• Free Guided Tour Mérida

    2022年12月14日, メキシコ

    Wir haben erfahren, dass es eine Tour mit Guide (Führung) gibt, die das Touribüro kostenlos (d.h. gegen eine Spende) anbietet.
    Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und gehen um 10h zum Hauptplatz, wo Victor unser Führer sein wird. Er spricht spanisch und engl...ischisch. Schnell wird klar, dass letzteres eher eine Art Fantasiesprache ist, die kaum einer in der Gruppe versteht. Mit der Zeit wird die Gruppe immer kleiner, denn nur 3 Leute (inklusive mir) sprechen Spanisch und der Rest rätselt genervt, wovon der gute Victor wohl erzählt. Die Führung geht auch nur einmal um den Platz und erläutert die Geschichte und die Gebäude um den Zocalo herum und obwohl das vermutlich nur ein Fußweg von 1km ist, dauert das Ganze mehr als eine Stunde. Im Grunde also nicht so toll...Es sei denn man spricht Spanisch. Das was er erzählt ist nämlich eigentlich hoch interessant.

    Zum Beispiel gab es hier früher 7 Maya-Pyramiden und die spanischen Conquistadores fanden diese vom Dschungel überwachsen vor, da die Maya-Hochkultur dort bereits nicht mehr vorhanden war. Trotzdem gab es noch einige Maya-Dörfer in der Umgebung, für die diese Stätten immer noch spirituelle Bedeutung hatten. In kürzester Zeit wurden diese "Eingeborenen" unterworfen. Die lokalen Mayas wurden gezwungen bei der Errichtung der ersten Gebäude zu "helfen" und mussten ihre eigenen heiligen Stätten - besagte Pyramiden - abbauen, damit die so gewonnenen Steine für die Architektur der Eindringlinge verwendet werden konnten. So verschwanden die Pyramiden und entstanden die Gebäude der Eroberer. Die erste Kathedrale von ganz Amerika z.B. und der Hauptplatz hat seine quadratische Form, weil hier mal eine Pyramide mit quadratischer Grundfläche stand. Der riesige Markt 2 Blöcke weiter ist auf der Fläche einer der Pyramiden errichtet und so weiter. Im Grunde ganz schön pervers, was man den Mayas angetan hat (vor 500 Jahren).
    Und auch heutzutage sind die Urvölker Mexicos in den meisten Fällen die Ärmsten der Armen und arg vom Rassismus gebeutelt. Denn auch in Mexico leben viele Rassisten, die den Rang einer Person, eines Landsmannes oder -frau, von der Hautfarbe abhängig machen. Je dunkler die Haut desto eher ist man Opfer von Repressalien, je heller, desto angesehener...
    Denn wer dunkle Haut hat, arbeitet wohl viel draußen auf den Feldern und kann somit nur eine arme Wurst sein und wer helle Haut hat, der muss reich und gebildet sein - so das rassistische Denken. Sowas Beklopptes, aber leider im täglichen Leben durchaus spürbar und sehr präsent.
    Als Weiße aus Europa bin ich privilegiert, auch wenn ich das gar nicht möchte.
    Es gäbe so viel darüber zu erzählen und ins Bewusstsein zu rücken, aber das muss dieses Land selber hinkriegen und es gibt durchaus positive Initiativen.
    Nachdem die Mayas 500 Jahre lang unterdrückt wurden, gibt es nun Projekte zur Erhaltung der Sprache und Kultur.
    Zum ersten Mal seit Jahrhunderten dürfen wieder die damaligen Ballspiele (allerdings ohne Menschenopfer) präsentiert werden, es gibt Restaurants mit Maya-Gerichten und es gibt Bilder die die Geschichte lebendig machen.
    Es lohnt sich hier mal genauer hinzuschauen. Kultur, Geschichte und heutige Realität sind wahnsinnig spannend.
    In einem der Häuser am Zocalo (Hauptplatz) gibt es Gemälde von einem Künstler, die die gesamte Geschichte unglaublich gut darstellen. Erst sieht man nur Flecken, aber lässt man das Bild wirken, erkennt man plötzlich Personen, Szenarien und Erzählungen...diese Kunst hat mich echt umgehauen.
    Leslie hat dann noch einen hoch gebildeten Maya kennengelernt, der uns viel über Mérida erzählt hat, worüber kaum jemand berichtet, denn der könnte am Ende mit Repressalien rechnen, die wir naiven Europäer uns nicht vorstellen können. Es könnte sein, dass der, der zu laut von den mafiösen Strukturen und der elitären Kaste der Stadt und des Landes erzählt, nie wieder gesehen wird...
    Das Leben eines Mayas oder eines Menschen generell wird in Mexiko anders bewertet als bei uns. Gruselig, aber das Verschwinden von unzähligen Personen jeglichen Geschlechts und Alters tragen Zeugnis davon...
    Und auch wenn das rassistisch ist, bin ich ganz froh, dass ich als weiße Europäerin davon weniger betroffen bin...

    Übrigens gilt Mérida als die sicherste Stadt Mexikos...
    Nach der Führung besuchen wir den Markt. Der erstreckt sich über eine immense Fläche und 2 Stockwerke. Alles was man braucht ist quasi thematisch geordnet. Hier Gemüse und Obst, da Fleisch und Fisch, Gänge mit einem Frisör neben dem anderen, Lederwaren, Juweliere, Technik und und und.
    Auf unserem Weg durch die Geschäftsviertel sehen immer wieder kurioses: Weihnachtsmänner, fliegende HändlerInnen, Menschen mit Vögeln.
    Außerdem sehen wir eine Kunsttischlerei von Innen. Der Meister ist total nett, erklärt mir aber, dass es in Mexiko kaum Frauen gibt, die dieses Handwerk ausüben. Es gehe sogar soweit, dass viele eine weibliche Tischlerin als schlechtes Omen ansehen bishin zu einem Fluch. Voll krass. Was für ein frauenfeindlicher Aberglaube. Ich bin hier also eine Kuriosität. Vielleicht sähen die Tischlereien nicht so chaotisch aus, wenn mal eine Frau das Zepter schwingen würde 😆
    Wieder mal viel dazu gelernt.

    Ach ja, man kann auch sein Fahrrad nicht parken wo man will. Dafür gibt's Radabstellstellen. Wer es irgendwo anschließt, läuft Gefahr, dass es weg ist. Das Schloß geknackt von der Polizei. Das wird hier Ernst genommen. Dafür ist die Verkehrssicherheit des Rads vollkommen egal. Kein Licht in der Nacht? - egal. Keine Bremsen? - Wurscht. Aber ja nicht auf einem Fußweg abstellen - die sind für Fußgänger da.
    Andere Länder, andere Sitten 😅

    Dann haben wir die Räder abgegeben und sind nochmal in ein Restaurant eingekehrt, weil die Musik uns lockte.
    Plötzlich wurden noch mehrere Teller mit Essen auf den Tisch gestellt, obwohl wir gar kein Essen bestellt hatten. Auf Nachfrage, ob hier ein Irrtum bestünde, wurde uns gesagt, dass man das zu den Getränken immer dazu bekommt. Hammer! Danach waren wir sogar satt 🤗
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