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  • Day 4

    Eine Unterhaltung mit einem Ägypter

    November 8, 2023 in Egypt ⋅ ☀️ 25 °C

    Sharm el Sheik, wie erwähnt, hat vor etlichen Jahren, als ich per Zufall da kurzfristig 1 Woche verbrachte, mein Herz fürs Rote Meer erobert. Durch die Ausgangssperre, der Tunesische Frühling war die Ursache, machte ich den Tauchschein....mit bleibenden Eindrücken über die Fauna und Flora da. Ich schwelge völlig in Bildern, wenn ich daran denke. Also: diesmal Schnorcheln, da es hier beim Hotel nichts gibt, ausser Sand. Ich werde abgeholt, gleich kommen der Fahrer und ich gut ins Gespräch und diskutieren die Situation Israel und Palästina. Er ist hochgebildet und arbeitet hauptberuflich im Ministerium für Tourismus in der Abteilung "alles was das Meer betrifft" in Sachen Tourismus. 100 Euro ist das Durchschnittseinkommen und eine Wohnung zu mieten kostet auch 100 Euro. Grundsätzlich sind zu viele Menschen für zuwenig Arbeit. Das Schulsystem ist ähnlich wie in Österreich, nur duale Ausbildung gibt es nicht. Viele Menschen arbeiten im Tourismus, aber fast 80% in der Landwirtschaft. 25% sind Analphabeten, Mädchen und Buben gehen (teilweise auch gemeinsam) in die Schule. Ägypten wäre ein unglaublich reiches Land mit unendlichem Potenzial. Mittelmeer, Rotes Meer, Nil, Sonne, Öl usw. Grundsätzlich wäre es in der Lage sich komplett selbstständig zu erhalten bzw ein 1. Weltland zu sein. Verhindert wird das durch unglaubliche Korruption, getragen von Politik, Militär (dieses regiert ja auch) und Polizei. Nun wird mir klar, warum der Tunesische Frühling so rigorose Einschränkungen in Ägypten hatte. Obwohl es Wahlen gibt, nehmen Veränderer und Menschen mit Veränderungswillen kaum teil, weil ein "Nein" in ein "Ja" umgewandelt wird und die persönliche Bedrohung zu groß ist.
    So im Kleinen haben wir das bemerkt. Eines Abends entdecke ich, dass es keine Handtücher im Zimmer gibt. Ich rufe das Hauskeeping und bestelle ahnungslos welche. Muhamed, der sich bei uns vorgestellt hat, als unser Hauskeeper kommt, bringt alles und bettelt uns an, seine Geschichte zu unterstützen. Es wäre um Wechsel gegangen, nicht um "Nicht vorhanden "... er würde sofort seine Arbeit verlieren!
    Trotzdem die Menschen dauernd unter Strom stehen... Schulgeld, Schuluniformen, keine Sozial- und Krankenversicherung, wenig Bildung und damit Entkommen aus dem Teufelskreis, sind sie unheimlich liebenswert und interessiert. Allerdings tragen sie alle die Idee, des "Paradies Europa" in sich.
    "Mein" Fahrer glaubt daran nicht. Er glaubt an die Kraft, die in den Menschen in Ägypten steckt, aber er fühlt sich machtlos und schaut, dass er mit seiner Familie, die hier wohnen, aber aus Kairo kommen, über die Runden kommt. Darum arbeitet er auch als Fahrer für die Reiseanbieter.
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