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  • Day 119

    ❄Eiswandklettern mit Steigeisen & Eis⛏!

    February 6, 2022 in Bolivia ⋅ ❄️ 2 °C

    Und heute konnte ich wieder einen Punkt von der Bucketlist streichen: Eiswandklettern mit Eispickel und Steigeisen! Ein hammergeile Erfahrung!

    Mein Morgen hat in meinem 4er Dorm begonnen, wo um 4 Uhr die zwei besoffenen Bolivier heimgekommen sind.. Mein Schlaf war dann so bisschen gestört weil die relativ laut waren bis ich sie drauf zurecht gewiesen habe.

    Paar Stunden später hab ich mich dann aus dem Bett gequält und mir noch eine warme Dusche vor meinem Dreitagestrip gegönnt. Das Wasser ist zwar einigermaßen warm aber das Gebäude und die Mauern sind einfach durchgefroren und sobald das Wasser weg ist, frierst du sofort. Also wirklich frieren. Ich weiß es immer mehr zu schätzen, wie warm die Häuser in Deutschland sind. Egal welcher Raum.

    Für die Tour werde ich meinen großen 85 Liter Rucksack startklar machen, da wir die ganze Ausrüstung selber tragen müssen und mein Tagesrucksack dafür zu klein ist. Als ich mir dann unten im Hostel noch einen heißen Cocatee geholt hab, hat mich von der Seite jemand angesprochen! Wir kennen uns doch und tatsächlich! Es war Lena aus Guatemala, die ich mit ihrem Freund Jan kennengelernt habe! Das ist bestimmt 3 Monate her und wir wollten uns damals noch schreiben, weil wir ungefähr zum gleichen Zeitpunkt in Südamerika sein wollten. Schnell hat sich rausgestellt, dass sie heute auch den Huyana Petosi besteigen wollen! Auch drei Tage und tatsächlich bei der gleichen Agency! Was ein unglaublicher Zufall!

    Ich war sehr sehr froh über dieses Wiedersehen! Bis jetzt dachte ich, dass ich die Tour alleine mit irgendeinem random Typen machen muss. Aber des hat mich wirklich mega gefreut, weil wir uns damals schon super verstanden haben und heute noch viel mehr.

    Auf dem Weg zur Agency hab ich noch Höhentabletten gekauft. Der Huyana Petosi ist nämlich ein Sechstausender! 6.088 Meter. Die Erfolgsquoten sind mit der 2 Tagestour 50%, bei der Dreitagestour 70-80%. Die Höhenkrankheit lässt Kletterer oft umkehren. In dem Hostel wo ich die ersten zwei Nächte verbracht und auch die Tour gebucht hatte, bin ich inzwischen gut bekannt und werde gleich mit Buenos Dias Leo begrüßt. Ich hab sogar ein kostenloses Frühstück bekommen und ich liebe es! Es ist nämlich richtig deutsch. Zwei Semmeln mit Butter und Marmelade. Ganz simpel aber genau das vermiss ich inzwischen so sehr!

    Paar Straßen war dann die Agency für den Petosi und da hab ich dann Lena und Jan getroffen! Tatsächlich gleiche Agency! Wir konntens alle nicht glauben! Wir wurden dann ausgerüstet mit Bergsteigeranorak und Hose und Flies und Buff und und und. Mit einem Taxi sind wir dann noch zu einem weiteren Stop, wo wir dann mit Schneeschuhe, Steigeisen, Helm, Eispickel und so ausgestattet worden sind. Wir waren mit dem Equipment jetzt richtig hyped und aufgeregt und konnten es kaum erwarten. Wir haben aber auch sehr Respekt vor dem Berg. Wir wissen, dass es knüppelhart werden wird und derzeit das Wetter auch sehr unbeständig ist wegen der Regenzeit. Vamos a ver!

    Und natürlich ganz wichtig! Wir haben unseren Guide Obi kenenngelernt. Ein super netter Kerl, der sehr kompetent und erfahren rüberkommt. Relativ schnell sind wir vier zusammen sehr gut warm geworden. Wir sind nämlich nur zu dritt + Obi. Fast eine Privatbergtour. Für den morgigen Tag joint uns noch ein Guide, weil immer zwei Customers einen Bergführer dann oben haben. Aber heute ist Practiseday und wir sollten heute lernen, wie man mit Eispickel und Steigeisen umgeht und wie man generell den Gletscher über die Schneesteigungen erklimmt.

