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  • Day 23

    Próxima parada: Piedra Parada

    February 10, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 17 °C

    Wir oder 'Es':

    Auf der Fahrt in den Norden werden uns die Dimensionen des Landes* wieder einmal bewusst: von El Chaltén erreicht man in ca. 20 Stunden Busfahrt und rund 1200 km später den Ort Esquel. Dazwischen die berühmte Nord-Südverbindung Patagoniens die Ruta 40 - vergleichbar mit der Route 66 in den US and A oder natürlich dem österreichischen Pendant der A7 Mühlkreisautobahn - Prädikat: landschaftlich äußerst wertvoll!
    (Hab zwar diese ORF Tourismus-Produktion "9 Plätze - 9 Schätze" im Auftrag von the one and only 'Elli es ist vorbei'- Köstinger zur Ankurbelung des Inlandstourismus noch nicht gesehen, aber die A7 Mühlkreisautobahn wär auf jeden Fall ein heißer Kandidat für die nächsten Staffeln!)

    Dazwischen also viel Gegend mit immerblauem Himmel: hügelig, buschig-stachelig, steppig. Die Viecher (gereiht nach Häufigkeit von Süd nach Nord): Vicuñas (so Art Mini-Lama), Ñandús (Strauss), Schof, Pferdtln, Kiah, Flamingo. Die Leidtln: verschwindend wenig, alle 200-300km mal ein Dörfl, die Behausungen dazwischen bereits gut aus der Ferne erkennbar da hohe Pappeln (brauchen wenig H2O) die Grundgrenze der Fincas und Haciendas markieren und somit oft die einzigen Bäume weit und breit darstellen.

    Angekommen in Esquel wollen wir am besten gleich weiter nach Piedra Parada. Dieses Klettergebiet - weltweit berühmt geworden seit dem Petzl Rocktrip 2012 - liegt 120km weiter östlich von Esquel. Die einzige öffentliche Busverbindung in der Woche haben wir um knappe 3 Tage verpasst - wir kaufen also (Sonntagsöffnungszeiten sei Dank!) möglichst viel nützliches Essen (gutes Volumen-Gewicht-Kalorien Verhältnis) und auch noch viel gesünderes Essen (zB 1kg Topf Dulce de Leche) ein und fahren mit dem Proviant für 2-3 Wochen per Taxi weiter. In Österreich würden wir selten auf die Idee kommen für 120km ein Taxi zu nehmen - angesichts der Buswartezeit und dem Preis (7000 Pesos ~ 29 Euro) haben wir aber nicht lange überlegt. Der Taxifahrer - selbst aus der Nachbar-Hacienda von Piedra Parada abstammend - fetzt mit 70-80 km/h über die 100km lange Schotterstraße. Seinem Cousin gehört der Campingplatz (siehe Video**) - zwischen Kühen, Pferden und natürlich Pappeln oder Eukalyptus sucht man sich ein paar Quadratmeter für Hab und Gut. Gutes wird möglichst unerreichbar hoch für die Viecher in Sackerl und Rucksäcken aufbewahrt - es schaut ein bissl aus wie bei einem peruanischem Kindergeburtstag: lauter piñatas hängen von den Bäumen und warten darauf von den Gschroppn mit Stecken maltretiert zu werden - nach erfolgreicher Penetration ergießen sich dort Zuckerl und Co. auf die Kleinen - hier wär's der jeweilige Proviant. Zum Glück sind die Viecher keine Gschroppn und wissen auch sonst nix mit Stecken anzufangen und so bleibt das Meiste bis zum Verzehr unangetastet. Alle 2 Tage gibt's für 3 Stunden Warmwasser zum Duschen und auf Bestellung auch Brot oder torta frita. Bei der Familie Moncada selbst können auch andere Kleinigkeiten nachgekauft werden: Nudeln, Gas, Bier, Obst, Gemüse - eigentlich erstaunlich viel (wenn es denn gerade lagernd ist)!

    Die Umgebung ist wunderbar: der kleine Rio Chubut durchfließt eine rot-gelb braune Canyon Landschaft und in deren Mitte steht mächtig der namensgebende Piedra Parada (der aufgerichtete Stein). Die Kletterei findet zum Großteil im angrenzenden Canyon statt - der auch einfach nur beim Durchwandern beeindruckt. Die Routendichte ist angesichts der Länge des Canyons gar nicht so hoch (- im Mühlviertel hättma des olles niederbohrt ;-) - aber auf jeden Fall mehr als genug um nur mit den Klassikern auf unbestimmte Zeit da mal beschäftigt zu sein!! Es sind gerade eher wenig Kletterer vor Ort - alle zusammen ungefähr 50 und vor allem Argentinier selbst. So ist auch die Atmosphäre sehr familiär und nach zwei Tagen kennt jeder jeden spätestens vom abendlich-nächtlichen Beisammensitzen. Ein herrlicher Fleck Erde wo klassisches argentinisches Landleben zelebriert wird! Da bleima länger!

