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  • Day 120

    Wien, Geburtstag & globaler Klimastreik

    September 23, 2022 in Austria ⋅ ☀️ 17 °C

    Ich hoffe du sitzt bequem mit ner Tasse Tee oder Kaffee, denn dieser Beitrag wird etwas länger. 😉
    Es gibt sehr viele Gründe Wien zu besuchen. Für uns lag es auf dem Weg, ich wollte meinen Geburtstag etwas zelebrieren und der globale Klimastreik stand an. Angekommen in Wien suchten wir uns einen Platz auf einem recht großen Campingplatz ungefähr 10 km außerhalb von Wien. Der Campingplatz war ein typischer Stadtcampingplatz. Nicht sonderlich gemütlich aber man hatte alles was man brauchte. Im Hochsommer fehlt hier allerdings eindeutig Schatten. Da wir aber herbstliche Temperaturen hatten, war uns das in dem Moment egal. 🍂
    Am 1. Tag sind wir mit dem Fahrrad in die Wiener Innenstadt gefahren. Was sich allerdings als super stressig herausgestellt hat. Wien hat zwar viele Fahrradwege, die enden aber gerne plötzlich oder man muss auf der entgegen gesetzten Straßenseite fahren. Und das ganze Theater dann bei viel Verkehr. 🙈
    Unser erstes Ziel war Schloss Schönbrunn, die Residenz von Kaiserin Elisabeth (Sisi) und Kaiser Franz Joseph (er ist hier geboren und gestorben). Mir kam dieser Park des Schlosses so unfassbar riesig vor. Mit einer Fläche von 186,28 ha, kann man auch von riesig sprechen. Man hätte hier mindestens einen halb Tag verbringen können. Neben all den verschiedenen Gärten, Brunnen und Volieren gibt es ja auch noch das prächtige Schloss. Doch uns reichte ein Spaziergang im Park, schließlich hatten wir noch eine free-walking Tour gebucht. 😊 Da die Tour für die Mittagszeit angesetzt war, mussten wir natürlich noch ein traditionelles Leberkässemmel essen. In der Fleischloserei (eine vegane Metzgerei) heißt dieses Brötchen allerdings Lebenkässemmel. Was mir natürlich ausgesprochen gut gefällt. Christoph hat sich für ein Roastbeef Brötchen entschieden und empfand auch diese vegane Version als äußerst schmackhaft. 💚 Mal wieder entpuppt sich eine Stadt als veganes Paradies! Gestärkt ging es dann zur free-walking Tour. Die Erwartungen waren sehr hoch, da wir in Sarajevo eine wirklich hervorragende Tour hatten. Allerdings wurden wir gleich zu Beginn etwas enttäuscht. Obwohl die Rede von kleinen Gruppen war, kamen insgesamt 15 Leute zusammen. In Sarajevo waren wir 5. Naja gut, Wien ist deutlich größer und vlt. passt dann das Verhältnis zur Stadt. 🤔 Eine Frau in unserem Alter, eine bekennende Wienerin führte uns 2 Stunden durch die Stadt. Angefangen mit der Wiener Staatsoper, welche im 1. Weltkrieg so krass zerstört wurde, dass nur noch die äußeren Wände standen, haben wir außerdem erfahren, dass Wien als eigenes Bundesland mit 1,9 Millionen Einwohnern nicht auf dem Höchststand der Einwohnerzahl stand. Im Jahr 1910 waren auf Grund der Bauarbeiten in ganz Wien, so viele Arbeiter in der Stadt, dass mehr als 2,08 Millionen Einwohner gezählt wurden. Zu dieser Zeit war Wien auf Platz 5 der größten Städte weltweit. Es wurde viel gebaut und all die hübschen Altbauwohnungen konnte sich damals nur die Mittelschicht bis Oberschicht leisten. So haben die Arbeiter selbst außerhalb in weniger hübschen Häusern gewohnt. Ich würde mal behaupten viel hat sich nicht geändert. Altbauwohnungen verkommen leider in der heutigen Zeit in Wien sehr oft. Es gibt nämlich eine Mietdeckelung für Altbauten. So wollen die Vermieter nicht viel Geld rein investieren und hoffen auf einen so krassen Verfall, dass am Ende nur noch abreißen und neu bauen zur Wahl steht. Denn bei Neubauten gibt es keine Mietdeckelung, so lassen sich schicke Luxus Wohnungen bauen, welche natürlich eher Gewinn versprechen. 🤑 Was natürlich unglaublich traurig ist. Btw. ist Wien die lebenswerteste Stadt in Europa. Japp, auf Platz 1. Dazu gehören die öffentlichen Verkehrsanbindungen und auch, dass die Stadt mehr Grünflächen plant um sie Klimagerechter zu machen. Unsere Führerin zog den Vergleich zu Salzburg, dort soll es im Sommer wie im Backofen sein, weil alles aus Beton und Asphalt bestehe...
