• Kaub

    20 Jun, Jerman ⋅ ⛅ 19 °C

    Stranded in Kaub

    Wie ich mit der Deutschen Bahn fast im Nirgendwo landete – und’s mir irgendwie egal war

    Es war eigentlich alles durchdacht. Ich hatte ein Konzert besucht, war voller Eindrücke, Pommes, Bier und Glückshormonen – und wollte nur noch zurück nach Hause. Frankfurt nach Wittlich. Klingt erstmal machbar. Ein Blick in die App: Verbindungen klar, S6 zum Hauptbahnhof, von dort über Koblenz und Mainz heim. Läuft.

    Dachte ich.

    Schon auf der Rückfahrt merkte ich, dass mein inneres Planungssystem langsam ins Stottern kam. Kleine Verzögerung hier, ein Gleiswechsel dort – nichts Dramatisches, aber irgendwas war in der Luft. Ich hatte das Gefühl, die Bahn würde heute nicht brav mitspielen.

    Und dann kam Kaub.
    Kaub. Ein Name wie eine Fußnote. Kein ICE-Halt. Kein Ort, den man aktiv auf dem Schirm hat. Und doch stand ich plötzlich da – auf einem Mini-Bahnsteig im Dunkeln, irgendwo zwischen Loreley, Laternenlicht und Planlosigkeit. Der Zug endete hier, einfach so. Schienenersatzverkehr. Unklar wohin. Unklar wann. Und überhaupt: Warum?

    Ich habe nicht geflucht. Ich habe nicht geschimpft. Ich habe… geschmunzelt.
    Denn während ich mit sinkendem Akku und steigender Müdigkeit in diesem seltsamen Zwischenort stand, dachte ich mir: „Ja gut, dann halt Kaub. Ist jetzt halt so.“
    Und ganz ehrlich? Es fühlte sich fast ein bisschen entspannt an. Als hätte ich mir einen chaotischen Kurzurlaub gebucht, ohne es zu wissen.

    Der Gedanke, in Koblenz zu pennen, war zu diesem Zeitpunkt innerlich schon eingeplant. Ich war mental längst in einer Bahnhofsecke zusammengerollt, mit Rucksack als Kissen und einem leeren Handy, das mich schweigend anklagte. Und trotzdem: kein Stress. Ich war so sehr im Film, dass ich schon fast laut über mich selbst lachen musste.

    Was bleibt?
    Ich hatte keinen Akku, keinen Plan B, keinen funktionierenden Fahrplan – aber ich hatte eins:
    Gelassenheit.
    Die absurdeste Form von Freiheit, wenn man merkt: Man kann sich auch mal treiben lassen. Auch wenn der Ort „Kaub“ heißt und die Deutsche Bahn mal wieder nicht ganz rund läuft.

    Ich hab’s nach Hause geschafft. Irgendwie. Spät. Müde. Und mit einer Geschichte, die ich nicht mehr vergesse.

    Danke Bahn. Danke Kaub. Danke Leben.
    Manchmal ist Chaos genau das, was man braucht, um sich selbst zu erleben.
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