32. Tag: Santiago - Piaxe

Heute geht es für Juli, Martin und mich weiter in Richtung Finisterre.
Wir freuen uns endlich wieder unterwegs zu sein, aber irgendwie ist der komplette Vormittag über ziemlich zäh und wir sindRead more
Heute geht es für Juli, Martin und mich weiter in Richtung Finisterre.
Wir freuen uns endlich wieder unterwegs zu sein, aber irgendwie ist der komplette Vormittag über ziemlich zäh und wir sind unmotiviert. Während man die letzten Tage/Wochen immer das Gefühl hatte von alleine auf Santiago zugezogen zu werden, so ist es nun eher als würde man an einem Gummiband hängen das einen immer stärker zurück nach Santiago ziehen möchte....
Man trifft insgesamt deutlich weniger Pilger und die Pilger die man trifft kennt man in der Regel nicht, da sie zum Großteil andere Jakobswege gegangen sind.
Die Strecke ist nun wieder deutlich weniger frequentiert als die letzten Tage. Und auch die Landschaft ist wieder abwechslungsreicher und sehr hübsch. Wir laufen abwechselnd bergauf und bergab, durch Eukalyptus- und Laubwälder, sowie durch kleine Dörfer und verstehen überhaupt nicht so recht was mit uns los ist...
Wir drei bleiben heute beim gehen zwar relativ eng zusammen, sprechen aber eigentlich nicht wirklich miteinander, da jeder seinen eigenen Gedanken nachhängt oder Musik hört.
Wir legen viele Pausen ein, da Juli und Martin nach wie vor Schmerzen haben und kommen deshalb nur relativ langsam vorwärts.
Während bei mir gegen Mittag die gute Laune und die Lust am laufen wieder zurückkehrt, bekommen die anderen beiden immer schlechtere Laune und beschließen am nächsten Tag den Bus nach Finisterre zu nehmen und dann dort auf mich zu warten, da ich nach wie vor vorhabe zu Fuß bis dorthin zu gehen.Read more
Ab heute bin ich wieder alleine unterwegs, da Martin und Juli entschlossen habe, die restlichen zwei Etappen nicht mehr zu Fuß zurückzulegen und heute mit dem Bus nach Finisterre fahren, wo ich sie Morgen wieder treffen werde.
Ich laufe also das erste Mal seit längerem wieder völlig frei, ohne Ziel, ohne unterwegs auf irgendwen zu warten, ohne mein Tempo anzupassen,... und es fühlt sich versäumt gut an. Nicht das ich keine Gesellschaft mag, nein ich genieße sie sogar sehr, aber an manchen Tagen braucht man eben einfach Zeit für sich alleine in der Natur und im eigenen Rhythmus.
Ich starte wieder gegen 6:30 Uhr bei sternenklarem Himmel. Es geht wie schon in den letzten Tagen mal bergauf, mal bergab. Flach ist definitiv was anderes, aber nach den auf dem Camino Frances überwundenen Bergen ist das ein Klacks. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich fange wirklich langsam an die Berge und die Aussichten zu genießen.
Die Landschaft wechselt heute von Wäldern (die wieder herrlich nach Eukalyptus duften) über Weiden auf denen Kühen grasen bis hin zu Heideplateus. Alles wirklich wunderschön und so abwechslungsreich wie kaum eine Etappe zuvor.
Nach den sehr vollen letzten Tagen vor Santiago. Genieße ich die Ruhe, auf dem Weg. In den ersten drei Stunden bis zum Frühstück nach 13 km begegne ich keinem einzigen anderen Pilger. Am gesamten Tag in 11 Stunden nur ca 30 Stück und davon ist mehr als die Hälfte in die andere Richtung (nach Santiago) unterwegs weshalb ich sie nur sehr kurz sehe.
Der Wind ist heute ziemlich heftig. Aber Irgendwie vermittelt mir Wind immer ein Gefühl von Freiheit und Stärke und ich genieße es in vollen Zügen. Auch wenn es zeitweise ziemlich schwierig ist, da der Wind ziemlich böig und kalt ist...
In der Mittagspause lerne ich Julian aus Frankfurt kennen und wir gehen für die nächsten beiden Stunden gemeinsam bis sich unsere Wege trennen, da er nach Muxia geht und ich dem Weg nach Finisterre folge. Aber ich genieße die gemeinsame Zeit, denn wir haben gleich einen guten Draht zueinander und das Gespräch ist wirklich kurzweilig und offen.
Nach 45 km (laut Buch) und knapp 49km laut Tracking erreiche ich Cee und kann endlich wieder das Meer sehen ♥️
Nach der wohlverdienten Dusche, besorge ich mir eine Kleinigkeit zu essen im Supermarkt, spaziere ein Stück am Meer entlang und decke mich wieder mit Bargeld ein, bevor ich auch schon erschöpft ins Bett sinke. Das waschen spare ich mir heute, dafür ist morgen genug Zeit. Da ich die letzten 15 km vermutlich recht schnell hinter mich bringen werde.Read more
Heute früh schlafe ich erst einmal aus, denn ich möchte die letzten 15 km in vollen Zügen genießen.
