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  • Day 97

    Große Armut X Naturschauspiel

    January 15, 2022 in Colombia ⋅ ☀️ 27 °C

    Ich hab super gut geschlafen in diesem Hostel und als der Wecker am Morgen ging, war es echt schwer aufzustehen. Hilft nix und so bin ich hoch zum Pool und wollte grad reinspringen, als genau in dem Moment ein Typ vom Hostel gesagt hat, das der Pool erst um 8 Uhr öffnet... so stupid.. und dann hab ich doch normal duschen dürfen.

    Um Punkt 8 Uhr wurden wir beim Hostel von einem Landrover abgeholt und Moritz von gestern ist mit zum Office mitgefahren, weil die drei auch heute die Tour machen wollten, aber nicht reserviert hatten. Bei unserer Agency war keine Kapazität mehr und deswegen mussten die drei dann woanders buchen, was ein bisschen teuerer war. Aber insgesamt lucky, dass sie noch was bekommen haben.

    Nachdem Sean und ich jeweils 600.000 Pesos auf den Tisch gelegt haben gings los und wir sind Richtung Wüste aufgebrochen! Ich hab viel Gutes über die Wüste Guajira gehört aber man soll vorbereitet sein auf die extreme Armut, die wir auf dem Weg sehen werden. Also des sagt sich ja immer so leicht, aber solang man es nicht selber mal mit eigenen Augen gesehen hat, hat man nie eine richtige Vorstellung und Gespür, was Armut in Kolumbien wirklich bedeuetet...

    Die erste Stunde war die Straße noch zufriedenstellend, bis wir zu den Salzsalinen gekommen sind. Das salzige Meerwasser trockenet bei der starken Sonne in großen Becken aus und zurück bleibt das Salz, das sich nach einiger Zeit rot färbt, weil sich Mikroorganismen und rote Algen darin vermehren. Es ist übrigens der gleiche rote Alge, was die Flamingos pink macht. Ich hab diese Salzsalinen schon einmal in Sizilien gesehen, wo es aber weitaus professioneller geschürft wird.

    Dann wurde die Straße unebener und sandiger, bis irgendwann gar keine mehr da war. Wir hatten noch einen letzten Stopp, wo man Sachen in einem kleinen Straßenkiosk kaufen konnte und das wars dann. Ab jetzt gibt es keine weitere Möglichkeit mehr, etwas zu kaufen. Zumindest in keinem richtigen Geschäft mehr.

    Ich hab mich vorab über die Tour informiert und es wird empfohlen, kleine Wasserflaschen mitzunehmen, um sie an Kinder zu verteilen wenn sie danach betteln. Also hab ich einen Wassersack voller kleiner Wassertüten für die Kinder gekauft und mir selber noch ein Studentenfutter. Jetzt kanns richtig losgehen - ohne Handyempfang btw.

    Unser Gruppe besteht übrigens aus 6 Leuten: dem niederländischen Pärchen Iris und Martin, einem kolumbianischen Pärchen aus Bogoto und Sean und mir. Und nicht zu vergessen unser stummer Fahrer und Tourguide, der zwar sehr gut durch die Wüste fahren kann, aber man ihm jede Info aus der Nase ziehen muss.

    Die "Straße" sind jetzt nur noch die Spuren von vorherigen Landrovern, die hier durch die trockenen Savanne gefahren sind. Auf der staubigen Streck sind noch einige andere SUVs unterwegs, die ebenso nach Cabo de la Vela wollen. Wir haben schon in den ersten 2 Stunden zwei Landrover gesehen, die einen geplatzten Reifen hatten, warscheinlich weil die Schlaglöcher so tief sind und die Jeeps mit einem Affenzahn durch die Steppe heizen..

    Und so ging die Tour weiter durch die immer trockenere Steppe. Man schaut aus den Fenstern und sieht immer wieder die Baracken und Holzhütten, in denen die armen Leute hier leben. Viele kleine Kinder sind an der Strecke und spannen Seile quer über die Straße, um die Durchfahrt für die Jeeps zu verhindern. Sie betteln um Geld, Wasser oder Essen und halten die Hände nach oben, wenn wir vorbeifahren. Die Jeeps ignorieren aber die Seile einfach und ziehen durch. Kurz bevor die Autos die Seile durchbrechen würden, senken die Kinder die Seile und lassen uns durch. Es ist schlimm die Armut zu sehen und vor allem so viele Kinder... Sie stehen draußen in der Dürre, während die Sonne runterbrennt. Wir sitzen im Auto mit unser Klimaanlage.. Unser Guide hat bis jetzt noch nie angehalten, aber ich hab ja meine 30 Wasserbeutel und morgen möchte ich die auf der Strecke verteilen und wenn nicht am Rückweg.

    Nach 3 Stunden Fahrt haben wir dann Cabo de la Vela erreicht, wo wir dann Mittagessen bekommen haben. Es gibt nur Fisch, Fisch, Fisch. Und Ziege. Da wurde sich dann noch ganz schnell für den Fisch entschieden und der war auch gut aber hatte sehr viele Gräten. Also insgesamt naja.. Das Restaurant, wo wir Mittag essen ist auch der Ort, wo wir heute übernachten werden. Und so haben Sean und ich uns in die Hängematten bei den Hütten gelegt und einen kurzen Nap eingelegt. So wichtig! Als wir aufgewacht sind, ging es weiter zu unseren Nachmittagsstops.

