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- Jour 129
- lundi 22 juillet 2024 à 18:00
- ☁️ 18 °C
- Altitude: 5 m
SuèdeGamla Ullevi57°42’25” N 11°58’49” E
Heja, heja grönsvart.

Neuer Tag, neues Spiel.
Heute spielt der andere, etwas kleinere Verein aus Göteborg gegen einen der grössten Klubs ganz Schwedens. AIK Solna aus dem fernen Stockholm ist zu Gast im Gamla Ullevi. In Fankreisen werden die Anhänger von AIK als eine der drei besten Fanszenen Skandinaviens angesehen, was einiges an Erwartungen meinerseits nach sich zog. Auf der anderen Seite der Aussenseiter GAIS (Göteborgs Atlet & Idrottssällskap), was auf Deutsch so viel heisst wie Göteborger Athelthen- und Sportgesellschaft.
Naja, wenn ich das so schreibe bin ich mir nicht mehr sicher, ob Aussenseiter wirklich gerechtfertigt ist. Vor dem Spiel steht der Aufsteiger GAIS in der Tabelle vor AIK mit zwei Punkten Vorsprung. Zudem wurden die Grün-Schwarzen zweimal Meister der Allsvenskan. Auch wenn sich an die Gründungssaison 1924/1925 sowie 1927, 1931 und 1954 nur noch die allerwenigsten erinnern können. Diese Zeiten sind lange vorbei. Im Jahr 2021 stieg GAIS sogar in die Drittklassigkeit ab nur um dann zweimal wieder aufzusteigen und seit dieser Saison wieder im Oberhaus spielen.
AIK Solna auf der anderen Seite erlebt aktuell nicht die beste Phase, ähnlich wie IFK gestern. Letzte Saison wurde man nur enttäuschender Elfter in der Allsvenskan. Seit der Gründung im Jahr 1896 konnte der Meistertitel elfmal gewonnen werden, das letzte Mal 2018.
Mein Ticket, welches ich mir für dieses Spiel gekauft habe, war für den Auswärtsblock, also für den Sektor der AIK-Fans. Natürlich habe ich mich im Vornherein über die Fans informiert und war durchaus beeindruckt. Jedoch hatte ich, vor allem auf dem Weg zum Stadion ein sehr flaues Gefühl im Magen, da ich wieder Fotos und Videos vom Spiel und den Fans machen möchte. Irgendwas in mir hat mir gesagt - mach das lieber nicht. Zudem war ich vor dem Spiel im Trädgårdsföreningen, einem wunderschönen Park mitten in Göteborg und bereits 90 Minuten vor dem Spiel war die zentral gelegene Bar, komplett von AIK Fans eingenommen, die bereits gut am Zapfhahn hingen.
Am Stadion angekommen, wollte ich zunächst einen Grönsvart-Fan fragen, ob er die AGBs seines Klubs bezüglich Umtausch von Tickets studiert hat. Seine Antwort klang, als stünden meine Chancen gut, gleichzeitig bot er mir an mir einfach direkt ein neues Ticket zu kaufen. Tack så mycket oida, ich schaue mal ob ich die Tickets umtauschen kann. Die Dame am Ticketschalter war äusserst freundlich und hilfsbereit als ich meine Bitte bei ihr platziert habe. Ihr Vorschlag lautete, dass Geld, welches ich für das Auswärtsticket bezahlt habe, bekomme ich zurückerstattet und bezahle nun ein günstigeres Ticket für den Stehplatz im Heimsektor.
Respekt und "tack så mycket" an Dich und an GAIS, da wusste ich, dass ich beim richtigen Klub gelandet bin. Zudem lief vor dem Stadion ihre Hymne "Heja, heja grönsvart" von Attentat - unbedingt anhören, ein toller Song der Lust auf Fussball macht.
Durch die Kontrolle von Entrè 6, zu meinem Stehplatz, dort habe ich noch zwei Fans von GAIS getroffen, welche durch ein Missverständnis in diesem Sektor gelandet sind und mir von ihren Plänen berichteten, dass sie alles versuchen um in den Block überhalb von uns zu kommen. In der Mitte des Blocks gab es ein Metalltor, welches durch Druck von der anderen Seite, einen Spalt oberhalb öffnete, wo gerade so ein Mensch durchpasst. Sie beide klettern also das Tor hoch und zwängen sich durch den Spalt während auf der anderen Seite die Fans gegen das Tor drücken und voll Vorfreude singen.
