• Ruuhimäki.

    August 2, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 19 °C

    Perjantai, 02. Elokuu 2024

    Neuer Tag, neue Stage. Auch wenn das gestrige Erlebnis bereits ein Highlight für sich war, hatten wir das Gefühl, dass der zweite August mit unserer ersten Stage im Wald nochmal ein anderes Kaliber werden würde. Heute wollten wir jedoch, bevor wir aufbrechen nochmal in den Service Park gehen um die Autos, vor allem das von Ott Tänak anzusehen. Tänak hatte einen schweren Unfall am Morgen bei dem sein Auto komplett zerstört wurde und sein Beifahrer ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Vom Auto bekamen wir wenig zu sehen, haben die Atmosphäre dennoch genossen. Seit gestern Abend war auch Daniel bei uns, mit dessen Auto wir allesamt einkaufen gefahren sind. Wie bereits am Vortag haben wir uns mit allerlei Delikatessen eingedeckt - heute bei Prisma. Ausser ich, da wir irgendwann gemerkt hatten, dass wir los müssen und ich die Zeit leider mit Witze reissen mit den Jungs verbracht hatte. Daher hatte ich keine Zeit mehr mir Essen mitzunehmen was ich später bereuen sollte.

    Nach ca. 60 Minuten Autofahrt sind wir angekommen am Parkplatz für die Ruuhimäki Stage. Da wir voll bepackt waren und einiges an Weg zu meistern hatten, dauerte die Wanderung nochmals etwa 40 Minuten. Endlich haben wir den Start der Stage erreicht von wo aus wir durch den Wald gewandert sind und uns einen tollen Platz suchen konnten. Wir waren recht spät dran wodurch die meisten guten Plätze bereits vergeben waren. Dazu kam noch der Regen welcher mittlerweile nur noch leicht war, jedoch die vergangene Nacht sehr aktiv war und somit den Waldboden stark aufgeweicht und durchnässt hat. Aufgrund meiner sehr intelligenten Entscheidung die Wanderschuhe zuhause zu lassen und stattdessen meine neuen Reebok Classics mitzunehmen konnte ich das Wasser auch schon sehr bald fühlen.

    Unser erster Platz war nur unweit des Starts und wurde eher unfreiwillig ausgesucht, da die Rally bereits wieder begann und wir nichts verpassen wollten. Die Sicht war nicht schlecht, jedoch war die Stelle nicht sehr spektakulär. Make entschied sich irgendwann weiter zu gehen und nach einem besseren Ort Ausschau zu halten. Mit froher Kunde und einem breiten Grinsen kehr er zurück. Es gibt geniale Plätze etwa 200 Meter weiter der Stage entlang. Also, los gehts.

    Die Plätze waren tatsächlich phänomenal und direkt bei einem Sprung und vor einer schnellen Rechtskurve. Die Autos kamen mit hoher Geschwindigkeit an, lupfen das Gas, springen und müssen das Auto direkt für die nächste Kurve ausrichten. So machen wir uns es also bequem, stellen die Stühle auf, montieren unsere Fahnen und öffnen das erste Kaltgetränk.

    Zuerst erleben wir noch einige WRC 1 Autos gefolgt von der WRC 2 und WRC 3. Die Vetomies-Klasse (gute Amateurfahrer in umgebauten Strassenautos) haben wir auch noch erlebt und viel Spass gehabt. Als die Pause zwischen Vetomies und dem zweiten Run der WRC 1 anstand musste ich feststellen, dass die zu geringe Nahrungsaufnahme in Kombination mit Kaltgetränken sich nun als Problem entpuppen sollte. Also gibt's eine Runde Schlaf auf dem Campingstuhl nur um danach von Aleksi und Daniel geweckt zu werden, die beide makkaraperunat beim nächsten Essensstand geholt hatten. Ein wahrer Gottessegen. Ich fühlte mich wieder fit und hatte Bock auf die WRC 1. Die Stimmung im Wald war einmalig, von allen Seiten hören wir YLE ralliradio, die Leute sind gut drauf, die Motoren laut und das Bier kalt. Einfach ein geniales Erlebnis. Seit einer Weile höre ich von meiner Rechten Menschen in einer komischen Sprache reden und entscheide mich nach einer Weile sie damit zu konfrontieren. "Where are you from?" lautet meine Frage. "Switzerland" ist deren Antwort. Naja, ich bin wohl schon zu lange weg. Auf meine präzisierende Frage woher genau antworten sie Einsiedeln. Jetzt treffe ich ihm hohen Norden auch noch Menschen, die praktisch neben mir wohnen.

    Als danach alle WRC 1 Autos ihren Lauf absolviert haben, machten wir uns auf den Weg zum Auto. Diesmal zum Glück mit wesentlich leichterem Gepäck. Wie es sich ergab sind Make und ich den Weg zurück gelaufen und hatten eine fantastische Zeit. Wir waren so angefressen von der Rally und dem kürzlich erlebten, dass wir jedes Auto, welches an uns vorbeigefahren ist, im Stile eines Rallyautos angefeuert haben. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Von emotionslosem Blick, über Burnouts hinzu drastischem Beschleunigen war alles dabei. Die Rückfahrt haben wir uns dann wieder so lustig wie möglich gestaltet und kommen euphorisiert in Jyväskylä wieder an. Schnell die Sachen ins Hostel bringen und ab zum Service Point die Autos anschauen. Dort hatten wir sogar die Möglichkeit mit dem Chefmechaniker von Jari-Matti Latvala im Toyota der WRC 2 zu sprechen und eine Unterschrift auf der Finnlandfahne zu ergattern. Die Jungs haben sich am Merchandise-Stand von Hyundai umgesehen und beim T-Shirt zugeschlagen. Als ich das mitbekam musste ich ebenfalls zugreifen. Das gleiche beim Fischerhut des Ford M-Sport World Rally Teams für 10 €. Daraufhin haben Aleksi und ich den Head of Transport des Ford-Teams entdeckt und mit ihm ein spannendes und sehr nettes Gespräch geführt. Ein toller Kerl und ein weiterer Beweis wie greifbar und nahbar die Rally tatsächlich ist. Daniel und Make, die ebenfalls ein Hyundai-Shirt gekauft haben, versammelten sich vor der Garage unseres Lieblingsherstellers als Daniel vorschlägt, dass wir unsere Zuneigung dem Team gegenüber im Stile von Fussballfans zeigen sollten. So kam es also, dass wir Fussballfangesänge vor der Garage performt haben und den Mechanikern so ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.

    Danach war es an der Zeit zu gehen. Vor dem Zubettgehen musste ich aber noch was essen. Da mehr oder weniger direkt vor unserem Hostel ein Essensstand frische muikku anbietet, war die Wahl klar. Muikku, die kleine Maräne, ist typisch für Ostfinnland und wird gerne mit Erbsen und Saurer Sahne serviert. Ein wahres Gedicht und da wir kurz vor Ladenschluss bestellt haben, gabs das ganze zum halben Preis inklusive dreimal nachschöpfen.

    So kann ich mich nun glücklich und zufrieden zur Ruhe legen.
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