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  • Day 13

    Neißequelle und Liberec

    May 9, 2022 in Czech Republic ⋅ ⛅ 19 °C

    Nová Ves nach Liberec (Reichenau)

    Mit dem Zug fahren wir von Zittau über Liberec zur Bahnstation von Nová Ves nad Nisou (Neudorf an der Neiße). Von hier steiler Anstieg zum Dorf und weiter zur Quelle der Lausitzer Neiße (Pramen Nisy). Der tschechische Teil des Oder-Neiße-Radwegs folgt nur sehr selten dem Flussverlauf. Nach der Quelle zunächst noch sehr reizvolle Strecke mit Ausblick auf das umgebende Isergebirge und auf das im Tal gelegene Jablonec (Gablonz), früher und auch heute noch ein Zentrum der Schmuckherstellung und der Glasperlenproduktion mit einer Tradition die bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückreicht, als sich deutsche Glasmacherfamilien hier niederließen. Anschließend zahlreiche unattraktive Wegabschnitte mit zahlreichen Steigungen, oft auf Verkehrsstraßen verlaufend. Über Dobrá Voda, Rychnov, Rádlo, Dlouhý Most (deutsch Langenbruck), Minkovice und Horn Hanychov geht es in das Zentrum von Liberec.

    Liberec, das ehemalige deutsche Reichenberg mit dem Jeschkenturm als Wahrzeichen ist die größte Stadt Nordböhmens, in einem Kessel zwischen dem Isergebirge und dem Jeschkenkamm gelegen. Eine erste Siedlung wird geschichtlich erstmals 1392 erwähnt und gehörte zur Friedländer Herrschaft der Bibersteiner, die im 16. Jahrhundert ausstarben. 1577 wurde Liberec von Kaiser Rudolf II zur Stadt erhoben. Im Anschluss war es ein wichtiges Zentrum der Textilerzeugung. Unter Albrecht von Waldstein (Schillers Wallenstein) wurde Reichenberg ein bedeutendes Handwerks- und Handelszentrum. Eine neue Glanzzeit erlebte die Stadt Ende des 18. Jahrhunderts mit der Bahnanbindung 1859 und der Weiterentwicklung der Textilindustrie. Damals war Liberec die zweitgrößte Stadt Böhmens und reihte sich gleich hinter Prag ein. Mit dem Münchner Abkommen von 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete und damit die hier lebenden 2,9 Millionen Deutschen und 0,7 Millionen Tschechen wieder dem Deutschen Reich zugeschlagen. 1939 schufen die Nazis den Reichsgau Sudetenland mit der Hauptstadt Reichenberg. Ab Mai 1945 gehörte die Stadt zur wiedergegründeten Tschechoslowakei, die deutschsprachige Bevölkerung wurde bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen enteignet und vertrieben. Durch das Beneš-Dekret wurde das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche durch das Beneš-Dekret 131 liquidiert, das der katholischen Kirchen in der kommunistischen Ära enteignet.

    Die Sehenswürdigkeiten der Stadt: Schloss Liberec (bei unserem Besuch im Schlosspark Ausstellung des deutsch/tschechischen Europäischen Wertewanderwegs), Rathaus im Neorenaissancestil, der Marktplatz, die Antonius Kirche, die Kreuzkirche als wertvollstes Barockgebäude der Stadt, die Wallenstein-Häuser, zwischen 1678 bis 1681 erbaute Fachwerkhäuser.

    Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (tschechisch Valdstejna), 1583 in Hermanitz an der Elbe (Heřmanice nad Labem (cze)) geboren und 1634 in Eger ermordet, war im Dreißigjährigen Krieg der bekannteste Feldherr auf Seiten der katholischen Liga und wurde in Schillers Drama dichterisch verewigt.

    Der Name Sudetenland leitet sich ab vom Gebirgszug der Sudeten, der das Erzgebirge mit den Karpaten verbindet, insgesamt 310 Kilometer lang und bis zu 50 Kilometer breit ist. Die Sudeten liegen in Deutschland, Tschechien und Polen, bilden die nordöstliche Umrahmung des Böhmischen Becken und gliedern sich in mehrere eigenständige Gebirgsgruppen von denen das Riesen- und das Altvatergebirge die bedeutendsten sind. Die höchste Erhebung ist die Schneekoppe im Riesengebirge mit 1603 m. Die Namensgebung ist wahrscheinlich abgeleitet von Soudeta ore (deutsch Wildschweinberge), erstmals vom griechischen Geographen Ptolemäus verwendet als Bezeichnung für die Gebirge die im heutigen Norden von Tschechien liegen.

    35 Kilometer, 520 Höhenmeter, maximale Höhe 670 m
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