Der Weg führt hoch und runter und bietet hin und wieder herrliche Blicke auf die Küste. Die 12 km bis zum Zentrum Finisterres gehen viel zu schnell vorbei, aber ich bin happy Juli und Martin wieder zu treffen. Auch den irischen Fahrradpilger dessen Name mir leider entfallen ist, den ich aber in den letzten Tage das ein oder andere Mal getroffen habe und Tobias aus Österreich treffe ich hier wieder.Read more
Am Abend machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Kap zum Null Kilometer Stein und um den Sonnenuntergang anzuschauen.
Einfach atemberaubend schön ♥️
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Wir checken gegen 9:00 Uhr aus unserer Albergue aus und gehen erst mal in aller Ruhe frühstücken.
Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Strand wo wir ein paar Muscheln sammeln und die herrlichen Aussicht genießen bevor wir uns auf den Weg zum Bus machen der uns zurück nach Santiago bringen wird.Read more
Zurück in Santiago checken wir in unser Hostel ein und machen uns dann auf den Weg zum Mittagessen und Souvenirshopping ins Zentrum.
Anschließend treffen wir uns mit Sarah aus Schottland die ich am Anfang meines Weges kennengelernt und regelmäßig wiedergetroffen habe und die heute in Santiago angekommen ist. Wir betreiben ein wenig Barhopping und tauschen uns über unsere Erlebnisse auf dem Weg aus, bevor sie auch schon wieder weiter muss.
Danach geht’s für Juli und mich zurück in Hostel um vor dem Abendessen zu duschen und ein wenig zu entspannen.
Zum Abendessen gönnen wir uns heute galizische Suppe, Paella und zum Abschluss Churros. Anschließend gehen wir zurück zur Kathedrale um ein Foto vom “Pilgerschatten” zu machen. Danach schlendern wir noch ein wenig durch die Gassen hören dem ein oder anderen Straßenmusiker/Band zu und lassen das nächtliche Santiago auf uns wirken.Read more
Juli und ich schlafen erst einmal gemütlich aus. Anschließend packe ich meine Sachen zusammen.
Wir gehen nochmal in aller Ruhe im Hotelgarten in dem wir ein paar Tage zuvor schon mal gegessen haben frühstücken und setzen uns anschließend auf den Kathedralvorplatz und beobachten das Treiben, bis wir uns verabschieden müssen. Juli wird als Abschluss nochmal ein paar Kilometer in Richtung Finisterre und zurück gehen, während ich mich auf den Weg zum Busbahnhof mache, wo ich den Bus nach Porto nehmen werde, um dort noch ein paar Tage mit meiner Freundin Ronja zu verbringen. (Siehe Kurztrip Porto)Read more
CAMINO THE SANTIAGO
(German version below)
Start: Saint-Jean-Pied-de-Port
End: Finisterre
Date: 04.08.2019 – 06.09.2019
Distance: 902,9 km
Steps: 1.444.879
I was searching for myself, but I found so much more...
Before I started the camino I expected that it would be really tough. Walking the whole day, every day for weeks, thinking about my life, thinking about myself, trying to get to know myself better and find answers to all the questions about my past, my present and my future. I thought it would be really hard to spend so much time with myself and being on my own and all alone for the first time in my whole life.
But I never had the slightest doubt that the camino is exactly what I needed at this point in my life. From the moment when I first thought about the camino the santiago it just felt right. And this feeling has lasted and even intensified throughout the journey.
I may not have found all the answers to the questions I was looking for. Instead I just found more questions. But that’s okay.
Instead of answers, I realized much more important things. I got to know myself better. I have realized that many of the things I was thinking about myself for a long time are simply not true. I got to knew and love my body and my mind in a way that was previously foreign to me. And I can hardly believe how strong they really are and what they are capable of.
I think I found back to myself even if I didn’t know that I was lost before.
NEVER BEFORE…
… I have been this honest to myself.
… I felt so strong and free as on this way.
… I had that feeling, that I am exactly where I am supposed to be in the exact right moment.
… I have had the certainty that everything in life happens for a reason and that you don’t have to worry because you are always getting exactly what you need in that moment. (Even if you can’t see the reason right now).
JUST HAVE CONFIDENCE!
The hardest part of the Camino is not that you are walking 30km a day, or 900km in a few weeks like I expected. The hard part is coming back home, knowing that you have deeply changed while your life is still the same. But even harder is saying goodbye to all the wonderful people, that you have met during your Camino.
It’s impossible to believe how close you can get to people you only know for a few days/weeks. And how much you can miss them even if you just know them for such a short period of time.
THANK YOU …
… for making me smile again
… for making me cry
… for all the fun an joy
… for the honest talks
… for your trust
… for sharing your stories
… for listening to mine
… for your friendship
… for making me laugh till we cried
… for all the great memories
… for believing in me
… for remembering me how much I love to dance (even after 40 kms and in fucking Flipflops)
… for the hugs
… for all the great evenings
… for walking with me when I needed company and for giving room when I needed to be alone
AND FOR SO MUCH MORE
I REALLY MISS YOU GUYS!
