Es war schwer, ihn vor die Linse zu bekommen aber dann schielte er doch mal aus der Tür heraus. Ganz aufgeregt war er dann, als Paul mit ihm unsere süßen Säfte teilte. Am liebsten hätte er alles genommen…
    Als die Sonne hinter den aufkommenden Wolken verschwand, machten wir uns wieder auf den Weg und gingen den schwersten Abschnitt der Strecke an. Es ging steil bergauf und die Lunge hatte ordentlich zu tun, genügend Sauerstoff zu bekommen. Mir fiel das Laufen wirklich schwer und man merkte die Höhe in der man sich befand. Dennoch kommt man schnell auch wieder zu Kräften, wenn man eine Pause einlegt. Ich hoffe und denke, die bisherigen 7 Monate Reisen haben zu meiner Fitness positiv beigetragen. Endlich oben angekommen, hatten wir einen phänomenalen Blick auf das Tal. Die Sonne hatte sich leider verabschiedet und es war merklich kühler geworden aber die Sicht war dennoch sehr beeindruckend. Wir hatten jedoch nicht viele Minuten des Genusses, denn sofort kam ein freundlicher Mann an, der uns von seinem Werk: der Aussichtsplattform erzählte. Dies tat er so lang, bis wir etwas kauften und für seine Arbeit spendeten. Es ging weiter auf hoher Ebene Richtung Hostel. Da der Winter einige Straßen zerstört hatte, mussten wir die letzten 2km entlang der Straße laufen und konnten nicht entlang des Tales wandern. Auf diesem Wege machten wir allerdings Bekanntschaft mit einem Ferkel, dass sich lautstark freute geknuddelt zu werden. Herrliche Tiere 🐷
    Im Hostel angekommen, begrüßten uns schon weitere Mitwanderer, die schon eher angekommen waren. Erneut kam uns ein Schwall Freundlichkeit der Betreiberin entgegen und wir bekamen ein Zimmer mit Aussicht und 2 Hängematten. Nach einer heißen Dusche, kuschelten wir uns in warme Decken ein und schaukelten draußen in den Matten hin und her. Ich war wirklich ganz schön platt und freute mich auf das Abendbrot. Dieses war wieder integriert und vom aller Feinsten, mit allem was ein wandernder Körper so braucht. Wir saßen wieder alle zusammen und tauschten uns aus. Eine richtige Reisetruppe entstand, mit der es Spaß machte das Abenteuer zu verbringen. Nach etwas Tischtennis und Billard fielen wir wieder in die (unglaublich bequemen) Betten und schliefen selig ein.

    Auch das Frühstück war der Knaller und bereitete uns auf den schwersten Abschnitt der Wanderung vor: hoch auf den Quilotoa Krater. Jeder Tag wurde sonniger, sodass wir bei herrlich blauem Himmel, dem Ziel vor Augen unsere 14km antraten. Da wir zwei Täler überwinden mussten, ging es wieder rauf und runter. Mit leichtem Muskelkater von den Vortagen und der immer dünner werdenden Luft, war das gar nicht mal so leicht. Aber bei Sonnenschein und vielen Tieren zum streicheln ist alles leichter. In einem hoch gelegen Dorf wurde uns dann vor Augen geführt, was die Lokals in dieser Höhe so machen. Rennen und Spaß haben. Sehr beeindruckend! Erneut sprach uns ein freundlicher Mann an, der uns den Weg zeigte, obwohl der gut ausgeschildert war. Dies passierte so nicht zum ersten Mal und wieder wird von uns Geld gefordert. Bei diesem 5. Mal sagten wir dann mal „nein“. Es scheint sich fast eine Art unverschämte Haltung gegenüber den Touris zu entwickeln. Es wird für jegliche Aktion viel Geld gefordert, da die weißen das Geld doch haben. Ich verstehe es mehr, als dass ich es verurteilen würde. Zumal die hiesige Regierung sämtliche Förderung und Unterstützung der Indigenen eingestellt hat. Völlig verständlich, dass jeder ein Stück vom Kuchen abhaben möchte aber wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, können wir auch nicht die Untätigkeit der Politik kompensieren.
    Nach einer notwendigen Pause ging es zur vorerst letzten Etappe, hinauf zum Krater, ab in die Wolken und hoch den Hang. Ich kämpfte mich nach oben, ein Schritt nach dem anderen, voller Vorfreude den Kratersee zu sehen. Man denkt an das türkise Wasser und der Einbettung des Sees von grünen Hängen. Endlich oben angekommen sah man dann genau nichts. Die Sonne hatte sich versteckt und die Wolken hingen dick über dem See. Nebelschwaden glitten über den Krater und wurden vom See verschluckt. Eine spannende Atmosphäre machte sich breit und wir freuten uns über unseren Aufstieg. Wir mussten allerdings noch etwas am Krater entlang laufen, um zum Örtchen Quilotoa zu gelangen. Viele liefen nun mit uns und suchten einen schnellen Weg zum Hostel, um die Beine hochzulegen. Uns fiel auf, dass dabei niemand so wirklich den Ort würdigte oder zumindest nicht so, wie wir es als schön empfanden. Die Wolkendecke brach auf und wir setzten uns an eine windgeschützte Seite und bestaunten diesen besonderen Ort. Ich habe selten sowas Schönes gesehen und war ganz erfüllt von der Herrlichkeit der Natur. Neben uns grasten Lamas und Pferde, die die Landschaft komplettierten. Wir nutzen das Sonnenlicht voll aus, bis sich die Wolken wieder zuzogen und freuten uns nun auch bald anzukommen. Da wir relativ weit nach unten gelaufen waren, mussten wir wieder hoch. Wieder sprach uns ein netter älterer Herr an, der uns seinen Geheimweg zeigen wollte. Der Weg war weder geheim, noch war er einfach nur so nett aber diesmal willigten wir ein und kamen schnaufend oben an. Er verlangte viel zu viel von uns, sodass wir uns kurz mit ihm über die Situation unterhielten aber da haben wohl schon zu viele Touris nachgegeben.

    Richtig doll geschafft und voller Freude über die letzten Tage fielen wir ins Hostel ein. Wir trafen das andere deutsche Pärchen und saßen beim Ofenfeuer zusammen. Sogar in unserem Zimmer wurde der Ofen angeschmissen, sodass wir bei Holzknistern einschliefen.
    Wir entschieden uns für diese Nacht in knapp 4000m Höhe, da wir uns am nächsten morgen den See nochmal bei Sonnenschein ansehen wollten. Der Blick war nochmal schöner, gerade auch weil sich die umliegenden Vulkane zeigten und wir nochmal die gute Luft einsaugen konnten. Diese Wanderung war der absolute Wahnsinn. Herrliche Natur, liebe Mitmenschen, höchstgradig besondere Hostels, verschiedene Landschaften, coole Lokals und ein gigantisches Streckenende. Bin irre glücklich darüber! 🏔🌋
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