    Es ging weiter und vorbei an DER Konditorei, Café Sacher. Wie der Name verrät gibt es hier die berühmte Sacher Torte. Hier stehen die Leute für diesen Kuchen an. Doch wo gibt es jetzt DAS Original? Im 18. Jahrhundert wurde die Grundform von Franz Sacher erfunden. Sein Sohn vollendete das Rezept in seinem Lehrhaus Demel. So bestand Sacher als auch Demel auf den Titel der originalen Sachertorte.
    Christoph findet den Hype um ein Stück Schokokuchen etwas übertrieben. Wir haben die vegane Version gegessen und wären die original Rezepturen auf pflanzlicher Basis, könnte ich den Hype nachvollziehen. Denn es ist schließlich SCHOKOTORTE. 🤤
    Viel Hype wird auch um den heimischen Wein gemacht. Wohlgemerkt durch einen Skandal. Es gibt bestimmte Vorgaben die einen guten Wein ausmachen, dazu gehört der Zuckergehalt. Ist dieser zu hoch, ist von minderwertigen Wein die Rede. Was haben die Wiener gemacht?! Statt mit Zucker zu süßen, hat man Frostschutzmittel in den Wein gekippt. 💁🏼‍♀️Frei nach dem Motto: des geht sich scho aus. 😎 Da man Zucker nachweisen kann, Frostschutzmittel aber nur am süßen Geschmack erkennbar ist und nicht messbar. 🥸 Natürlich ist dieser Betrug aufgefallen und nun gibt es sehr viele Regeln und Auflagen bei der Weinherstellung, somit hat man hier qualitativ hochwertigen Wein. Was Christoph und mich allerdings immernoch verwirrt, ist der Begriff 'Sturm'. Was zur Hölle ist das? Wir haben auf dem Naschmarkt 'Sturm' bestellt, der wie Federweißer geschmeckt hat. Passt ja auch zeitlich. In einem anderen Lokal haben wir dann einen 'Spritzer', also Weinschorle bekommen. Kann uns das jmd. erklären? 🤔
    Wie dem auch sei, weiter ging es zu einem sehr historischen Gebäude bzw. Balkon. Wir standen am Heldenplatz. Auf dem Balkon des neusten Teil der Hofburg hatte Hitler damals verkündet, dass Österreich nun auch 'Anschluss' zu Nazi- Deutschland gefunden hat. Damals wurde natürlich auch gejubelt und gefeiert, was in Österreich wohl lange nicht so dargestellt wurde. Hier kam die Aufarbeitung und das Verantwortungsbewusssein sehr spät. So hat Österreich sich sehr lange, gerne als das 1. Opfer Hitlers gegeben. Der Balkon ist seit der Rede Hitlers nicht mehr verwendet wurden. Alle Österreicher machen einen großen Bogen um diesen Balkon. Obwohl dieses Gebäude wunderschön aussieht. Doch um ehrlich zu sein, sieht hier einfach fast jedes historische Gebäude schön aus. Die ganzen Kutschen sind allerdings alles andere als schön. Mich macht es so wütend, dass Pferdekutschen noch immer als Touristenattraktionen dienen. Pferde gehören nicht in Großstädte! Erst vor ein paar Monaten ging ein Video viral, dort ist ein Pferd vor einer Kutsche kollabiert. Vor Erschöpfung und Stress. Pferde sind Fluchttiere; sobald eine ungewöhnliche, laute Situation entsteht sagt denen ihr Instinkt: wegrennen! Also bitte unterstützt solch eine Touri-Scheiße nicht! 😤 Danke. 🙌🏼
    Zurück zur Tour, allgemein wurde noch viel zu Sisi erzählt, die wird hier nämlich richtig gefeiert.