BUEN CAMINO! PEREGRINOS
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CAMINO THE SANTIAGO
Start: Saint-Jean-Pied-de-Port
Ende: Finisterre
Datum: 04.08.2019 – 06.09.2019
Distanz: 902,9 km
Schritte: 1.444.879
Ich war auf der Suche nach mir selbst, aber ich habe so viel mehr gefunden….
Bevor ich mich auf meine Weg machte, hatte ich die Erwartung, dass der Jakobsweg sehr hart werden würde. Wochenlang, jeden Tag stundenlang zu laufen und dabei über mich selbst und mein Leben nachzudenken, zu versuchen mich selbst besser kennen zu lernen und Antworten auf all die Fragen zu finden, die ich bezüglich meiner Vergangenheit, meiner gegenwärtigen Situation und meiner Zukunft im Kopf hatte. Ich dachte ich hätte Probleme, so viel Zeit mit mir selbst zu verbringen und zum ersten Mal in meinem Leben wirklich mit mir selbst alleine und für mich selbst verantwortlich zu sein.
Doch ich hatte niemals auch nur den geringsten Zweifel, dass der Camino genau das war, was ich an diesem Punkt in meinem Leben gebraucht habe. Von dem Moment an, als mir der Gedanke an den Jakobsweg zum ersten Mal gekommen ist, hat es sich einfach richtig angefühlt, als würde ich genau das tun, was mir zu tun bestimmt sei. Und dieses Gefühl hat angehalten und sich während der Reise sogar noch verstärkt.
Ich mag nicht alle Antworten auf die Fragen gefunden haben, die ich mir selbst vor der Reise gestellt habe. Stattdessen habe ich nur noch mehr Fragen gefunden, aber das ist okay.
Anstelle von Antworten habe ich viel wertvollere Erkenntnisse gefunden. Ich habe mich selbst besser kennengelernt. Ich habe realisiert, dass viele der vermeintlichen Wahrheiten die ich über mich selbst für eine lange Zeit gedacht habe, schlicht und einfach nicht wahr sind. Ich habe meinen Körper und meinen Willen auf eine Art und Weise kennen und lieben gelernt, die mir vorher fremd waren. Und kann bis jetzt nicht wirklich begreifen wie stark ich wirklich bin und was mein Körper leisten kann.
Ich denke ich kann sagen, das ich mich selbst endlich wiedergefunden habe ohne dass mir zuvor wirklich bewusst gewesen wäre, dass ich mich verloren hatte.
NIEMALS ZUVOR…
… war ich dermaßen ehrlich zu mir selbst.
… habe ich mich so stark und so frei gefühlt wie auf diesem Weg.
… hatte ich das Gefühl , dass ich genau dort war wo ich in genau diesem Moment sein sollte
… hatte ich die Gewissheit, dass alles im Leben aus einem Grund geschieht und das man sich um nichts zu sorgen braucht, dan man immer genau das bekommt, was man gerade braucht (auch wenn man den Grund vielleicht in eben diesem Moment noch nicht selbst sehen kann).
HABE EINFACH VERTRAUEN!
Der härteste Teil des Caminos ist nicht 30 km am Tag und 900 km in wenige Wochen zu gehen wie ich zu Beginn erwartet hatte.
Der harte Teil ist es zurück nach Hause zu kommen und zu wissen, dass du dich selbst tiefgreifend verändert hast, während dein Leben noch immer das selbe ist. Aber noch härter ist es dich von all den wundervollen Menschen zu verabschieden, die dir während deines Weges begegnet sind.
Es ist fast unmöglich zu begreifen, wie nah man Menschen kommen und wie verbunden man sich mit ihnen nach nur wenigen Tagen/Wochen fühlen kann. Und wie sehr man diese vermisst, obwohl man sie doch gerade einmal für eine so kurze Zeit kennt.
ICH DANKE EUCH…
… dass ihr mich wieder zum Lachen gebracht habt.
… dass ihr mich zum Weinen gebracht habt.
… für all den Spaß und die Freude
… für die offenen und ehrlichen Gespräche
… dass ihr eure Geschichten mit mir geteilt habt
… dass ihr euch meine angehört habt
... dass ihr mich daran erinnert habt, wie sehr ich es liebe zu tanzen (sogar nach 40 km und in fucking Flipflops)
… für eure Freundschaft
… dass ihr mich zum Lachen gebracht habt, bis wir vor lachen
weinten
… für all die großartigen Erinnerungen
… dass ihr an mich geglaubt habt
… dafür, das ihr mit mir gelaufen seit wenn ich Gesellschaft brauchte und dafür das ihr mir Raum gegeben habt wenn ich alleine sein wollte
… für all die Umarmungen
… für die großartigen Abende
UND FÜR SO VIELES MEHR!
I REALLY MISS YOU GUYS!
BUEN CAMINO! PEREGRINOS!Read more