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  • 日141

    Südamerika

    2022年12月20日, ウルグアイ ⋅ ⛅ 25 °C

    Meine Reise und damit auch ein Jahr neue Welten erkunden hatte in Buenos Aires nun den krönenden Abschluss gefunden. Es ging wieder nach Hause. So richtig wahr haben wollte ich das allerdings nicht. Und es fällt mir nun sehr schwer, all die Gedanken und Emotionen in abschließende Worte zu fassen. Jedoch weiß ich eins ganz genau, dass ich die beste Zeit meines Lebens hatte und irre dankbar dafür bin!

    Ein halbes Jahr mit dem Wohnmobil und ein weiteres halbes Jahr mit dem Backpack unterwegs gewesen zu sein, hat mir viele Perspektiven gezeigt. Ich habe mich mit dem Thema „Auto“ auseinandergesetzt, wobei mir nochmal so wundervoll vor Augen geführt wurde, dass man überall Hilfe erhält. Ein fahrbares Zuhause zu haben, ermöglicht einem die maximale Flexibilität beim Reisen und dazu eine kuschelige Höhle und die Chance an unbekannte Orte zu kommen. Man ist auf diese Weise mehr für sich und hat weniger Kontakt mit anderen Reisenden. Den Kontakt zu Einheimischen muss man suchen, wenn nicht hier oder da die Aufmerksamkeit des Wohnmobils zu einem Gespräch gelockt hat. Dafür fühlte man sich jeder Zeit als wäre man mitten in der Natur, umgeben von Geräuschen, Tieren, Gerüchen und Grüntönen. Man entschleunigt dabei so wunderbar und hat Zeit zum Genießen.

    Mit dem Rucksack unterwegs zu sein und von einem Hostel zum anderen zu ziehen, bringt viele tolle Begegnungen mit sich. Man tauscht sich aus, erhält den einen oder anderen Geheimtipp und füllt sein Reisetagebuch mit schönen Geschichten. Wenn einem das dann mal zu viel geworden ist und man vielleicht nicht zum hundertsten Mal dasselbe erzählen wollte, hatte man immer die Möglichkeit die entlegenen Orte aufzusuchen. Jedoch erfuhr man manchmal durch den Austausch von der einen oder anderen Oase, die in keinem Reiseführer stand. Zu Fuß unterwegs zu sein, heißt auch sich mal durchfragen zu müssen, zu warten, viel zu laufen, langsam die Gegend zu erkunden, Geduld haben zu müssen und unheimlich nette Menschen kennenzulernen. Ist es einem vergönnt, die einheimische Sprache zu sprechen, erfährt man die interessantesten Geschichten aus erster Hand.

    Südamerika hat mich schwer beeindruckt. Alles ist etwas sehr viel größer, länger, imposanter, höher und spektakulärer. Man braucht Ewigkeiten, um durch die Länder zu reisen und man ist durch die vorgegebenen Busrouten etwas unflexibler. Die Menschen haben mich mit am meisten beeindruckt. Man lernt viel über die Zustände der Länder, spürt, wie instabil und korrupt die Politik ist und dass die meisten in sehr armen Verhältnissen leben. Und dennoch sind mir so viele herzliche, gütige und teilende Menschen begegnet. Keiner scheint sich zu beschweren und man sieht viele lachende und lebendige Gesichter. Insbesondere hat mich Südamerika und die vielen kulturellen Unterschiede zum Nachdenken angeregt. Die neuen Perspektiven, Lebensweisen oder Kultur-typischen Gebräuche brachten das Umdenken mächtig in Gang. Man ist sich seiner Privilegien noch mehr bewusst und schafft es hoffentlich, mit mehr Toleranz ins eigene Land zurückzukehren.

