• Gastfreundschaft

    September 6, 2024 in France ⋅ ⛅ 24 °C

    Während mir die bezaubernde Schweiz mit ohrenbetäubenden Paukenschlägen und in ärgster Manier ihre unbestechliche Schönheit in den Frontallappen gehämmert hat, schwingen in Frankreich eher sanfte Harfenklänge durch den gewundenen Gehörgang.

    Dekorativ geschmückte Dörfer, geduldig zuhörende Anwohner und schweißtreibende Höhenmeter. Es ist beinah so, als würde der aktuelle Streckenabschnitt mir Zeit zur inneren Besinnung geben. Kaum Pilger unterwegs, zumindest habe ich von einem abgesehen, keine anderen getroffen - fürs Wildcampen sind es paradiesische Zustände und allen voran, ist die Gastfreundschaft und Freundlichkeit das oberste Sahnehäubchen auf der gewaltigen Erfahrungstorte.

    Um dir einen kleinen Einblick zu bieten, möchte ich dir von einer Familie erzählen, die mir erlaubte mein Zelt im Garten aufzuschlagen, als Tropfen um Tropfen vom Himmel fiel. Kaum stand die mobile Behausung, folgte die Einladung zum unsicheren Gespräch, Bier, Kuchen und zwei saftigen Tomaten.

    Drei Tage später vergesse ich meine stockartigen Ersatzbeine an einer Apotheke. Als ich zurückkomme, hat diese bereits geschlossen. Der nette Besitzer kommt aus einer Seitentür, überreicht mir meine Stützen und ruft ein Deutsches "Auf Wiedersehen" hinterher. Autofahrer, die mir den Daumen entgegenstrecken, für das was ich tue. Nicht den Mittelfinger, weil ich auf der Straße latsche.

    Nach all diesen Begebenheiten frage ich mich; warum hatte ich all die Jahre Angst vor Sprachbarrieren, wenn Kommunikation doch so vielfältig ist?
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