• Day 10

    Monrovia

    November 25, 2024 in Liberia ⋅ ⛅ 27 °C

    Wir starteten den Tag mit dem Besuch des Nationalmuseums von Liberia, welches sich im früheren Parlamentsgebäude befindet.
    In Liberia gibt es 16 ethnische Gruppen. Das dominante Volk sind die Kpelle im Landesinneren.
    Die Portugiesen waren 1461 die ersten Europäer an der Küste, welche sie Costa da Pimienta (Pfefferküste) nannten.
    1847 wurde die Unabhängigkeit Liberias deklariert. Die Führung der neuen Nation wurde mehr oder weniger exklusiv von Amerika-Liberianern übernommen, früheren frei geborenen und befreiten Sklaven der USA, welche in Liberia seit 1822 siedelten.
    1980 attackierte Master Sergeant Doe vom Volk der Krahn mit seinen Leuten den letzten True Whig Party President von Liberia und exekutierte sein Kabinett, welches man nackt an den Strand verschleppt hatte. Damit endete nach 133 Jahren die Vorherrschaft der Amerika-Liberianer über die einheimischen Völker. Diese wollten sich von der Unterdrückung befreien - und es machte für sie keinen Unterschied, ob sie von weißen oder schwarzen Amerikanern bevormundet wurden.
    Nach dem Besuch des Museums unternahmen wir einen Spaziergang durch die Hauptstraße, passierten den früheren Sitz des Präsidenten und die 1822 gegründete Methodistische Kirche. Der Straßenmarkt breitete sich anschließend mit all dem Durcheinander an den verschiedensten Waren beiderseits der Straße aus. Man beäugte uns, begegnete uns aber reserviert bis freundlich.
    Bei der Gelegenheit wollten wir unsere Wasservorräte auffüllen.
    Wasserflaschen werden hier nicht einzeln verkauft und große 1 oder 1,5-Liter-Flaschen gibt es ohnehin nicht. „Okay... Wieviel kostet dieses Pack von acht 0,6 Liter-Flaschen?“ „2 US Dollar.“ „Gut. Nehm ich.“

    Über eine Brücke erreichten wir Providence Island, wo 1822 die ersten 88 Siedler landeten. Die Begegnung verlief damals tatsächlich weder romantisch noch friedlich, wird heute aber gern so verklärt. Als Zeichen der Freundschaft ist es noch immer üblich, einen Baum zu fällen. Davor gab man sich einst die Hand und begründete das neue Bündnis. Die Reste des inzwischen sehr morschen Baumes liegen noch immer dort.

