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  • Day 1

    Aargauer Derby - Gebolze unter Flutlicht

    March 16 in Switzerland ⋅ ☀️ 11 °C

    Aarau ar Aare, durrefahre? Nun ja, dass muss jeder selbst entscheiden. Für den gemeinen Fussballromantiker und Fussballtraditions-Fetischisten jedoch nicht zu empfehlen. Vor allem am Derbytag.

    Empfangen wurden wir mit ausgiebiger Darstellung Badener Kunstkultur in Form von Graffitis. Vornehmlich beschränkten sich die Gäste auf die Schriftzüge "FC Baden" oder einfach nur "FCB". Später sollte sich zeigen, dass das Gezeigte auf dem Rasen ebenbürtig mit den rhetorischen Fähigkeiten der Anhänger der Bäderstadt ist.

    Während die dargebotenen Leistungen beider Equipen im ersten Durchgang den Unterhaltungswert einer Folge Tatort mit Till Schweiger in der Hauptrolle hatte, sorgten die Fans beider Seiten für Aufsehen. Aufgrund der Eintrittskontrolle, die in etwa so gründlich war die Überwachung der Steuererklärung von Uli Hoeness, konnten beide Fanlager ausgiebig ihre Pyros zünden und Feuerwerk ablassen. 0-0 nach 45 Minuten.

    Als dann im zweiten Durchgang die Offensive der Heimmannschaft aktiver wurde und sich wie erwartet Torchancen erspielt, wurde auch das Spiel ansehnlich. So schmeckt die Stadionwurst, die im Brügglifeld ohne Brot serviert wird, noch besser. Die späte Erlösung folgte dann in der 80. Minute als Yannick Toure zeigt was er kann. 1-0. Baden muss hinten aufmachen, wird aber nicht gefährlich und sieht sich so immer öfter in der Defensive gefordert. Das geht auch gut bis Silvan Schwegler nach 90+1 die Entscheidung herbeibringt. Das Tor wurde ausgiebig gefeiert, was mit diversen Sympathiebekundungen gegenüber den Gästefans lautstark sowie gestenreich kundgetan wurde.

    Kurz vor und nach Abpfiff drohte das Spiel zu kippen, da zuerst Böller aus dem Badener Block in den Aarauer Sektor flogen was eine von Aggression dominierte Reaktion der Heimfans nach sich zog. Nach Spielende plante ein Badenfan die Fähigkeiten des anwesenden Sicherheitspersonals zu testen in dem er sich dachte das Spielfeld und danach in den Heimsektor zu stürmen. Gott sei Dank hat sein gesunder Menschenverstand ihn für einmal richtig handeln lassen.

    Das Aargauderby ist ein Spiel, was man als Schweizer Fussballfan gesehen haben muss. Fussballerisch eher Fastfood als Sternerestaurant, die gesamte Erfahrung verdient jedoch mehrere Michelinsterne. Hier ist Fussball noch ursprünglich, echt und nicht bis aufs Letzte kommerzialisiert. Die Eingeborenen sind dazu noch sehr freundlich und interessieren sich doch sehr dafür was der Fremde aus der benachbarten Bundesrepublik über sie und ihren Verein denkt.

    Danke Aarau, danke Baden (ihr *******). Das war eine Sternstunde der Fussballkultur.
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