• Teutonische Tomaten-Terroristen

    June 9 in the United States ⋅ ☀️ 27 °C

    "Hello, do you have some veges or fruits in your RV? And in which state did you get it?"

    Verwirrt schauen wir uns an. Das ist das erste Mal, dass wir eine Grenzkontrolle in den USA sehen. Also eine innerstaatliche. Heute müssen wir zurück nach Kalifornien fahren...und werden natürlich prompt angehalten. Sofort grübel ich, ob ich irgendwas bei der Recherche überlesen habe.😥 Brauchen wir unser Visum? Haben wir unwissentlich etwas Verbotenes eingeführt? Ist das Kennzeichen abgelaufen? Fragen über Fragen...

    Wer nun aber denkt, bei der Grenzüberschreitung nach sicherheitsrelevantem Kram wie z.B. der Mitführung von Waffen, dem Zustand unserer Gasflasche oder halt dem Kennzeichen gefragt zu werden, der irrt.

    Nein, Kalifornien als größtes Gewächshaus in den West-USA hat wichtigere Sorgen:
    WO zum Kuckuck kommen die letzten 3 Äpfel, der halbe Salat und die leicht verschrumpelte Gurke her, die in unserem Kühlschrank noch einsam hin und her rollen?🧐🥒🥬 🍎

    Als überkorrekte Kartoffelteutonen stellt uns selbst diese Frage vor innere Nöte. Schließlich wollen wir ehrlich antworten, waren aber die letzten Tage genau auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien unterwegs. Ergo haben wir keinen Schimmer, in welchem State wir eigentlich was genau eingekauft haben.

    Wie wir da erstmal emsig miteinander auf deutsch herum philosophieren, wo verdammt nochmal unser letzter Walmart lag, verdunkelt sich langsam das Gesicht der Grenzbeamtin.
    ...Oh weia. Sie wird ungeduldig!😨
    Im Angesicht der geballten US-Autorität fange ich ehrfürchtig an zu stottern. Dabei versuche ich, unser geografisches Dilemma zu erklären. Fast möchte ich noch versichernd hinzufügen, dass wir unser Gemüse immer ordentlich abwaschen und ethisch einwandfrei behandeln. Tomatenwohl und so.

    Meine Antwort reicht aber auch so aus, um uns als die etwas depperten und absolut harmlosen Touristen zu outen, die wir nunmal sind. Die Grenzbeamtin fängt schließlich an zu grinsen und schickt uns doch noch recht freundlich weiter. Puh. Nochmal Glück gehabt. Kurz habe ich mich schon des Gemüseterrorismus bezichtigt gesehen.

    So fahren wir ein paar Stunden weiter durch Kalifornien. Während ge(Wald)brandmarkte Berge an uns vorbeiziehen, spinne ich unser Grenzerlebnis noch ein wenig weiter:

    Wie wir inhaftiert und ins Abschiebegefängnis gesteckt worden wären. Natürlich in 🍊 farbenen Overalls. Wie wir dadurch unseren Rückflug verpassen und unseren Chefs erklären müssen, dass wir nicht wiederkommen, weil wir illegale Substanzen in den USA transportiert haben. Und was wohl unsere Familien sagen würden!
    Und überhaupt, wird sowas von der Reiseabbruchversicherung abgedeckt? Gibt es eigentlich spezielle Anwälte für sowas, Lawyer of Gartenerzeugnisse oder so...?

    Schon wieder: Fragen über Fragen...

    Irgendwann erzähle ich Christian davon und wir brechen beide in Lachen aus. Wir sind schon zwei Gestalten!
    Deppert, deutsch und eindeutig harmlos. 😁🫠😇
    Schnell fahren wir zu unserem letzten Stellplatz. Hier vernichten wir als erstes die letzten Reste aus dem Kühlschrank, bevor wir uns ans große Packen für den Rückflug machen...
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