• Shiel Bridge

    May 2 in Scotland ⋅ ☁️ 9 °C

    Langsam steige ich durch felsiges Gelände auf einen niedrigeren Sattel, die Oberflächen glänzen im fahlen Licht vor Nässe. Ein zweiter Wanderer kommt mir entgegen, sein Akzent ist so stark, dass wir das Gespräch bald aufgeben.
    Etwas missmutig schaue ich ins Tal hinunter zum Bach. Schliesse kurz die Augen und denke, hilft ja nichts, einfach weitergehen. Der Führer beschreibt 'an unpleasant path down to the river even in the unlikely event you manage to keep it'. Die Formulierung erfreut mich, die Realität weniger. Jeder Schritt versinkt im nassen Gras, rutscht bisweilen und es schein e-w-i-g zu dauern. Am Bach wird der Weg besser erkennbar, aber nicht minder nass. Egal, mittlerweile ist es einfach egal. Ich plantsche voran, der Bach mündet in einen Querbach, ich stakse hindurch und gelange auf einen Kiesweg. Nur noch wenige Kilometer nach Shiel Bridge, dem Ende des ersten Abschnitts, 110km geschafft!
    Ich checke elektronisch ein, stelle das Zelt auf, schmeisse meine Kleider in die Waschmaschine und stehe lange unter der Dusche. Während meine Sachen im Tumbler trocknen, schaue ich im Quilt, Kaffee in der Hand, einen Film.
    Am Abend hole ich mein Resupply Paket ab und rede mit einer Hikerin. Als ich ihr von den beiden Wanderern erzähle, sagt sie etwas abschätzig: Munroists - und mir fällt der Groschen. Es ist schottischer Nationalsport, alle 282 Munros (Berge über 3000ft, 914m) zu besteigen...
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