Mein Platz befand sich leider auf der Tribüne, welche unterhalb der der organisierten Fanszene ist. Somit konnte ich nicht sonderlich viel von den GAIS-Fans sehen und hören. Vor dem Anpfiff spielte dann nochmal die Hymne bei der alle Heimfans mitgesungen haben und danach "heja, heja grönsvart". Um ehrlich zu sein war die Hymne von IFK am Vortag etwas beeindruckender. Die AIK Fans zeigten vor Anpfiff eine tolle Choreo mit sehr viel Pyrotechnik. Dort meldete sich der Stadionsprecher das erste Mal mit einem Appell an den gesunden Menschenverstand und der Bitte, dies doch bitte zu unterlassen. Ich war doch überrascht, dass dieser Aufruf keine Wirkung zeigte.
Anpfiff.
Man konnte in den ersten 15 Minuten klar sehen, welche Mannschaft mehr individuelle Klasse besitzt, AIK. Sie spielten überlegen, versuchen durch gepfelgten Spielaufbau flach und durch Kombinationen offensiv Akzente zu setzen. Dies gelang auch, jedoch wurde es nie richtig gefährlich. Ab der 15. Minute war dann auch GAIS im Spiel angekommen und setzte immer wieder Aktzente durch Teamgeist, Wille und Kampf. Auch für GAIS gab es selten Momente als sich offensiv wirklich konstruktives ergab. Dennoch, jede gelungene Aktion, egal von abgefangener Pass, gute Grätsche, Abschluss, Kombination oder auch Fehlschüsse, -pässe des Gegners wurden jedes Mal aufs neue mit leidenschaftlichem Beifall der Fans gehuldigt. Das macht Spass.
Bei AIK läuft offensiv praktisch 90 % aller offensiven Bemühungen über den Rechtsaussen Modesto, der zwar gute Dribblings zeigt und auch schnell ist, jedoch das alles nicht produktiv ummünzen kann.
Als es in der 40. Minute einen Eckball fürs Heimteam gab, welcher, wie so häufig an diesem Abend, kurz ausgeführt wurde, per Flanke an den langen Pfosten befördert wurde von wo aus Axel Noren per Kopf via Pfosten zum 1:0 traf. WOW! was geht hier ab?! Es hat sich abgezeichnet, dass GAIS stärker wurde und AIK offensiv nicht mehr die Durchschlagskraft hatte wie zu Beginn, dennoch kam der Führungstreffer überraschend. Puh, erstmal durchatmen.
Abschliessend müssen auch beide Fanlager gelobt werden. Durch den etwas ungünstig platzierten Stehplatz waren die Fans von AIK akustisch für mich besser zu hören als die GAIS-Fans. Dennoch haben beide Seiten in der ersten Hälfte Vollgas gegeben. Respekt.
Pause.
Auch nach der Pause macht AIK in den Anfangsminuten Druck. Müssen sie auch, angesichts des Spielstandes. Rui Modesto hat kurz nach Wiederanpfiff eine gute Möglichkeit per Kopf, verfehlt aber knapp. Es zeichnet sich ab, dass AIK kein wirkliches Mittel findet, gegen die gut organisierten, kämpferisch überragenden Spieler von GAIS. Das war Teamwork auf aller höchstem Niveau. GAIS auf der anderen Seite, beschränkte sich zwar immer mehr auf die Defensive, erhielt aber auch immer mehr Möglichkeiten offensiv Akzente zu setzen. So hatten sie einige gute Gelegenheiten, vergaben jedoch allesamt.
Jetzt aber, Doppelwechsel auf Seiten von AIK in der 75. Minute, da muss jetzt was gehen. Leider brachten auch diese Wechsel keine Verbesserung. Auch angesichts der Leistung von AIK war ich wirklich froh, auf der Seite von GAIS zu stehen.
Das Spiel trabte etwas vor sich hin, bis zur 80. Minute als Jonas Lindberg eine gute Idee hat und eine Flanke aus dem Halbfeld in Richtung Alexander Holmström bringt, der total frei steht und diesen Ball exzellent via Kopf in die Maschen befördert. Extase im Stadion, alle liegen sich in den Armen und glauben fast nicht, was sie dort eben gesehen haben. Bis zum Abpfiff gibt es keine weiteren gefährlichen Aktionen, GAIS spielt die Partie routiniert und gekonnt runter und bringt so den Sieg über die Zeit.
Feierabend.
Was für ein tolles Erlebnis, welch toller Verein mit wundervollen Menschen die den Klub auch in schlechten Zeiten zahlreich unterstützen. Schlussendlich ist es nicht die Leistung auf dem Platz, die Wurst oder das Stadion, was solche Erlebnisse besonders macht. Es sind die Menschen die man trifft, mit denen man sich austauscht und einfach Freude hat. Das heute bei GAIS war ein tolles Erlebnis, welches ich noch lange in Erinnerung behalten werde. Meinen Klub in Schweden habe ich gefunden.
Heja, heja grönsvart!En savoir plus