    - Eigentlich ein perfektes Schlusswort für den Erlebnisaufsatz aus der Unterstufe: alles schön beschrieben, die fast kitschige Idylle brav in Worte gefasst, Raum gelassen für Interpretation und persönliche Fantasie was zum Beispiel jetzt eigentlich genau ein 'klassisches argentinisches Landleben' sein soll... - eine solide Arbeit!

    Eines fehlt aber noch: so ganz ungetrübt idyllisch war es bisher leider nicht - oder eigentlich eh, nur halt die erste Nacht nicht: Veri hörte irgendwann - nächtens - irgendwo - vorm Zelt - irgendwas. In der Astgabelung beim Essen bewegt sich was. Das anfangs von mir vermutete Pferdtl entpuppte sich dann doch als süßes kleines Stinktier. Zu meiner Verteidigung: des Stinktiers Körperbau und Behaarung kann schon recht ähnlich der Mund-Nüstern Partie von am Pferdtl sei.. - owa Bio und Fauna war nie meine Stärke.
    Auf jeden Fall war der kleine Stinkewutz ned nur süß und putzig sondern a ziemlich hartnäckig was die Verteidigung von dem neu entdeckten Gorgonzola anbelangt. Trotz einer meterlangen Eisenstange hat es sich ned vertreiben lassen, sondern eher versucht mit den kleinen süßen Handterl die Stange weg zu boxen.

    Drei Sachen die ich mir in Bio über Stinktiere gemerkt habe:
    1. Wie's ausschauen
    2. Dass sie stinken können
    3. Dass das stinkige von hinten kommt
    4. Dass voiiiiiiiiiiiiii uuuur süß san
    5. Dass I ned zählen kann.

    Naja so schnell hab I auf jeden Fall gar ned schauen können - ist eine gut platzierte Ladung Mitten ins Gesicht gespritzt.. Volltreffer!! Owa so richtig!! 1:0 Stinkewutz!

    Meine Taktik es mit zur Seite ausgestrecktem Arm und Eisenstange zu vertreiben und dabei immer wieder beim Baum in Deckung zu gehen ist rückblickend wahrscheinlich ganz einfach und simpel an der Stirnlampe gescheitert: ein leichteres Ziel zum Anvisieren gibt's wahrscheinlich gar ned.. 🤦‍♂️

    Stinkewutz hat auf jeden Fall dann einen Fehler gemacht und sich in ein Loch im Baum geflüchtet. Seit der Geschichte mit der Hausräumung der Pizzeria Anarchia hat es ein derart verbarrikadiertes 'Loch' (Achtung: Wortwitz) wahrscheinlich nicht mehr gegeben - I habs mir von den Besten abgeschaut und mich redlich bemüht! 1:1!
    Der Rest der Nacht kurz zusammengefasst: ruhig aber trotzdem grauslich!

    Der ehemalige Vizekanzler HC und Mitbegründer der Partei THC (Team HC Strache) hat immer wieder so ein undefiniertes "Wir oder Sie" propagiert. I hab mich da nie ausgekannt was und wen er damit meint. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass es "Wir oder Es" heißen müsst!
    Wir haben auf jeden Fall am Morgen den Platz gewechselt - Es durfte bleiben.
    Die Räumung des Lochs und Befreiung des Stinkewutz war im Gegensatz zur Pizzeria Anarchia nicht auf Staatskosten.

    Spendenkonto Stinkewutz🦨:0800123456

    Spendenkonto THC zur Finanzierung von Eigenurinamuletten ⚛️: 888888888888

    *Fläche Argentiniens= AUT+GER+SUI+FRA+ESP+POR+ITA+ CZ+PL+SVK+HU+SLO+RO+CRO
    ** Petzl Rocktrip 2012: https://youtu.be/QllWNEGBKic

    PS, Nachtrag und Fun Fact: Für die Kletterer und Sitzstart-aficionados unter euch (I bin ja aufgrund meiner Größe ned so der Fan davon): am Cerro Torre kann man einen Sitzstart machen bzw. sogar einen 'lower sit start': statt den üblichen 2-3 sinnlos Zügen mehr sind das dort aber bis zu 1000 Meter zusätzliche Kletterei.

    PPS.: Nach dem Stinktier Zwischenfall hat eine Klettererin erzählt, dass ein Freund eines als Haustier hält. Aber mit kastrierter Stinktiersekretblase - oiso voi liaaab!

    PPPS.: Platzwechsel mäßig erfolgreich - Stinkewutz auch hier auf Besuch. Wir beide haben uns aber schon besser aufeinander eingestellt - also vergleichsweise ohne größeren Zwischenfall.

    PPPPS.: Es gibt auch Gürteltiere! 🥰
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