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  • Day 5

    Von Liepaja in LV nach Pskow in RUS

    July 17, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 17 °C

    Sibirien-Mongolei 2019, Tag 3+4

    Liepaja war als ehemals größter Marinestützpunkt der russischen Armee lange Zeit für Ausländer geschlossen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Hafen auf zaristisches Geheiß erweitert, so dass sich Liepaja in der Folgezeit zu einem der wichtigsten, weil eisfreien Umschlagplätze des russischen Reichs entwickelte. Nördlich der über 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurde der Kriegshafen Karosta samt aller Befestigungsanlagen errichtet. Die alten Bunkeranlagen werden langsam von der Ostsee erobert. Was Sprengstoff nicht schaffte, besorgt das Meer. Die ehemalige russisch-orthodoxe Garnisionskirche ist leider geschlossen, sie wird immer noch renoviert. Am Krankenhaus, das zu allen Zeiten als Militär-Gefängnis gedient hat, machen wir einen kurzen Stopp. Für mehr reicht heute die Zeit nicht – unser Thema ist auf dieser Reise ja ein anderes. Die Anlage besuche wir ansonsten immer während unserer Baltikumreisen.
    Kurland ist eine der vier historischen Landschaften Lettlands und liegt südwestlich des Flusses Daugava/Düna und bezeichnet den von der Ostsee und Rigaischem Meerbusen umfassten Westteil des Landes. Die Hauptstadt Kurlands war bis 1919 Jelgava/Mitau.
    Kuldiga im Westen Lettlands ist rund 30 Kilometer von der Ostsee entfernt. Dennoch wurde die Stadt 1368 Mitglied der Hanse und nimmt seit 1991 wieder am Hansetag der Neuzeit teil. Der Grund dafür ist die „Venta“, ein nach damaligen Maßstäben ausreichend schiffbarer Fluss, über den der Handel und damit Kuldigas Anschluss an die „große weite Welt" vollzogen wurden.
    Einige Kilometer weiter stoppen wir in dem kleinen Ort Sabile, inmitten der Kurländischen Schweiz gelegen, der zwei Besonderheiten aufzuweisen hat: Nach dem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde befindet sich hier der nördlichste Weinberg der Welt und unweit davon über 200 unterschiedlich angezogene Strohpuppen, liebevoll hergestellt von Daina, die ich nun auch schon seit Jahren kenne.
    Nach einer Pause in Jelgava besuchen wir noch unweit von Riga das ehemals größte Konzentrationslager im Baltikum Salaspils. Egon legt für uns noch einen Strauß Blumen nieder. Nachdenklich fahren wir weiter.
    Kurz vor dem Ziel geht eine der BMW während der Fahrt aus und springt nicht an. Nach einigen Versuchen kann ich den Fehler lokalisieren und beheben, so dass wir den schon vorbereiteten Transport im VW Bus nicht durchführen müssen. Nach dem Abendessen füllen noch Grenzdokumente für Russland aus und bereiten uns auf den morgigen Tag vor. Das Abenteuer Grenze steht uns bevor!
    Am nächsten Morgen verlassen wir das Hotel Segevold. Das Wetter ist unbeständig, relativ warm mit gelegentlichem Nieselregen. An vielen Stellen wird die Straße erneuert und wir schlängeln uns durch die Baustellen. Kurz vor dem Grenzübergang müssen wir uns registrieren lassen. Die Zollkontrolle auf estnischer Seite ist akkurat und zügig. Auch auf russischer Seite ist die Passkontrolle entspannt. Dann beginnt aber das Dilemma. Während der Beamte bei der Hauptkontrolle gar nichts machen möchte, will seine Kollegin den ganzen VW-Bus ausladen lassen und alle Koffer durchsuchen. Egon einigt sich auf einen Kompromiss – er muss kein Packet mit unseren geladenen Hilfsgütern aufmachen, keinen Koffer öffnen und keine Fragen zu den eingeladenen Müslis beantworten. Stattdessen muss er zwei Dokumente auf kyrillisch ausfüllen, deren Text ihm diktiert wird. Auch die Teilnehmer müssen ein zusätzliches Dokument ausfüllen, weil wir ja ohne Motorräder zurückfahren. Aber nach 3,5 Stunden sind wir durch.
    Dann sind wir in Russland. Auf dem Weg zum Tagesziel Pskow machen wir noch einen Abstecher zu der sehr eindrucksvollen Klosteranlage von Petschory im unmittelbaren Grenzbereich.
    Beim Abendessen im Old Estate Hotel lässt es sich Egon nicht nehmen, einen Wodka auszugeben und ein paar Worte zur Begrüßung zu sagen. Er erinnere an den Großraum Sarmatien, das Gebiet zwischen Weichsel und Don und Ostsee und Schwarzem Meer. Unterwegs erheben sich die Störche erst spät aus den Straßengräben, das Getreide ist reif und teilweise werden schon Kartoffeln geerntet. Reich ist diese Kulturlandschaftund. Egon erinnert in seinem Trinkspruch auch daran, dass alles andere neuzeitliche Politik ist. Er weist aber auch darauf hin, dass man dieses Land nicht unbedingt gleich verstehen kann und an unsere Rolle als mögliche Vermittler in der Welt. Anschließend mach ich mit allen, die noch mehr über die Stadt und seinen beeindruckenden Kreml erfahren wollen, einen kleinen Spaziergang durch Pskow. Die Stadt ist eine der ältesten Städte Russlands und Hauptstadt der Oblast Pskow. Früher eine mächtige Grenzfestung und Hauptstadt einer unabhängigen mittelalterlichen Republik, ist sie heute eine bedeutende Industriestadt.
    Pskow liegt an der Mündung des Flüsschens Pskowa in die Welikaja in der Nähe des Pskower Sees, ein Teil des Peipussees. Bei Pskow befindet sich auch der westlichste Punkt des als russisches Kernland betrachteten Gebietes, also ohne das Königsberger Gebiet.
    Dann gehen wir zurück zum Hotel und jede/r kann seine Eindrücke des Tages mit in seine Träume nehmen.
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