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  • Day 11

    Bei den Gwari - Töpferei

    March 27 in Nigeria ⋅ ☁️ 34 °C

    Die Gwari sind ein kleines Volk von ca. 1 Million Seelen, die traditionell das Gebiet besiedeln, welches heute von der neuen Hauptstadt Abudja eingenommen wird. Die einen nennen es planmäßige Umsiedelung, die anderen nennen es willkürliche Vertreibung. Heute siedeln die Gwari im Umland in eigenen Dörfern. Lange verbrachten sie aber in Auffanglagern und Zwischenlösungen. Das materielle Problem scheint inzwischen gelöst, das spirituelle Problem besteht aber fort. Zwar haben die Gwari vergleichsweise gutes Neuland bekommen und können sich vielversprechend entwickeln, jedoch sind sie von ihren Ahnen getrennt. Die Geister der Vergangenheit, die Seelen der Vorfahren wohnen noch immer an den Hängen des Zouma Rock, ihrer Heiligen Stätte inmitten der Stadt. Und genau dort wimmelt es von Bauruinen. Die Häuser können nicht fertiggestellt werden.. Obgleich es sicherlich auch andernorts zahlreiche Unfälle auf Baustellen gibt, schreibt man diese Ereignisse hier der Rache der Ahnen zu, die sich nicht damit abfinden wollen, von ihren Nachfahren getrennt zu leben. In einem Land, wo Götterglaube tief verwurzelt ist, fürchten sich die Menschen vor den Geistern im Verborgenen. Man findet einfach keine Bauarbeiter, die bereit sind, auf den verwunschenen Baustellen zu arbeiten. Also werden die Gebäude nicht fertig.

    In Ushifa besuchten wir eine Töpferei. Diese war gänzlich anders strukturiert als die ursprüngliche Hinterhoftöpferei in den Gassen des Weberviertels von Ilorin. Der ummauerte Betrieb mit kleinen Rundhäusern aus Betonsteinen, die als Werkstätten dienen, und einem größeren Manufakturgebäude wird auch Clinton Village genannt, weil der einstige US-Präsident hier schon einmal zu Besuch war.
    Wir wurden zunächst mit der traditionellen Herstellung von Gefäßen vertraut gemacht. Eine sehr geschickte Frau formte aus einem Klumpen Lehm in Windeseile von wenigen Minuten einen überaus ansehnlichen und schön verzierten Topf.
    Die fehlende Drehscheibe ersetzte sie durch sich selbst. Sie lief kontinuierlich um das Werkstück herum, während ihre Finger die Lehmmasse geschickt in die Höhe zogen und in die Breite drückten.
    Das so entstandene Gefäß würde noch eine zeitlang zum Aushärten in der Sonne ruhen und anschließend gebrannt. Beim traditionellen Brennen werden die Tongefäße zu einer Pyramide geschichtet, mit Stroh und Reisig bedeckt und je nach Bedarf „gegrillt“. Da das Brennen auf freier Fläche erfolgt, ist der Energieverlust recht hoch.
    Ganz anders bei der „modernen“ Variante.
    Im Manufakturgebäude war es ein Mann, der auf einer elektrisch betriebenen Töpferscheibe ein Tongefäß aus einem Klumpen Lehm erstehen ließ. Das war zwar auch gekonnt, sah aber bei weitem nicht so spektakulär aus wie bei der Töpferin zuvor. In der Manufaktur werden die Gefäße in einem „modernen“ Brennofen unter Zuhilfenahme von dickeren Ästen zum Feuermachen gehärtet bzw. nach Überzug einer entsprechenden Mixtur in einem zweiten Brennvorgang noch glasiert. Da der Brennvorgang in einem mehr oder weniger abgeschlossenen Raum geschieht, ist die Energieeffizienz deutlich höher.
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