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  • Day 67

    Inle-See und 2. Aufenthalt im Waisenhaus

    November 10, 2019 in Myanmar ⋅ 🌧 20 °C

    Bevor wir nach Myanmar zurückkehrten, verbrachten wir einige Tage im Norden von Thailand, in Chiang Mai.
    Wir hatten den tollen Plan, hier eine Wohnung über Airbnb zu mieten, um nach langer Zeit zumindest Mal wieder selbstständig kochen zu können. In der Unterkunft angekommen, hingen jedoch große Warnschilder aus, die besagten, dass eine Wohnung unter 30 Tagen in Thailand zu mieten mit hohen Geldstrafen und bis zu 2 Jahren Gefängnis bestraft würde. Das wollten wir dann nun doch nicht riskieren, soweit geht die Liebe zu Spaghetti Bolognese dann doch nicht 😅 mitten in der Nacht zogen wir also weiter in ein chinesisches Hotel, was eher an einen Bunker erinnerte, bevor wir 2 Tage später endgültig in ein schöneres Hotel umzogen.
    In Chiang Mai besuchten wir, zusammen mit einer jungen Reisenden, die wir in Vietnam kennengelernt hatten und einem sympathischen Kölner Pärchen, was wir aus Myanmar kannten, das alljährliche Lichterfest. Dazu werden am Flussufer unzählige Laternen steigen gelassen und der Himmel so in ein leuchtendes Lichtermeer verwandelt. Ob das Steigenlassen dieser Laternen so ganz legal ist, wurde uns bis zum Schluss nicht ganz klar. Kurz vor Beginn kämpfte sich jedenfalls ein mit Trillerpfeife bewaffneter Polizist panisch und einsam auf verlorenem Posten durch die Menschenmassen, rief "Not fly lanterns, take it as a Souvenir" und versuchte die bereits entzündeten Laternen auszupusten. Erfolglos und wahrscheinlich atemlos gab er auf und das Spektakel begann.
    Wir ließen natürlich auch stolz eine Laterne mit guten Wünschen in den Himmel steigen und kämpften uns aus dem Chaos heraus, was allerdings sehr anstrengend war und beinahe zu klaustrophobischen Panikattacken führte.

    An den nächsten Tagen schlenderten wir durch die Stadt, besuchten eine Parade und ich probierte neue Sportarten aus während Christina sich den weißen, blauen und schwarzen Tempel in Chiang Rai ansah. Diese waren sehr sehenswert und zeigten eine außergewöhnliche Architektur, die chinesischen Touristenmassen erschwerten aber die ungestörte Besichtigung der Orte.

    Wir freuten uns sehr auf unseren zweiten Aufenthalt in Myanmar. Bevor es zurück nach Sagaing ins Waisenhaus ging, machten wir einen kurzen Abstecher zum Inle- See. Dieser riesige See im Nordosten Myanmars besticht durch wunderschöne Landschaften und etwas milderes Klima als wir es bisher kannten. Leider ist diese Region als eine der wenigen schon sehr touristisch und daher leider weniger authentisch.
    Nichtsdestotrotz wollten wir diesen Teil des Landes noch besichtigen und kamen dort nach Flug in der altbekannten Propellermaschine und Kamikaze- Taxifahrt an. Direkt am ersten Abend entdeckten wir ein Restaurant, das von einem Franzosen geleitet wurde und freuten und auf nicht- asiatisches Essen. Wir genossen den französischen Wein, denn der Wein auf unser bisherigen Reise war ungenießbar gewesen. Nach dem ein oder anderen Gläschen hielten wir es sogar für eine gute Idee, noch Wein nachzubestellen und nachdem ich auf dem Rücksitz des Motorrads des französischen Besitzers zum Geldautomaten gefahren war, konnte dieser Plan dann auch in die Tat umgesetzt werden.
    Die Stimmung des feuchtfröhlichen Abends kehrte sich am nächsten Morgen dann aber schnell um, denn wir hatten in der Früh eine Bootstour gebucht, die wir nun mit schummrigen Mägen und leichten Kopfschmerzen antreten mussten. Wir fuhren über den See und bewunderten die umliegende Berglandschaft und die ungewöhnlichen Dörfer, die auf Stelzen inmitten des Sees existierten. Es war sehr schade, dass der Rest der Tour eher an eine Kaffeefahrt erinnerte und wir von einem überteuerten Souvenirshop zum anderen geschifft wurden.
    Naja, wir genossen die Landschaft und waren froh als die Fahrt vorbei war.
    Im Anschluss hatten wir eine Verabredung mit einem deutschen Mönch, der seit mehreren Jahren in Asien lebt und eine Schule für Waisenkinder in der Nähe des Inle- Sees gegründet hat. Da er vor der Gründung der Schule in demselben Waisenhaus gearbeitet hatte, in dem wir tätig waren und seine in Hamburg ansässige Stiftung (muditafoundation.de) die Freiwilligenarbeit in dem Waisenhaus koordiniert, wollten wir mit ihm über die Situation in Sagaing und den sinnvollen Einsatz der Spendengelder sprechen. Das Gespräch war sehr interessant und aufschlussreich und wir stehen bis heute mit dem buddhistischen Mönch, Bhante Mokkhita, und aktuell in Sagaing arbeitenden Freiwilligen in Kontakt und sind uns so sicher, dass die Spendengelder auch wirklich ankommen und sinnvoll verwendet werden. Zudem arbeiten wir im Moment daran, mit Bhante Mokkhita und seinem Team, eine Homepage zu erstellen, auf der das Waisenhaus in Sagaing vorgestellt wird, die einzelnen Projekte erklärt werden und Spendengelder dauerhaft gesammelt werden können.