    Mit dem Taxi haben wir circa 1,5 Stunden bis zum ersten Basecamp gebraucht. Hier sind wir jetzt auf 4.700 Metern. Die Nacht werden wir hier verbringen und von hier aus auch heute zum Üben zum Gletscher aufbrechen. Wir haben noch Mittagessen davor bekommen und danach gings los. Wir haben unsere Montur angezogen und waren komplett eingepackt. Wir haben die extra Schnerschuhe, in denen man relativ schwer gehen kann, aber wir brauchen sie für die Steigeisen und die Eiswand. Später haben wir dann noch Helm, Kletterausrüstung angelegt.

    Wir sind circa eine Stunde zum Gletscher marschiert und dort haben wir dann gelernt, welche Techniken es gibt, den Berg zu erklimmen. Immer mit drei festen Standbeinen (beide Beine + Eispickel) sichert man seinen Halt und bewegt dann den Fuß oder den Eispickel nach vorne. Jeder Schritt mit Vorsicht. Wie man mit einem Sicherungsseil zwischen uns umgeht haben wir auch gelernt. Immer auf Spannung und mit einer Hand festhalten.

    Als Königsdisziplin haben wir uns dann an die Eiswand gewagt und des war so geil! Eiswandklettern... nice! Wir haben zwei Eisschrauben oben fixiert und sind dann mit zwei Eisäxten und den Steigeisen die Eiswand hochgeklettert. Natürlich gesichert. Wer mal Modern Warfare 2 gezockt hat, der kann sich sicher an die Schneemission erinnern. Genauso war das! Hammer. Ich durfte es sogar zweimal hochklettern^^

    Und was mal wieder super ist, dass wir nur zu dritt sind! Corona hittet diese Bergtour wieder stark. Der Dorm, wo wir drei heute schlafen, sind insgesamt 24 Betten und es gibt noch ein weiteres Zimmer - alles leer! Wir werden von einer alten netten indigenen Frau gekocht und es ist hier oben Gespenstenstille. Nach der Eiswand sind wieder zurück zum Camp und hatten zwei Stunden Zeit bis zum Abendessen. Wir haben Popcorn bekommen und heißen Kakao mit Pulvergemischen. Obi chillt mit uns wir verstehen uns super alle vier. Obi spricht nur Spanisch aber ich kann mich inzwischen echt gut unterhalten und Lena spricht auch recht gut.

    Weil ich ein ziemlich guter Freund bin, hab ich gestern in La Paz mir noch eine Simkarte besorgt. Die mit dem besten Netz, und tatsächlich hab ich bei diesem Camp noch ein, zwei Balken, wenn ich den Berg so paar Hundert Meter hoch geh. So konnt ich mit Paula da oben in der Eisenskälte und Schneefall sogar telefonieren:) Leider vergessen nen Screenshot zu machen. War ne coole Kulisse fürs telefonieren ^^

    Als der Akku vom Handy von der Kälte dann gekillt war bin ich zurück und wir vier haben gemeinsam in der Hütte ein Spiel gespielt. Alles auf Spanisch und sehr amüsant. Qwix heißt es. Erste Runde ging sogar um einen Punkt an mich, die zweite haushoch Letzter^^

    Abendessen war dann eine heiße Suppe und danach Reis mit Tofu. Ich zieh nämlich mit Lena und Jan über die Tour vegetarisch mit. Gemeinsam haben wir dann noch die Bilder von heute durchgeschaut und irgendwann hab ich auch die 360°-Kamera ausgepackt und Obi auch die Aufnahmen von gestern von der Death Road gezeigt und er war begeistert. Ich hab ihm auch meine Reise erklärt und anhand von Travelpinguin viele Bilder gezeigt und die Geschichten dahinter erzählt. War sehr cool und vielleicht hab ihn inspiriert auch nach Peru oder Kolumbien zu gehen ^^

    Ein schöner Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende. Ich lieg grad eingekauert in meinem Schlafsack unter zwei Decken und schreib den Footprint. Mein warmer Atem ist sichtbar und meine Füße werden nicht warm... Es ist echt kalt aber morgen wird es noch um einiges kälter!🥶 Wir sind alle gut drauf und Obi hat zu uns gesagt, dass wir alle drei sehr fit sind und heute sehr gut unterwegs waren. Die Chancen stehen gut, dass wir es bis zum Gipfel schaffen. Falls nicht ist es auch keine Schande abzubrechen.

    Ich bin happy!

    Morgen geht's zum nächsten Basecamp und dann übermorgen um steigen wir um 1 Uhr nachts auf bis auf 6.088 m. 900 Höhenmeter wollen wir bis um Sonnenaufgang überwinden. Ausführlichen Bericht kommt dann erst wenn ich wieder unten bin;)

    Internet hab ich übrigens ab morgen Mittag keins mehr und ich werd bis Dienstagnachmittag ab vom Schirm sein. Bis dann!
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