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  • Day 8

    Gegensätze bringen mich zum Würgen

    August 25, 2019 in Cuba ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt zum Hotel ging durch eine sehr arme Gegend Kubas. Es hatte grade ziemlich geregnet, die Straßen waren überschwemmt und die Menschen versuchten, den Fluten Herr zu werden.

    Alexis verabschiedete uns so: „Jetzt gehen Sie zurück nach Deutschland, steigen wieder ins Hamsterrad, arbeiten, arbeiten, arbeiten, Geld verdienen- und nächstes Jahr kommen Sie wieder nach Kuba!“
    Ich umarmte ihn und war mich sicher, ich würde ihn nicht vergessen.

    Im 4 Sterne Hotel angekommen regnete es ziemlich stark und ich trank im VIP-Raum ohne VIP zu sein einen Kaffee. Für morgen bestellte ich mir ein Taxi und erkundete die Anlage. Ich bin in der Pauschaltouristenhölle auch hier. Nun gut, es ist eine Nacht. Ich holte mir einen Daiquiri (all inclusive) und kippte ihn nach 2 Schlucken in die Blumen: Erstens weiß ich jetzt als alter Daiquiri-Kenner, wie sowas schmecken muss. Zweitens, who cares?!

    Beim Abendessen verspachtelte ich ausschließlich primitives Essen: Das komplette Schwein ließ ich zusammen mit der roten Beete und dem Reis mit Bohnen links liegen und stürzte mich auf Pasta, Pizza und Profiteroles.
    Ich beobachtete dabei die anderen Gäste. Vielen gingen mit der Bedienung hochnäsig um, kein nettes Wort, kein Lächeln,... es war zum Fremdschämen.
    Wenn ich mein Land „vertrete“ möchte ich gerne, dass die Einheimischen an mich zurückdenken als gutes Beispiel meiner Nation. „Die Deutschen sind immer so ernst aber da war diese eine Blondine, die immer lächelte und sehr nett war.“
    Ich beobachtete auch, wie viel die anderen Gäste auf ihren Tellern liegen ließen. Wenn ich an das überschwemmte Armenviertel von vorhin denke, muss ich würgen.

    Wie kann man nur so blind sein?

    Bei einem Spaziergang gen Sonnenuntergang verstand ich, dass ich heute die Welt nicht mehr ändern kann. Aber morgen.
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