    AN DER STELLE EIN RIESEN DANKESCHÖN AN ALLE SPENDER!!! WIR HABEN FAST 3000€ GESAMMELT. WAHNSINN!!! Bisher wurden von diesen Spenden eine sehr dringend benötigte Waschmaschine, Rasierer für die Köpfe der kleinen Mönche, Medizin, Kleidung, Schuhe, Hefte und Schreibmaterial angeschafft. Hauptziel ist, davon das Gehalt für eine Krankenschwester zu bezahlen, es ist jedoch äußerst schwer, eine Krankenschwester zu finden, die dauerhaft in dem Waisenhaus arbeiten kann. Bisher sind die Krankenschwestern nur kurze Zeit geblieben, da die Bedingungen sehr hart sind und viele nach kurzer Zeit die Stelle wieder aufgebeb. Wir hoffen aber, dass die Suche bald Erfolg hat, denn zuverlässiges medizinisches Personal ist dringend nötig, um die vielen schlimmen (Haut)krankheiten der Kleinen zu behandeln.

    Für uns ging es nach dem Abstecher zum Inle- See also zurück Sagaing. Nach dem Gespräch mit Bhante Mokkhita und dank unserer Vorerfahrungen an dem Ort, konnten wir uns nun ein noch genaueres Bild davon machen, was in dem Waisenhaus benötigt wird und wir schafften die oben genannten Dinge an.
    Die Kinder begrüßten uns euphorisch und wir waren sehr gerührt von ihrer Zuneigung und Begeisterung. So verflogen die Tage im Waisenhaus erneut. Wir arbeiteten dieses Mal in einem sehr motivierten und sympathischen Team von Freiwilligen und erhielten so erneut unzählige Einblicke in das Schulleben, den Klinikalltag, den Kindergarten und die Pflege der Kinder, die jedoch nur 2 Stunden des Tages einnimmt und von lediglich 2 Caretakern ausgeführt wird- bei weitem zu wenig um für hygienische Bedingungen zu sorgen. Um die Arbeit der zukünftigen Freiwilligen zu erleichtern, sammelten wir in verschiedenen Teams Material für den Kindergarten und ordneten dies, schrieben ein Programm für den Englischunterricht im Kindergarten und strukturierten die Themen für den freiwilligen Englischunterricht.
    Die Abende verbrachten wir beim Essen und Diskutieren mit den anderen Freiwilligen oder mit Tanzsessions mit den auf sich gestellten Kindern im Hof.
    Außerdem hatten wir erneut sehr viel Freude bei der Arbeit mit den Kindern, deren Sinn für Gerechtigkeit, Dankbarkeit und Wunsch zu teilen, obwohl sie selbst nichts haben, uns auch dieses Mal sehr berührten. So kamen zum Beispiel 3 Jungs an unserem letzten Tag, der für sie ein Wochenende war, zu Fuß 45 Minuten in die Schule gelaufen, um uns ein Geschenk (Handtücher, da sie ja nichts sonst besitzen) und einen kurzen Brief zu übergeben. So verabschiedeten wir uns unter Tränen und mit vielen unbeschreiblichen Erinnerungen von den Lehrern und Kindern und fuhren mit den anderen Freiwilligen nach Mandalay.

    Das Problem war jedoch, dass ich vorher von einem Insekt gestochen wurde und mein rechter Fuß stark schmerzte. In der Klinik des Waisenhauses wurde der Fuß behandelt, dennoch gingen die Schmerzen über den Tag nicht weg. Am Abend überzeugte mich unser lieber Freund aus dem Hotel in Mandalay, einen Arzt aufzusuchen. Gemeinsam gingen wir also los bzw ich humpelte los. Die Praxis war eher eine Hütte am Wegesrand, aus der ich noch vor kurzem schreiend wieder rausgelaufen wäre. Aber gut, es musste ja sein und so fragten Christina und ich uns, wer des gefühlt 12 jährigen Personals denn wohl der Arzt sei. Ein sympathischer Typ, der immerhin wirkte als ob er 15 Jahre alt sei, untersuchte meinen Fuß, erklärte mir, dass dieser entzündet sei und ein kleines Stück aufgeschnitten werden müsse. Er tat dies, nachdem er mir versichert hatte, dass er 32 und seit 10 Jahren Arzt sei. Er gab mir anschließend 2 Antibiotika mit und ich humpelte mit Christina und unserem Begleiter aus dem Hotel zum Abendessen, wozu unser Freund uns auch noch einlud.
    Am nächsten Morgen begleitete er uns den ganzen Weg hinaus zum entlegenen Flughafen und wir verabschiedeten uns traurig und abermals voller Eindrücke und Emotionen und hoffen, sehr bald wiederzukommen!!!
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