• Dillenburg

    April 25, 2022 in Germany ⋅ 🌧 11 °C

    Die Reise nach Dillenburg verläuft ohne besondere Ereignisse, aber ich merke, dass die Zeit in Wuppertal ihre Spuren hinterlassen hat. Ich habe Rückenschmerzen und Muskelkater. Schon krass, wie schnell sich Muskeln abbauen und ich mich an den Komfort gewöhnt habe. Irgendwie finde ich keine richtige Motivation und erreiche meine Tagesziele selten. Als ich wieder mal keine Lust habe das Zelt abzubauen und bleibe wo ich bin, frage ich mich, warum ich mich eigentlich so hetze und mich zwinge etwas zu tun, was ich eigentlich nicht will. Das war ja schließlich einer der Gründe für meine Reise. Nur noch das tun, worauf ICH auch wirklich Lust habe! Vielleicht ist es aber auch wiedermal eine sich anbahnende depressive Phase... Ich glaube, dass das eigene Mindset sehr wichtig ist und so achte ich die nächsten Tage sehr darauf, mich nicht selbst fertig zu machen, nicht zu Überlasten und ich setzte mir auch keine Tagesziele mehr, sondern laufe einfach solange ich Lust habe und suche mir dann einen geeigneten Zeltplatz. Aber so leicht wie das klingt ist es verrückterweise nicht. Der innere Kritiker ist nun mal sehr laut, ausserdem habe ich noch immer das Wasser-/Stromproblem nicht gelöst. Achtsamkeit, Reflektion und sich Gutes tun, stehen die nächsten Tage also an oberster Stelle.
    Das positive daran ist, dass im Zwiegespräch mit sich selbst, die Zeit schneller vergeht und man sich nicht mehr so sehr auf den Weg konzentriert und er dadurch leichter erscheint.

    Die letzten Kilometer lasse ich mich von meiner Schwester abholen. Schon auf der Fahrt durch meinen Geburtsort stelle ich fest, dass sich viel verändert hat. Aber lediglich das Stadtbild hat sich gewandelt, die dort lebenden Menschen sind leider immer noch die selben...

    Ich habe vor, etwa 1 Woche zu bleiben und mir die Stadt anzuschauen, um in Erinnerungen zu schwelgen.

    Einmal durch die Innenstadt: 3 Minuten.
    Die Burg besichtigen: 20 Minuten.

    Und mehr gibt der Ort auch schon nicht mehr her...

    Viele der Geschäfte waren vor Corona schon geschlossen, aber die Pandemie hat den meisten Läden dann den Rest gegeben. Meine Kindheitserinnerungen sind komplett gegensätzlich zu dem, was ich aktuell erlebe. Früher war die Fußgängerzone RIESIG, belebt und überall haben Kinder gespielt. Ich erkenne jedes Haus, kann zu jeder kleinen Gasse etwas erzählen und erinnere mich an viele Erlebnisse. Aber bei meinem 3 Minuten Gang durch die Innenstadt habe ich 7 Menschen gezählt, die alle eher nach Tod ausgesehen haben...
    Die Burg ist zwar schön und auch die alte Eisenbahn, auf der ich als Kind rumgeklettert bin, existiert noch, aber es ist halt nicht mehr wie es mal war... Naja, was hatte ich auch erwartet. Es sind immerhin 24 Jahre vergangen und Kinderaugen sehen anders als die eines Erwachsenen. Dennoch bin ich sehr enttäuscht und das merkt man mir auch an. Die restlichen Tage verbringe ich im Haus meiner Schwester bzw der WHG meiner Mutter und beschäftige mich mit meinen Nichten, Neffen sowie meinen Hunden. Die Zeit vergeht allerdings wie in Zeitlupe und es kommt mir so vor, als wäre in diesem Ort wirklich jeder schlecht gelaunt. Die wenigen Menschen die ich sehe, gehen sich aus dem Weg, reden kaum miteinander und sind allgemein eher unfreundlich. Die Abreise fällt daher leichter als in Wuppertal.
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