• Hinauf und Hinunter

    October 14, 2024 in Spain ⋅ ☁️ 15 °C

    Eine gewisse Schreibfaulheit breitet sich wie ein verqueres Vorfahrtsschild demonstrativ in meinen Gedankengängen aus. Zu sehr bin ich mittlerweile damit beschäftigt, fluffige Wolkenformen zu beobachten oder Abends einfach blindlings in die Ferne zu starren, während auf der naheliegenden Autobahn indes viele Scheinwerfer ihre gradlinigen Wege ziehen. Grillen zirpen zugleich lautstark im Chor und der seicht warme Wind fegt gemächlich über die gewundenen Täler. Es ist beschaulich friedlich und sicher kennst du das Gefühl oder diese Situation, wenn du eine bestimmte Momentaufnahme am liebsten für immer im Denkpalast abspeichern möchtest.

    Spanien also.

    Die bezaubernden Pyrenäen liegen kaum hinter mir, da überflügelt mich ein neuer Schwarm an gewaltigen Eindrücken. Ich wollte diesem Land ein wenig vorurteilsfreie Zeit verschaffen, ehe sich meine, mit Stereotypen gefüllte Schublade, zu schließen beginnt. Mich darauf einlassen und dem Ganzen offen gegenüber stehen, wie es mir die lieben Mitpilger wohl anraten würden.

    Um dem entgegen gleich mal ein vorschnelles Fazit abzulegen; es mangelt ganz klar an Toiletten. Oder am allgemeinen Regelverständnis. Dutzende Taschentücher säumen stellenweise die Wege, der restliche Müll hält sich angesichts der schieren Massen noch in Grenzen - wohl auch zum Dank einiger freiwilliger Unterstützer und alles in allem, ist es einigen Anwohnern mittlerweile einfach nur zu viel des Guten. Verständlicherweise.

    Im berühmten Kloster von Roncesvalles bekam ich bereits einen ersten Eindruck von der Beliebtheit dieses französischen Jakobswegs und bin den dortigen niederländischen Ehrenhelfern noch immer dankbar für die Gespräche und Zuweisung eines Zeltplatzes neben dem alten Gemäuer.

    Kontrastreich. Ich denke, dieses Wort trifft es ganz gut. Zwischen florierenden Weinreben und dem Kampf nach Unabhängigkeit, zwischen stinkendem Tourismuspfad und angehender Dystopie. Okay, das ist sicher ein Müh' übertrieben, aber manche Orte und Gegenden wirken auf mich recht verwahrlost und heruntergekommen.

    Dafür spielen Lebensfreude und die Gemeinschaft untereinander zugleich eine große Rolle. In den Restaurants und Bars kommen spätestens am Abend viele Anwohner zusammen und halten energische Gespräche ab. Hier sehe ich dich vor meinem inneren Auge sitzen, wie du mit deinem Laptop an skurrilen Skripten arbeitest und dir einen Milchkaffee nach dem anderen orderst.

    Spanien. Es ist für mich das erste Land, das aufgrund seiner Vielseitigkeit oder eben seiner Kontraste Lust auf mehr macht..
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