    Gerne würde ich für das eigene Bild ein paar Beobachtungen teilen:
    Zeitangaben, Öffnungszeiten, Angaben zu Entfernungen sind relativ und müssen flexibel betrachtet werden.
    Es gibt keine Gnade bei Lautstärke, es werden nie Kopfhörer benutzt, Anrufe, YouTube Videos, TikTok und Handytöne werden mit voller Lautstärke mit allen geteilt.
    So ziemlich alle Frauen haben lange Haare (Ausnahmen gab es in Argentinien).
    Die Wäsche wird nur kalt gewaschen, Flecken gehen nur mäßig raus und irgendwann haben alle Kleidungsstücke Löcher.
    Ich habe so gut wie keinen guten Kaffee getrunken. Es wird alles exportiert, sodass die Einheimischen nur geschmacklosen löslichen Nescafé trinken.
    Durch die Nähe zum Äquator wird es immer gegen 18:00 dunkel, was sich super merkwürdig anfühlt, da sich über viele Stunden am Tag das Licht nur wenig verändert. Die Sonne scheint an der gleichen Stelle am Himmel über mehrere Stunden zu kleben.
    Es gibt kaum ein räumliches Vorstellungsvermögen, Google Maps wird nicht verstanden und Taxifahrer (es gibt keine Taxifahrerin) verstehen so gut wie nie, wo man hingefahren werden möchte.
    Überall (Bus, Restaurants, Post, Toiletten, Spätis…) laufen Fernseher. Wenn man ein Hotelzimmer betritt, wird dieser als aller erstes eingeschaltet. In den Bussen laufen fast ausschließlich Mord- und Totschlag Filme. Natürlich in voller Lautstärke.
    Die, die nichts haben, geben denen die gar nichts haben fast immer etwas ab. Es scheint untereinander eine große Solidarität zu geben.
    Die meisten Städte haben einen quadratischen Straßenaufbau gemäß eines amerikanischen Vorbilds. Das hat mich etwas gewundert, da doch die Spanier die Kolonialisten waren.
    Die Distanzen in diesem Land habe ich völlig unterschätzt.
    Die Familie hat einen extrem hohen Stellenwert, Kinder werden mit weniger Regeln und sehr frei erzogen. Man zieht erst aus, wenn man verheiratet ist und Privatsphäre gibt es innerhalb der Familie nicht.
    Frühstück hat gar keinen Stellenwert, dafür ist das Mittagessen heilig.
    Das Auto hat vor allem Vorrang und der Bewegungsradius zu Fuß wird so gering wie möglich gehalten. Für alles andere gibt es ein toll ausgebautes Bussystem. Die Fortbewegungsmittel bleiben beim Parken, Halten oder warum auch immer grundsätzlich an.
    Die Überzuckerung muss immens sein, so viel Zucker wie konsumiert wird.
    Öffentliche Werbung wird fast ausschließlich mit weißen Personen erstellt. Personen mit indigenen Wurzeln scheinen keinen Platz im öffentlichen Auftritt zu haben.
    Grundsätzlich hat eigentlich niemand Kleingeld bzw. Wechselgeld, nicht auf dem Markt, nicht in Spätis oder in Bussen. Man muss das Geld möglichst passend haben. Das war mir ein völliges Rätsel, da ja sonst alles bar bezahlt werden muss.
    Es wird fast immer unter fließendem, kaltem Wasser abgewaschen, denn es gibt keine Stöpsel.
    ….
    Es gibt noch so viele kleine Beobachtungen, Eigenheiten und Begegnungen die es wert wären, sie zu erwähnen aber ich möchte diesen Eintrag auch nicht überfrachten und hoffe, in den bisherigen Einträgen einen guten Einblick gegeben zu haben.

    Für mein Empfinden war das halbe Jahr Balkan eine Reise in die Natur und das halbe Jahr in Südamerika eine Reise mit den Menschen. Wenn auch Südamerika landschaftlich so viel zu bieten hat, findet man ebenso spektakuläre Natur im Balkan und dazu noch auf kleinerem Raum. Jedoch hatte ich das Gefühl im Balkan nicht so tief in die Traditionen und Geschichten der Einheimischen eingestiegen zu sein.
    Über diese zwei Arten des Reisens bin ich unglaublich glücklich und dankbar. Es war das Beste was ich je erleben durfte und ich würde es jeder Zeit genauso wieder machen! Dazu kam, dass ich die Zeit des alleine Reisens unglaublich genossen habe und dennoch froh bin, dass mich die meiste Zeit so wunderbare Menschen begleitet haben. Ich habe erkannt, dass ich mir Gesellschaft mehr wünsche, als einen Sonnenuntergang alleine anzuschauen.

    Dazu habe ich auch erkannt, dass Reisen ganz schön strapaziös sein kann, man viele Entscheidungen treffen muss, einen die Landschaften manchmal fast zu sehr umhauen und man hier und da eine Pause braucht. Den Luxus und Alltag mal beiseite zu legen und gegen die Freiheit, traumhafte Landschaften und viel frische Luft einzutauschen, scheint mir jedoch eine der besten Entscheidung gewesen zu sein!
    Was ein unglaubliches Glück sagen zu können, dass 2022 das beste Jahr in meinem Leben war!
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