    Gegen 11 Uhr brachen wir in Richtung Sierra Leone auf und wuselten uns durch den miefenden Hauptstadt-Verkehr. Überall roch es nach Benzin. Kein Wunder, dass es verboten ist, auf öffentlichen Plätzen und Straßen zu rauchen. Man hat wohl Sorge, dass die Petrochemische Bombe sonst irgendwann einmal in die Luft geht und die halbe Stadt wegsprengt 😏
    Der Stadt zu entkommen, schien andererseits unmöglich. Ständig steckten wir eingeklemmt zwischen Mopeds, Tuktuks und anderen Autos fest oder wurden wegen einer Straßensperrung bis zur absoluten Orientierungslosigkeit umgeleitet. Es dauerte daher auch nicht lange, bis unsere Fahrzeuge getrennt wurden und sich irgendwie allen durchschlagen mussten.
    Inmitten eines undurchdringlichen Blechkarren-Strudels gab es einen Schlag. Unser Wagen hatte ein Tuktuk gerammt und einen ordentlichen Blechschaden fabriziert. Um uns herum entstand sogleich Gezeter. In diesem Moment anzuhalten und auszusteigen, hätte zu gewaltigen Verwicklungen geführt und mit Sicherheit viel Zeit und Geld geraubt. Unser Fahrer blieb cool, machte eine abweisende Handbewegung und fuhr, während wir sicherheitshalber mal die Fenster schlossen, weiter. Als auch der letzte Verfolger nicht mehr folgen konnte, gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Verdammt, das könnte nun zu unabsehbaren Streitigkeiten führen, wenn nun auch noch das Blechschaden-Tuktuk aufschließt. Die Fahrzeugpapiere wurden kontrolliert. Gut. Irgendwas Blödes musste ja noch kommen. „Wo ist der Feuerlöscher?“
    „Hinten im Kofferraum.“ „Da vorne rechts ran!“
    Wie weit genau vorne blieb zunächst ungeklärt.
    Da unser Polizei-Feuerlöscher-Kontrolleur schon wieder mit einem anderen Fahrzeug beschäftigt war, kein Blechschaden-Tuktuk und kein Fahrzeug zu sehen war, mit dem man uns hätte ernsthaft verfolgen können, fuhren wir mit zunehmender Geschwindigkeit rechts immer weiter nach vorne. Dann waren wir weg und ließen die letzte Brücke von Monrovia hinter uns.
    Neuerlich rauschten wir flott über die Straßen nach Westen, wurden aber nach 15 Minuten wieder gestoppt und ohne Kontrolle der Fahrzeugpapiere gleich nach dem Feuerlöscher gefragt. Upps. Hatte der erste Posten den zweiten Posten informiert? Unser Fahrer zeigte den gewünschten Feuerlöscher. „This is to small. It‘s only for small cars.“ Der Fahrer wurde mitgenommen und kam nach 5 Minuten wieder zurück. Mit einem neuen Feuerlöscher derselben Größe. Nun hatten wir dank des gut funktionierenden Feuerlöscher-Vertriebsmodells zwei Kleine, die gemeinsam wohl einen Großen ergeben.
    Seit dem Wasserkauf bzw. kurz vor dem Zusammenstoß mit dem Tuktuk hatten wir keinen Kontakt mehr zum ersten Fahrzeug und zu Mahamadou. Unser Fahrer, der nur Französisch spricht, war genervt und wurde sauer. Seit zwei Stunden waren wir nun schon getrennt. Warum warteten die nicht auf uns? Wir fuhren immer schneller und schneller in der Hoffnung, das andere Fahrzeug einzuholen. Zum Glück hatte Dagmar die blendende Idee, nach einer Kreuzung unseren Standort zu prüfen und bedeutete dem Fahrer, dass wir hätten wohl eben in Kle abbiegen sollen.
    Ich versuchte, nacheinander - zunächst erfolglos - die Telefonnummern anzurufen, die ich von unserer Gruppe bereits eingespeichert hatte und erreichte tatsächlich Andrea im anderen Fahrzeug . „Wo seid ihr?“
    „Wir warten in Monrovia hinter der letzten Brücke auf Euch.“ „Fahrt weiter. Wir warten auf Euch in Kle.“
    Gegen 14 Uhr waren wir wieder vereint.
    Etwa 15 Uhr erreichten wir die Grenze von Liberia.
    Der erste Posten begnügte sich damit, die Pässe zu kontrollieren, während wir im Auto sitzen bleiben durften. Das war ja auszuhalten.
    Nach kurzer Weiterfahrt mussten wir dann aber doch raus und uns am Ausreisestempelschalter anstellen. Der freundliche Beamte ließ nach kurzer Wartezeit unsere Pässe einsammeln und gab uns zu verstehen, dass wir uns setzen sollten, während er seine Arbeit verrichtet. Donnerwetter. Nach 15 Minuten war alles überstanden und wir verabschiedeten uns von ihm und seiner aus dem Nachbarzimmer mit blendend weißen Zähnen lächelnden Kollegin.
    Nach 50 Metern wurden wir von fliegenden Geldwechslern umringt, die uns einen Kurs von 1 : 23 anboten, der durchaus dem offiziellen Tauschwert entsprach. Für 20 € bekam ich 460 Leones.
    So ganz ohne doppelten Boden geht es aber auch bei der Ausreise nicht. Wie Küken der Glucke folgten wir Mahamadou 100 m über die Straße zur Stempelkontrollstelle , wo eine gemütliche und unkomplizierte Uniformierte lässig durch die Seiten der Pässe blätterte, um uns diese emotionslos unvermittelt wort- und grußlos zurückzugeben. Damit waren wir aber immer noch nicht fertig.
    Bedenkt man, dass ein Visum für Liberia nur mit gültiger Gelbfieber-Impfung erhältlich ist und ich auf der Botschaft Liberias in Berlin diese ebenso hinterlegen musste wie bei der Einreise nach Liberia kürzlich von Guinea kommend, würde man sich doch sehr wundern, wie ich es bis hierher ohne Impfausweis hätte geschafft haben können. Doch ein gut gekleideter und gut gelaunter Kontrolleur im pinkfarbenen Hemd fragte uns nach dem „Yellow Paper“, unserem Impfausweis.
    Und welche Impfung wollte er sehen? Gar keine. Ihm genügte, dass wir einen Impfausweis hatten.
    Er hätte auch leer sein können 🙃
    Die Einreise nach Sierra Leone verlief dagegen ohne besondere Vorkommnisse und ist nicht der Rede wert.
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