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  • Day 6

    Somewhere in Glen Nevis

    July 4, 2018 in Scotland ⋅ ⛅ 21 °C

    Loch Rannoch war auch am nächsten Morgen noch wunderschön anzuschauen, die Sonne lachte mir ins Gesicht, als ich die Haustür öffnete und verschlafen nach draußen schaute. Mit Blick auf einen klaren, von Wäldern und kleinen Bergen eingerahmten See, konnte nichts mehr schief gehen. Ein Tag zum Helden zeugen! Wir kletterten aus unseren Behausungen, gingen uns im See waschen und bereiteten das Frühstück vor. Heute gab es Baked Beans und Toast.
    Wir hatten schon unser nächstes Ziel vor Augen, es war ja auch schon wieder mittags. Heute steht Fort William auf der Tagesordnung, laut Navi ca 2h Fahrtzeit. Wir planen lieber etwas mehr ein, denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: wir werden bestimmt einmal anhalten und Fotos machen. Oder auch zweimal...oder drei...
    Ich weiß gar nicht, hatte ich eigentlich schonmal von der Landschaft hier geschrieben? Ich glaub nicht, dabei ist sie doch so fantastisch!!! Je weiter westlich wir fahren, desto höhere und steilere Berge tun sich um uns herum auf. Wir sind natürlich nicht in den Alpen unterwegs oder klettern gerade durch die Rocky Mountains aber es ist schon sehr beeindruckend, wo die Schotten glauben, dass sie dort 'Straßen' bauen können. Ich fahre hier schon wirklich vorsichtig und trotzdem bremst Lea unterbewusst mit und sucht vergeblich den nicht vorhandenen Panikhaken auf der Rechtslenker-Beifahrerseite. Zum Glück fahren wir mit dem autoeigenen Navi, so dass Lea nicht beim auf-die-Karte-gucken blass und schlecht wird, denn das passiert selbst dem Fahrer auf diesen Berg-und-Tal-Straßen. Nach einigen Zwischenstopps kommen wir dann in Fort William an und stellen schnell fest: unfassbar viele Menschen hier. Kurzerhand füttern wir das Navi mit einer neuen Adresse: Glen Nevis. Ein Tal mitten in den Highlands und hier wollen wir heute Nacht bleiben. Wir fahren also wieder kleine einspurige Straßen entlang, jederzeit mit Gegenverkehr rechnend und finden schon eine tolle Stelle direkt am Fluss Nevis...allerdings steht dort, wie auf dem kompletten Weg bis dahin, ein Schild, auf dem steht, dass man dort nicht über Nacht zum Campen parken darf. Ergo campen verboten. Ergo wir fahren weiter. Nochmal etwa 10 min später fahren wir in eine klitzekleine Straße, die zu einer Sackgasse führt, hier wittern wir unsere Chance. 10 oder 15 min später spuckt uns die Natur einen prall gefüllten, naturbelassenen Parkplatz vor die Räder. Einmal kritisch die Massen beäugt, stellen wir fest: alles Tagesbesucher. Die verschwinden in spätestens 2 Stunden wieder. Also fix einparken und einmal die Lage auskundschaften. Ein Stück weit den bewaldeten und mit hohen Gräsern und Farn bewachsenen Hang hinunter...et voilá...eine halbwegs ebene Fläche, kniehoch mit Grasbüscheln bewachsen und nochmal 10m weiter konnte man ein paar Felsen hinunter steigen und stand direkt am Fluss Water of Nevis. Fantastisch. Schnell die Rucksäcke zusammen gepackt, Baloo unter die Achsel geklemmt und in Rekordzeit die Zelte aufgeschlagen. Die Luft hier wirkt nahezu tropisch, es weht im Wald zwischen den Bergen kaum Wind und wieder mal stieg das Termometer bis auf 30 Grad an. Wir schwitzten schon beim Rumstehen, ein Festmahl für alles, was hier so herumkriecht. Schnell ging es runter zum Fluss, oben im Gras ließen uns die Bremsen keine Zeit zum Aufatmen. Die Luft hier war etwas klarer, ein kleiner Windhauch umschmeichelte uns. Wir gingen uns im Fluss den Schweiß abspülen und staunten über das, was wir hier geboten bekamen. Hohe Felswände rechts und links vom Fluss, überall verschieden große Felsbrocken, auf denen man fast bis auf die andere Seite hopsen konnte. Über uns die Berge. Ein großartiger Anblick. Wir tranken Kaffee, aßen Abendbrot und genossen das wilde Rauschen des Wassers. Erholung pur!
    Heute geht es auch etwas früher ins Bett, wir erhoffen uns einen traumhaften Sonnenaufgang über den Bergen direkt vor uns (vom Fluss aus gesehen, hier oben bei den Zelten sieht man nur Wald und Farn). Unsere Zwischenzelte sind wiedermal zu einem eigenen Biotop mutiert, überall haben Spinnen ihre Netze aufgehängt und ein Schwarm Fliegen reibt sich auch schon die Hände und wartet nur darauf, dass wir unsere Pforten öffnen. Wir kämpfen uns also ins Innenzelt und fallen glücklich auf unsere Isomatten. Es ist jetzt 21:30 und immernoch taghell. Wir warten gespannt auf morgen.
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