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  • Day 4

    Erste Ankunft - Take 2

    July 9, 2017 in Indonesia ⋅ ☀️ 17 °C

    Gili Meno: Ein kleines Paradies.

    Mein letzter Tag in Bangkok. Ich verschlafe wahnsinnig, wache um 11:30 auf, erinnere mich, dass ich um 12 auschecken muss und springe gestresst unter die Dusche bevor ich meine Sachen zusammenrichte und mich mit meinen Rucksäcken auf die Straßen Bangkoks wage. Unsicher was ich an diesem letzten halben Tag in Thailand anstellen soll beschließe ich erstmals etwas Nahrung zu mir zu nehmen. Mir wird ein Mangosmoothie serviert der jegliche Erwartungen übersteigt. Beinahe hätte ich auf mein Gericht vergessen weil sich der fruchtig-fröhliche Geschmack der Mango sinnlich um meinen Gaumen legt. „Kein Vergleich zu den importierten Mangos in Österreich“ denke ich mir und nehme mir vor nie, nie wieder Mangos in Österreich zu kaufen. Kein Vergleich.
    Planlos irre ich nun noch zwei Stunden auf der Ribberty Alley umher, kaufe ein Mitbringsel für meine Schwester und mache mich dann viel zu früh auf zum Flughafen um ja nicht zu spät zu kommen.
    Der restliche Tag gestaltet sich sehr ereignislos. Es wird von Flughafen zu Flughafen gehetzt (Don Mueang -> Jakarta -> Lombok) und ich verliere einen Teil meiner Sachen, weil ich in meiner Verpeiltheit natürlich die Möglichkeit meinen Reiserucksack einzuchecken versäumt habe und ihn daher im Handgepäck führen muss. Dies bedeutet, dass ich all meine Klingen (kleine Bartschere, großes Taschenmesser das mir mein Vater einst schenkte) sowie den Großteil meines Duschgels und Haarshampoos, sowie Sonnenschutz und Handwaschmittel für Kleidung zwangsläufig an den staatlichen Flughafen spende.
    Scheiße!!
    Wenigstens meinen Rasierer und die Klingen dazu durfte ich behalten. Immerhin.

    Egal. Ich beschließe mich nicht zu lang damit zu befassen. „Vergaungana Regn braucht kann Schirm.“ ist Carmens Reaktion auf die ganze Geschichte – und sie hat recht.

    Endlich komme ich in Praya, Lombok am Flughafen an. Dreckig, müde und jetlaggy suche ich den erwähnten Bus, setze mich und starre die nächsten zwei Stunden fasziniert aus dem Fenster, gebannt von der Natur, den Tieren, den Straßen, den Menschen, der Luft – einfach allem.
    In Senggigi stapfe ich aus dem Bus, nach wie vor müde und überwältigt von Eindrücken und Emotionen, berate mit ein paar Locals meinen nächsten Weg und kaufe mir die essentiellen Sachen in einem der zahlreichen Alfa Marts und breche nach Bangsal, wo ich nach vielen Strapazen auf ein, wie ich im Nachhinein erfuhr, komplett überteuertes Boot steige und nach Gili Meno, die kleinste der drei berühmt-berüchtigten Gili Island im Nordwesten Lomboks.

    Nach einer rasanten, viertelstündigen Bootsfahrt springe ich also mit meinen Flip-Flops und der Goa-Hose, dem großen Rucksack auf dem Rücken, den kleinen vorne und dem komplett durchgeschwitzen T-Shirt das ich in Bangkok erstanden habe ins Wasser und halte mich, wie mir geheißen wurde, immer rechts, den Strand entlang um zum „Eco Hostel“ zu gelangen.
    Erschöpft aber unglaublich glücklich schlurfe ich den Weg mit meinem Gepäck entlang als hinter mir eine wohl vertraute Stimme meinen Namen ruft und mich mit so einem schönen, breiten Lächeln anstrahlt, dass alle Geburtstage und Weihnachtsfeste (die mir mittlerweile eh sehr zuwider sind), daneben verblassen würden.
    Meine Rucksäcke fliegen auf die staubige Straße, auch ich kann ein dickes Grinsen der Erleichterung und Freude nicht unterdrücken und gehe auf Carmen zu, schließe sie in die Arme und drücke ihr einen Kuss auf die Wange auf. Endlich bin ich angekommen, jetzt geht das Abenteuer erst richtig los.

    Auf dem Weg zu unserer Unterkunft erzählt sie mir allerlei Dinge die sie bereits erlebt und gesehen hat, Menschen die sie getroffen und Schlemmereien die sie gegessen hat, bis wir schließlich im Eco Hostel, einem Stück hippieesquem Paradies auf dem wunderschönem Inselarchipel welches Indonesien bildet. Mir offenbart sich ein liebevolles Hostel direkt am Strand, abgelegen von der „breiten“ Masse – wobei „breite“ Masse auf Gili Meno auch sehr relativ zu sehen ist. Die Unterkünfte sind Baumhäuser und Bungalows, Hängematten baumeln auf dem überdachten Platz vor der Bar und Sitzsäcke liegen am Boden verstreut. Ein Steg direkt am Wasser ist mit weiteren Sitzsäcken ausgestattet und die Aschenbecher sind große, leere Muscheln. Zwei der zehn Hausregeln sind „Don’t be a dick!“, eine weitere „Pet the cat if you see her!“ sowie „The Buddha's head is not an ashtray!“ – fair enough.

    Nachdem ich mich erstmal in einem Sitzsack niedergelassen hatte und mir genüsslich etwas Tabak und einen Filter zwischen einem mit Klebestreifen versehenem Papier zu einem schönen, schmalen Zylinder zurechtgedreht habe und diesen sogleich entflammte, hat mir Carmen unsere Unterkunft für diese Nacht gezeigt. Ein kleines überdachten Baumhaus mit einem Stoffvorhang mit direktem Ausblick aufs Meer inklusive Sonnenaufgang. Einzigartig, unvergleichlich, perfekt. Dies sind die einzigen Adjektive die meinem bescheidenen Wortschatz entspringen können um diesen Platz zu beschreiben – und dennoch werden sie dem Ort, der Unterkunft und dem Gefühl welches mich einnimmt nicht annähernd gerecht.

    Einige andere Backpacker und wir brechen zu einem nahegelegenem Local Food Stand auf und es wird gemäß meinem frisch gefassten Vorsatz mich auf dieser Reise und wenn möglich darüber hinaus vegan zu leben, Gado-Gado bestellt. Das Gericht stimmt mich ungemein zufrieden und obwohl mir die Augen beinahe durchgehen zufallen beschließe ich auf die Nacht zu warten und meine zweite erste Ankunft im eigentlichen Zielland gebührend auszukosten.

    Gili Meno, Lombok, Indonesien. Träume können nicht schöner sein. Doch dies ist keiner. Hoffe ich zumindest. Und wenn doch möchte ich nicht mehr aufwachen.
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