• Day 15

    Ohrid- eine wunderbare Überraschung

    October 2, 2024 in North Macedonia ⋅ ☀️ 7 °C

    Heute habe ich es endlich geschafft in der Dämmerung aufzustehen und auf die Sonne zu warten. Bei 5 Grad ganz schön frisch. Ein supersüßes Hundebaby hat mir Gesellschaft geleistet und zufrieden "geschnurrt" beim Tragen. Dieser Platz am See ist einfach traumhaft. Es plätschert, Hunderte Blesshühner schwimmen herum, Kormorane lassen ihre Flügel trocknen, der Dunst steigt auf und dann bricht die Sonne über den Bergen herein auf den See. Da dauert es nicht mehr lange und es ist wieder wunderbar warm. Endlos könnte ich da am Wasser sitzen und in den Tag hinein sein.
    Für heute habe ich Putztag angesagt. Es ist dringend notwendig den Vadrouille wieder auf Vordermann zu bringen. Während Franzi und Howdie gemütlich in der Sonne sitzen, nehm ich das Auto auseinander. Trotzdem wir regelmäßig kehren und wischen gibt es viele Katzenhaare und Staub. Blitzeblank ist er bald wieder. Der kleine Hund haut ständig mit meinen Schuhen ab. Er ist so ein lustiger. Irgendwie gehört er zum CP.
    Nachmittags sausen wir mit dem Rad nach Ohrid. Struga wollen wir links liegen lassen, weil es da praktisch keine "alte" Struktur gibt, nur Hotels und dem Tourismus verpflichtete Angebote. Die Straße führt beinahe den ganzen Weg am See entlang und trotz Verkehrs ist es OK hier zu fahren.
    Immer wieder passieren wir enorme Baustellen direkt am See. Dazwischen liegt der Baudreck, der einfach am Nebengrundstück entsorgt wird.
    Was uns auffällt, die Häuser sind alle riesig. Und die Bauweise spannend. Es wird ein Betongerüst aufgestellt, auch die Stiegen werden da hineinbetoniert. Dann steht dieses hohle Gerippe und wenn weitergebaut wird, werden Ziegel zwischen die Betonpfeiler eingebracht. Ich habe die Daten von CEICDATA angesehen und das Durchschnittseinkommen beträgt hier 1085 USd. Wer baut und warum alles in Wahrheit leer steht, konnte uns ein Geschäftsmann erläutern. Es leben wesentlich mehr Nordmazedonier im Ausland, auch hier erfolgte in den 90er Jahren der große Exodus, die dann "zuhause" investieren. Am Ohridsee gibt es gegen 300 Sonnentage und es ist ein schicker Platz auch für wohlhabende Städter.
    Ergänzen möchte ich noch eine Information über Struga. Im Gemeindegebiet, das aus 50 Ortschaften besteht wohnen 50t Leute, in der Stadt 15t. In Wien wohnen ebenfalls 15t Strugarianer. Dieses Phänomen gibt es überall und in manchen Orten wie Debar gibt es keine Jugendliche mehr. Sie wandern alle aus in größere Städte und ins Ausland.
    Das Verhalten gegenüber Radlern ist nicht so super, es scheint als wollten sie so eng als möglich vorbeifahren.
    Haben wir in Albanien ständig Verkehrs- und Radarkontollen beobachtet, gibt es das hier fast nicht. Rasen ist wesentlicher mehr als in Albanien. Auch ist der Diesel viel günstiger als bei den Nachbarn. Sind wir gestern bei vielen albanischen Häusern vorbeigekommen- rote Fahne mit Doppeladler, tauchen wir in Ohrid eindeutig in den Orient ein. Stolz hängen die Ethnien ihre jeweiligen Fahnen aus. N-Mazedonien ist ja besonders bunt gemischt und es gab/gibt durchaus Reibereien, besonders in den Grenzregionen. Zwischen Albanien und N-Mazedonien wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, seither ist es ruhig. Aber sehr national denken scheint durchaus üblich zu sein. Dazu kommt noch die Religionsdiversität. Heißes Pflaster, wenn man sich so die Lage der Welt anschaut.