    Die Landschaft ist schon was ganz Einzigartiges hier. Die staubtrockene Wüste mit ihren verdorrenen Büschen und Ästen und direkt daran grenzt dieses türkise Meerwasser.. Die Luft ist trocken und die Sonne brutzelt dich, sobald du einen Fuß aus dem Schatten setzt.

    Beim ersten Stop peitscht das wilde Meerwasser gegen die ausgehöhlten Felsen, unterhalb des Wüstenvorsprungs. Das Wasser spritzt immer wieder meterhoch in die Luft. Surreal irgendwie.. Ich hab brav mit meiner Kamera Bilder gemacht und hab mal wieder paar coole Schnappschüsse geschossen, wo ich paar wrsl wieder in die Whatsappgruppe hochlade.

    Der nächste Spot war ein 78 Meter hoher Sandberg direkt an der Küste. Nach 5 min bist du oben und hast einen tollen Blick auf die Küste und die Salinen im Hintergrund. Ich hab mich einfach mal hingesetzt und es auf mich wirken lassen.

    Leider sind hier sehr viele Touristen unterwegs.. meiner Meinugn zu viele und wir hoffen, dass wenn wir morgen in Punta Gallina sind, es weniger sind. Weil bis hier nach Cabo de la Vela kommt man auch mit einem Tagesausflug von Riochacha aus. Wir haben mit unserer Tour aber 3 Tage und 2 Nächte und sollten spätestens morgen die großen Touristenmassen abhängen.

    Nach dem Berg sind wir zum Strand runter und haben uns in die Wellen gestürzt. Wir sind übrigens immer zu viert unterwegs mit den beiden Niederländern noch. Das Wasser ist relativ kalt und sehr salzig. Der Auftrieb vom Salzwasser ist mal wieder krass und eine Abkühlung ist das allemal! Sean und ich haben noch paar Pushups am Strand gemacht, bis wir dann wieder in den Schatten geflohen sind.

    Am Strand haben Martin und ich seine Lumixkamera ausprobiert und er hat mich gezeigt, wie stark sein Zoom ist. Wir haben auf die Spitze von dem Berg gezoomt und zufälligerweise Moritz und die anderen entdeckt. War sehr witzig, weil wir uns das letzte Mal in der Früh gesehen hatten^^

    Der nächste Stopp war dann der Felsen Tortugero, was einfach einen großen schildkrötengeformten Felsen beschreibt. Sieht aber toll aus! Ein paar gute Bilder und wieder ein bisschen Zeit zum Nachdenken, während der Tag langsam dem Ende zu geht. Um 5 Uhr sind wir mit unserem Guide zum Spot weiter gefahren, wo wir den Sonnenuntergang beobachten können.

    Sean, Iris, Martin und ich haben uns eine schöne Stelle am Abhang rausgesucht und dort den Untergang der Sonne beobachtet. Wir haben alle eine Timelapse gestartet und ich hab zusätzlich mit meiner Kamera ein paar Bilder gemacht. Auch hier mal wieder abschalten und den Moment genießen. Ohne Internetverbindung geht das merklich einfach. Ich glaub wenn ich mal älter bin, mach ich einen handyfreien Tag alle zwei Wochen oder so. Oder jeden Monat einmal ^^

    Der Sonnenuntergang war amazing und wir sind noch 30 min nachdem die Sonne weg war, noch immer da gesessen und haben zugeschaut wie das Abendrot die Wolken anstrahlt. Tatsächlich waren zum Schluss dann irgendwann alle auf dem Felsen weg und ich war der allerletzte auf diesem Aussichtspunkt! Cooles Gefühl!

    Unser Jeep hat schon auf uns gewartet. Kurz darauf waren wir wieder bei dem Ort wo wir übernachten und was zu Abend bekommen. Ich hatte davor noch eine "Dusche". Es gibt kein fließend Wasser und du bekommst einen Wasserkübel und einen Becher hingestellt, womit du dich dann duschen kannst. Hab ich auch noch nie gemacht,, aber auf Dauer wär das nichts. Dafür schätz ich eine warme Dusche zu sehr.

    Danach gabs Abendessen und wir haben dann noch zu viert paar Kartenspielrunden gespielt, bis ich mich hinter meinen Footprint verzogen habe und jetzt den Tag schnell runtergeschrieben habe.. 2 Stunden mit den Bildern ups. Ich hab nen Hotspot von der Iris bekommen und jetzt kann ich die Footprints sogar hochladen und ich habe beschlossen jetzt einfach alle upzuploaden, damit ihr mal wieder auf dem aktuellen Stand seid. Sonst weiß ja keiner dass ich gerade in dem Moment durch die Wüste gurke^^

    Jetzt lieg ich in der Hängematte, wo ich auch die Nacht verbringen werde. Das Licht ist schon aus und mir fällt das Handy fast aus der Hand. Gute Nacht und morgen erzähl ich ein bisschen mehr, wie das Reisen mit dem Jeep abläuft.
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