• Geschichtsstunde.

    17. oktober 2024, Kosovo ⋅ ☁️ 19 °C

    Das Frühstück im Hotel Happy war sehr gut. Es gab Omelette mit Speck und einen starken Kaffee. Kurz vor dem auschecken hatte ich das Verlangen über den Kosovokrieg zu lesen. Schnell findet man Artikel und Informationen zu diversen Massakern die die serbische Sonderpolizei unter dem Kommando von Slobodan Milosevic sowie Paramilitärs begangen haben. Ein Ort fällt mir sofort auf, Celina. Nicht nur kenne ich den gleichnamigen Fussballer Bersant, sondern bin ich gestern durch diesen Ort gefahren. Also entscheide ich mich dazu, diesen Ort zu besuchen.

    Zwischen Gjakova und Prizren gelegen findet man zunächst nicht viel vor. Ein kleines, verschlafenes Dort in den fruchtbaren Ebenen des Kosovo. Das Denkmal ist nicht zu übersehen, da es sich erhoben auf einem Hügel befindet. Vom 25. bis zum 27. März tötete die serbische Sonderpolizei mehr als 80 Zivilisten aus Celina. Darunter auch Frauen und Kinder. Sie wurden aus ihren Häusern getrieben, Männer von Frauen und Kindern getrennt. Die Männer wurden in einem Wald der Reihe nach aufgestellt und erschossen.

    Bereits auf der Fahrt ist mir mehr als mulmig zumute. Am Denkmal versuche ich meinen Respekt zu zollen und bin wieder einmal dankbar, dass hier nun Frieden herrscht. Viel länger halte ich es dort aber auch nicht aus, da die Stimmung bedrückend ist.

    An einem Kiosk in der Nähe kaufe ich Wasser und spreche mit dem Besitzer, der mir aus Respekt zwei scharfe Gewürzmischungen schenkt. Nun möchte ich einen Kaffee trinken und entscheide mich für das einzige Lokal in Celina. Wie sich herausstellen sollte, spricht einer der Gäste gutes Deutsch da er eine gewisse Zeit in Rapperswil gearbeitet hat. Alles mögliche bereden wir während sie ihr Mittagessen geniessen. Er erzählt mir, dass jede Familie in Celina sowie den umliegenden Dörfern mindestens ein Familienmitglied durch die Serben verloren hat. Mir geht das ganze sehr nahe wodurch ich froh bin, dass ich nun weiterziehen kann. Bei meinem kleinen Spaziergang durch Celina fahren die beiden mit ihrem LKW an mir vorbei und verabschieden sich mit einem Hupkonzert.

    Jetzt möchte ich aber weiter nach Peja. Auf dem Weg dorthin fahre ich an einem See mit Restaurant vorbei, ich entscheide mich dazu ein Stück Kuchen zu essen. Als ich mit meinem Plis hereinlaufe salutieren alle drei Angestellten vor mir und freuen sich, dass ich da bin. Wir sprechen ein wenig worauf sie mir ein Wasser und einen Kaffee spendieren. Einer der Angestellten schenkt mir sogar eine Espressotasse mit dem albanischen Adler drauf. Die Trileqe schmeckt herausragend und wird vom schönen Ausblick untermalt. Noch schnell ein zwei Bilder vom Ausblick und weitergehts.

    Durch kleine Dörfer, vorbei an malerischen Blicken finde ich auf meinem Weg fast in jedem Dorf ein Denkmal des Krieges und der UCK. Mir wird wieder bewusst was die Menschen hier erleben mussten. Als ich durch Lybeniq fahre, sehe ich ein besonders grosses Denkmal an dem ich anhalte. Augenscheinlich sind hier wieder mehr als 50 Menschen aufgrund der ethnischen Säuberung der Serben gestorben.

    In Peja angekommen finde ich mein Hotel und stelle vorher sicher, dass ich am richtigen Ort parke. Mein Abendessen geniesse ich im dort bekannten Restaurant Kulla e Zenel Beut. Es gibt wieder einmal Tava, mein Lieblingsgericht der hiesigen Küche. Auch dieses Mal war es wahrer Genuss. Danach möchte ich in einer Bar neue Leute kennenlernen, was sich als schwierig erweisen sollte. Die Bars sind fast menschenleer und die anwesenden Leute scheinen nicht interessiert an Gesprächen. Deswegen entscheide ich mich dazu in mein Hotel zu gehen und noch eine Dokumentation über den Kosovokrieg anzuschauen.
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