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  • Day 9

    Ohne Van und aber

    September 17, 2023 in France ⋅ 🌧 22 °C

    Es ist noch dunkel und alles was ich höre außer ein paar tapferen (oder sturen?) Vögeln sind schwere Tropfen auf dem Dachfenster: Zeit, sich nochmal umzudrehen und abzuwarten, bis es nicht mehr regnet.
    Als es hell wird, ist die Prognose irgendwie nicht auf magische Weise besser, wie erhofft. Ein neuer Regentag steht bevor.
    Nachdem das letzte Mal der Bäcker seines duftenden Baguettes beraubt wurde (gegen Entgelt...), hieß es dann Sachen packen und weiter fahren. Da ich mir gestern tatsächlich mal erlaubt hab zu faulenzen, wollte ich heute wieder ein Stück weiter kommen. Das ursprüngliche Ziel war gestern noch Penmarch (auf liebe Empfehlung!), aber da ich dort "nur" den Strand begutachtet hätte und so viel Regen gemeldet ist, verzichtete ich auf den Ausflug und fuhr direkt weiter nach Carnac, zu den (mehr oder weniger) berühmten gleichmäßigen "Steinreihen", die über 7.000 Jahre alt sind und sich über eine Fläche von 4 Kilometern verteilen. Ok aber... Steine?
    Das Spannende daran ist wohl das Rätsel an sich: Denn bis heute weiß niemand so recht, warum da jemand vor all der Zeit die Geburtsstunde von "Domino Day" eingeläutet hat. Ich tippe auf Hexen. Vielleicht gelangweilte Druiden.
    Ein weiterer Name für diese Hinkelsteine ist im Übrigen "Megalithen", wessen deutsche Übersetzung aus dem Griechischen ich euch nicht vorenthalten will, da sie so simpel ist, wie genial: mégas = groß und lithos = Stein. (Hätte von mir sein können. Vielleicht steckt mehr alter Grieche in mir als ich dachte!)
    Natürlich wird als Begründung wieder (unerwarteterweise) auf Religion getippt, aber ob man dabei eher Gräber, Denkmäler, Kalender für zB Ackerbau oder Zeichen für Kultismus (Sonnen-/Mondanbetung etc.) im Kopf hat, kann eben nicht geklärt werden. (Wahrscheinlich wollte eine Dame für ihren Gatten bildlich darstellen, wie oft er schon vergessen hat, den Biomüll rauszubringen.)
    ...weiter ging es, heute standen grob 350km Fahrt auf dem Plan. Auf der Autobahn war ich gerade am telefonieren, als auf einmal vor mir die Warnblinker angingen. Der Grund für die stockenden und zögerlichen Autos war leider auch schnell auszumachen: Ein älterer Hund, vermutlich Beagle, mit orangem Halsband lief wirr und hechelnd mitten auf der Straße umher. Ich fuhr rechts ran um direkt die Polizei anzurufen (aussteigen traute ich mich nicht, man weiß nie ob er beißt und ins Auto konnte er eh nicht, wegen Schnitzel...), aber als ich höflich fragte ob jemand englisch oder deutsch spricht wurde das nur negiert, ich wurde nicht weiterverbunden oder -gereicht, an jemanden der das konnte? So habe ich auf gebrochenstem Französisch versucht der Dame zu erklären, weshalb hier eine Gefahr besteht. Während ich sie noch am Apparat hatte, fuhr glücklicherweise aber schon neben mir ein Auto mit der Aufschrift "Animal Rescue" vorbei. Puh! Da war jemand schneller als ich. Erleichtert beendete ich das Gespräch und da der Hund eingesammelt wurde, konnte es weiter gehen. Drücke ihm fest die Daumen, dass seine Familie ihn nicht einfach ausgesetzt hat :'c
    Das nächste Ziel war die Stadt Nantes, dort wollte ich mir die Machines d' Île ansehen, ein Projekt von Künstlern basierend auf den Ideen von Jules Verne und Da Vinci, große Maschinen im Steampunk Stil. Es gibt sogar einen 12 Meter hohen, 40 Tonnen (!) schweren Elefant (Le Grand Éléphant) der wirklich begehbar ist und "läuft", blinzelt, sowie Wassernebel sprüht. Besonders spannend wäre für mich auch "La Princesse" gewesen (Arachnophobiker sind hiermit gewarnt): https://de.wikipedia.org/wiki/La_Princesse
    Diesmal hatte ich mir eigentlich direkt ein Parkhaus rausgesucht, aber als ich dort ankam, war mir das mit dem BoogieVan einfach nicht geheuer. Es war super eng und auch nach oben war das wirklich Maßarbeit. Zusätzlich ging das Licht nur mit Bewegungsmelder an und auch nach 3 Sekunden wieder aus. Da ich den Hund auch hätte im Auto lassen müssen entschloss ich mich schnell: Das wird nichts, diesen Urlaub. Also stattdessen den Stellplatz für heute Nacht auserkoren und nun stehen wir auf einem Weingut, dies edle Getränk wurde auch einer entsprechenden Kontrolle meinerseits unterzogen und für trinkbar empfunden.
    Nach einigen netten Gesprächen mit dem Gutsherrn, seinem Mitarbeiter aus Metz, Münsterländern und "100km-away-from-London-ern" ging es für mich auch wieder Richtung Bettchen, der Plan für morgen steht auch noch nicht so richtig, ich werde nachlässig :^)
    Einen Weinspruch hab ich auch noch, zur Feier des Tages:
    "Es ist besser, voll guten Weines zu sterben, als voll Durst." In diesem Sinne!
    (Auweia, dabei sind wir noch nicht mal in Bordeaux...)
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