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  • Dag 8

    Kirchturm von Altgraun

    2. september 2022, Italien ⋅ ⛅ 16 °C

    Am Nachmittag haben wir uns Fahrräder geliehen und sind dann die 5,4 km bis zum Kirchturm von Altgraun geradelt.
    Der Weg war leicht zu fahren, teilweise über Asphalt oder Schotterweg, aber sehr eben ging es am Ufer des Reschensee vorbei.

    Der Turm im See - das Wahrzeichen des Vinschgau ist zugleich märchenhaft und faszinierend. Aus dem 6 km langen Reschensee ragt einsam der versunkener Kirchturm. Die Geschichte hinter dem bekannten „Turm im See“, ist weit weniger idyllisch. Das romanische Kirchlein aus dem 14. Jahrhundert ist stummer Zeitzeuge einer verantwortungslosen See-Stauung kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

    Seit 1922 herrschte in Italien und somit auch in Südtirol der Faschismus. Im Jahre 1939 reichte ein Chemie Großkonzern ein Projekt ein, den Reschen- und Graunersee um 22 Meter zu stauen. Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der ausgebrochene zweite Weltkrieg verzögerte dann allerdings das bereits angefangene Bauvorhaben. Die Bewohner des Oberen Vinschgaues glaubten damit, dieses "Schreckgespenst" für immer los zu sein. Doch zur Bestürzung der betroffenen Einwohner wurde 1947, nur zwei Jahre nach Kriegsende, von Seiten des Chemiekonzern bekannt gegeben, dass die Arbeiten am Stauprojekt unverzüglich wieder aufgenommen werden.

    Im Sommer 1950 wurden die Schleusen geschlossen und der Reschensee gestaut. 677 Hektar Grund und Boden wurden überflutet, beinahe 150 Familien wurden ihrer Existenz beraubt. Die Entschädigungen waren eher sehr bescheiden und die Bewohner von Graun hatte man notdürftig in ein Barackenlager am Ausgang des Langtauferertales, das man eiligst aufgestellt hatte, untergebracht. Durch das Stauprojekt verloren hunderte Familien aus Graun und Reschen ihre Existenz.

    Heute steht der Turm im Reschensee unter Denkmalschutz und ist Wahrzeichen der Gemeinde Graun.
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