    Im Straßenbild fällt auf, dass es viel mehr Katzen gibt und Menschen wieder rauchen. Der Hijab wird mehr getragen und der Muezzin lädt zum Gebet.
    Überall sind kleine orthodoxe Kirchen und Kapellen, leider oft versperrt.
    Was extrem fremd für meine Augen ist, sind Unmengen von knallig bunten Kunstblumen die verkauft werden. Später finde ich heraus, dass diese für die Gräber sind. Da gibt es keine echten.
    Und Möbelgeschäfte. Unglaublich! In beiden Ländern. Na ja, es wird auch sehr viel gebaut! Die meisten Autos sind neuwertig und auch groß, die Fixierung auf Mercedes gibt es nicht mehr. Was schade ist, es wird nichts mehr auf der Straße verkauft. In Albanien habe ich das genossen!
    In Ohrid angekommen treten wir zur Festung und alten Stadt hinauf. Diese schmiegt sich an einen Hügel, auf der Krone eine riesige ehemals osmanische Festung. Auch hier dominiert der osmanische Stil bei den Häusern. Das heißt unten schlank, ab dem 1. Stock verbreitert. Die Altstadt ist sehr schön restauriert und man kann in diesen Villen übernachten. Ein Amphitheater wird immer noch als Bühne genutzt.
    Ich bin sehr verliebt in die Klöster und Kirchen und kann es mir nicht verkneifen immer wieder wegzuschmelzen bei diesen wunderschönen Ikonostasen.
    Ohrid Zentrum ist extrem hübsch. Glatte, breite marmorne Fußgängerzonen voll mit kleinen Geschäften, Restaurants, Cafés laden zum Stöbern und Flanieren ein. Edel die Geschäfte Richtung Hafen, aber auch hier: keine europäischen Marken. Es gibt "italienische" Eissalons und Boutiquen. Wir halten uns mehr im orientalischen Abschnitt auf. Das ist einfach die nächste Straße. Krimskrams wird verkauft, die Cafés heißen Izmir und Istambul und servieren türkischen Kaffee und Baklava. Franzi kann einem Schuh aus weichem Leder nicht widerstehen und ich kaufe Sandalen. Wie im Orient üblich, trinken wir zum Abschluss des Geschäfts einen Kaffee. Da direkt am Geschäft eine Moschee ist, zeigt mir der Inhaber die Sarkophage die von einer Familie stammen, der die Moschee gehört. Ein weiblicher hat eine dreieckige Form, die männlichen- es ist Mutter mit ihren Söhnen- sind eher rund. So interessant! Der allgemeine Friedhof grenzt an, ist also wirklich mitten im Ort, und ist abgeschlossen. Grundsätzlich werden Moslems in Steinsarkophage gebettet, überirdisch. Daher ist das vermutlich möglich in der Stadt. Aber wir haben auch schon mitten auf Wiesen ein paar dieser Steingräber gesehen. Wie genau das geht? Keine Ahnung. Aber ich finde es heraus!
    Wir entscheiden für ein frühes Abendessen in dieser Straße und kehren in einem türkischen Lokal ein, bei dem sich eine Stunde zuvor die Leute angestellt haben. Wir essen unglaublich gut, viel zu viel und bezahlen fast nichts!
    Auf der Suche nach einem Bäcker fallen wir noch über den Basar. Handgestrickte Socken für mich, damit ich mein schönes Geschenk aus Tirana schone und je ein Kapperl gefallen uns.
    Recht zufrieden radln wir die ca 20 km wieder heim. Struga lassen wir diesmal rechts liegen.
    Howdie freut sich wie immer, wenn wir "heimkommen". Er verbringt die ganze Nacht auf mir! 😏😏😏
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