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  • Day 91

    San Rafael - lauter bekannte Gesichter

    April 19, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 23 °C

    Fühlt sich a bisl wie dahoam an. Also wettertechnisch ned weil's immer nur blau und sonnig ist, a ned vegetativ weil's wetterbedingt halt a eher trocken ist und viele Zitrus- und Olivenbäume bzw. sowieso und überhaupt der bekannte Wein aus Mendoza wächst, architektonisch a ned weil Straßennetz quadratisch und najo Dings... und a ned landschaftlich weils wiederum entweder flach oder eine imposante Canyonlandschaft gibt..
    - 'Dahoam' weil wir die Gruppe von Leuten die wir in Valle Encantado das erste Mal getroffen haben, jetzt für 2 Wochen Zuhause in San Rafael besucht haben und neman kraxln a bisl in ihrem Alltag mitleben haben dürfen. Zum Glück war der Alltag gar nicht sehr lern- oder arbeitsintensiv sondern hat viel Zeit im Grünen, mit Mate, Frisbee oder Spikeball beinhaltet.

    16 Stunden Busfahrt von San Martín de los Andes nach San Rafael: Cutral-Có war am Weg unser Highlight. Eine Kleinstadt in der Provinz Neuquén wegen dem Erdöl erbaut und das Stadtbild dem schwarzen Gold gewidmet. Der Kreisverkehr ein 15 Meter hoher Bohrturm und nebenan eine der größeren Christus Statuen der letzten Wochen (Zuckerhut in Rio wir kommen - warten wir also ab wer den Penisvergleich gewinnt..) Der Jesus hat auf jeden Fall eine sehr erlöserische Mimik und Gestik ausgestrahlt. Also eindeutig neues Testament!
    Abgesehen von der, direkt neben der Hauptverkehrsstraße, neu angelegten Fußgängermeile die in regelmäßigen Abständen mit Fitnessgeräten und Bänken lockt, kann man seine Freizeit noch im Casino Oro Negro - schwarzes Gold - verbringen. Diese Fußgängermeilen sind irgendwie so ein Ding hier: meist leicht regelmäßig geschwungen (hier kann Österreich den perfekten Slalomschwung trainieren) und wenn ganz motiviert auch aus andersfarbigen Asphalt. Offensichtlich neu und wahrscheinlich auch nicht billig - aber irgendwie äußerst lieblos, aus der Konserve serviert und immer neben eine stark befahrene Straße hin gepflanzt. Jedem neuen Bürgermeister sein eigenes Prestigeprojekt! Irgendein Raum-, Städte- oder Landschaftsplaner muss mir noch erklären warum dies immer so steril und trostlos zu sein hat...
    Bleibt also nur das Casino als Nachmittagsbeschäftigung - für uns beide aber noch ausständig. Wenn schon Casino – dann Vegas Baby!!

    'Bürgermeister' ist bewusst nicht gegendert: wobei ich eigentlich nicht weiß ob Argentinien meine Lieblingsstatistik aus Ö übertrifft: "Es gibt mehr Bürgermeister in Österreich die Josef heißen als Bürgermeisterinnen!"
    – Kann eigentlich nicht übertroffen werden und beschreibt wie ich finde in wenigen Worten perfekt Föderalismus, ÖVP, Provinzkaiser und Tiroler Adlerrunde in einem!

    Die Provinz Mendoza – selbst eigentlich bekannt für Weinbau, Obst und Gemüse was in der sonnigen und stark bewässerten Erde recht gut zu funktionieren scheint – diskutiert gerade die Möglichkeit in den Andenkordilleren Fracking zu betreiben. In den Worten einer Kletterfreundin: "wenn nicht mal geschafft wird die in dem touristisch genutzten Raftingfluss im Canyon eingeleiteten Abwässer zu kontrollieren (also nicht in irgendeinem Bacherl) - dann wird das mit dem Fracking ein 'fracaso'!"
    Nach den Worten eines kletternden Geologen der uns als Autostopper mal mitgenommen hat, sei es viel sicherer als das Fracking in Nordamerika weil hier in einer Tiefe von 3000 Meter gearbeitet wird.
    Eine gesellschaftliche Diskussion mit starken Auswirkungen auf die Zukunft. Eine Diskussion die hoffentlich offen und demokratisch geführt wird und nicht zu sehr von kurzfristigen Firmen-, Polit- und Eigeninteressen entschieden wird. Wenn es in Ö die Möglichkeit des Fracking gäbe, wäre die Diskussion angesichts Ukrainekrieg und ungeklärten Fragen über die Versorgungssicherheit wahrscheinlich nicht einfach.

    Hauptattraktion hier in San Rafael ist der nahe gelegene Cañón del Atuel. An Wochenenden und Feiertagen viel los - unter der Woche nix. Zwei Staudämme produzieren Strom und sind Touristenattraktion und Arbeitgeber für Raftingguides, Campingplätze, Bootsfahrten am Stausee, Torta frita Verkäuferinnen und den Strandstuhl-Verleih.
    In der Hauptsaison – Dezember bis Ostern – spielts sich ab.
    In der Nebensaison fehlt dem Fluss jegliches Wasser: wo sonst geraftet wird kann jetzt durchs trockene Flussbett spaziert werden. – Jesus und Moses wären stolz!
    Die Fische und deren Freunde findens wahrscheinlich weniger lustig. Deren stummer Protest verebbt ungehört nach jeder Touristensaison. So etwas wie einen verpflichtenden minimalen Wasserstand gibt es anscheinend nicht..

    Beim verspäteten Osteressen (Moussaka - griechisch - Griechen sind Orthodoxen - Orthodoxe feiern immer alles später: also doch kein verspätetes Osteressen!?) haben wir zwar die Eier nicht versteckt und auch nicht gefärbt aber zumindest hart gekocht damit eine große Runde pecken konnte. Bemalen hat sichs jedeR selbst dürfen – es wäre nicht Argentinien wenn es im Endeffekt nicht ein Exemplar mit Farben und Wappen von River Plate (rot-weiß) und eines in blau-gelb in den Farben der Boca Juniors gegeben hätte.
    Eier wurden noch nie so emotional gepeckt und jeder intakte Spitz oder Arsch frenetisch gefeiert. Gewonnen hat ganz klar River Plate mit 2:0 – passend wahrscheinlich zur aktuellen Performance in der Meisterschaft. Boca hat diesmal vom Einsatz von Tränengas abgesehen, aber auch so waren beide Vertreter mit den Nerven ziemlich am Ende. River sah sich eigentlich schon als klarer Sieger der gesamten Meisterschaft da es mit einem vollkommen intakten Ei im Finale gegen ein ziemlich eingedepschten Vertreter der Smiley-Fraktion antreten durfte. Der Ei-Smiley hat aber wahrscheinlich hämisch gegrinst und sein Arsch war von der harten Sorte..
    Noch Stunden später konnte Agustin (River Plate) nicht begreifen wie er das Finale noch verlieren konnte und haderte mit Gegner, dem harten Pecken und der Wassertemperatur beim Eierkochen.
    Schmerzen tut es wahrscheinlich nach wie vor - gefeiert wird aber vor allem der klare Sieg gegen den Erzrivalen Boca Juniors.
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