    Fazit zur Tour: auf jeden Fall positiv, doch nicht so grandios wie in Sarajevo. In Sarajevo wurden wir mehr integriert, man hat viele Vergleiche zu Deutschland gezogen usw. Das war einfach persönlicher. Trotzdem wollen wir weiterhin free-walking Touren empfehlen. 👌🏼
    Kommen wir zur nächsten 'free-walking Tour'. Schließlich hatte ich Geburtstag und so ging kein Weg am globalen Klimastreik vorbei. Das Datum war für mich quasi ein Zeichen. 😅
    Ich gehöre zu den Menschen die sogenannten Weltschmerz empfinden und da war es einfach so erfreulich, dass so viele (junge) Menschen auf die Straße gehen. 📣 Vermutlich weil sie auch so empfinden und aktiv ihr Recht nutzen und demonstrieren. Mit sage und schreibe 12.000 Menschen allein in Wien. Es waren unglaublich viele kreative und aussagekräftige Schilder dabei, Fahnen und Musik. Es gab Bands und so viele kluge und aufklärende Reden von jungen Menschen die was verändern wollen. Die Organisation war wirklich großartig. Und irgendwie war es ein ganz besonderes Sightseeing mit all den Menschen durch Wien zu ziehen. Leider muss ich da wieder den Vergleich zu Krefeld ziehen. Man sieht leider, dass halt besonders in Großstädten viele junge Menschen leben die was verändern wollen und auf die Straßen ziehen. In Krefeld sind einfach zu viele 'alte' Menschen aus der Generation die Umweltaktivissmus als Hippiebewegung sehen. Vor einigen Monaten hatte ich eine heftige Diskussion mit einem Herrn (der sich für sehr schlau hält auf Grund seines Berufes), seiner Meinung nach dürfen nur Menschen zum globalen Klimastreik kommen, die sich zu 100 % ökologisch verhalten. Sprich kein Handy besitzen, nur Fahrrad fahren und kein Netflix schauen. Hier fiel auch der Satz: die Kinder wollen ja nur Schule schwänzen. Für mich klingt das ganze ganz klar nach Bildzeitung. Der globale Klimastreik fordert im großen und ganzen eine Welt in welcher unsere Kinder noch eine Zukunft haben. Wir als Bürger können im einzelnen noch so perfekt und klimaneutral leben, ohne eine Klima orientierte Politik nützt das alles leider nichts. Was sehr schade ist. Nichts desto trotz, werden wir den nächsten globalen Klimastreik wieder in Krefeld antreten. Und ich hoffe sehr auf mehr Unterstützung, auch von noch mehr Menschen aller Altersklasse. So! Aktivismus-Rede Ende.
    Nach der Demo hatten wir offenbar das Gefühl noch nicht genug gelaufen zu sein. 😅 Besucht wurde noch der Prater, das Hundertwasser Haus, die Donauinsel und zum Schluss das besagte Restaurant mit der Sachertorte. Am Ende hatten wir über 16 km zurückgelegt und waren ziemlich k.o. in unserem Camper angekommen.
    Wien war mega schön und ganz bestimmt nicht das letzte Mal... ich meine hier kommen Mannerschnitten her... 😍
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