• Moien Lëtzebuerg!

    July 2 in Luxembourg ⋅ ⛅ 32 °C

    Hallo Luxemburg! Heute fahren wir nur sechs Kilometer von der Marina Konz bei Trier nach Wasserbillig, ein deutsch-luxemburgischer Grenzort mit ca. 3000 Einwohnern. Er liegt an der Mündung der Sauer in die Mosel, und beide Flüsse bilden die Grenze.

    Zumindest war das der Plan am Morgen. Wir passieren die Saarmündung bei Konz. Hier hinein nach Merzig und wir hätten eine kleine ‚Sauerkrautrunde’ komplettiert. Aber wir wollen die Mosel ja noch weiter bergwärts fahren durch Luxemburg und Frankreich.

    Heute also nach Wasserbillig, Waasserbëlleg, wie der Ort auf Luxemburgisch heißt. Auf der deutschen Seite liegt Oberbillig, und verbunden sind die beiden durch E-Fähre Sankta Maria II. Wir fahren auf der Grenze, rechts Luxemburg, links Deutschland, die Mosel wird beiden Ländern zugerechnet (Kondomnium).

    Wir sehen schnell, dass wir an diesem Ort nicht übernachten können. Der Stadtanleger hat beschränkte Liegezeiten, lesen wir auf der roten Leuchttanzeige. Und das Clubschiff des Cercle Nautique Wasserbillig ein paar Meter weiter ist geschlossen und voller Spinnen.

    Gut, dann fahren wir eben weiter. Der Fahrtwind ist bei der Hitze sowieso recht angenehm. Sanfte Weinberge auf beiden Seiten (Weinbau in Luxemburg, siehe Wikipedia), das Wetter ist toll, Kai übernimmt das Steuer, es geht uns gut!

    Die Schleuse Stadtbredimus-Palzem bei km 230 beendet die gechillte Fahrt. In der prallen Sonne liegen wir im Schleusenvorkanal - an einer Mauer und warten auf einen Frachter. Das Sportboot „Second Dream“, das vor uns an der Mauer liegt, regt sich darüber auf. Der Skipper klettert sogar die Leiter an der Mauer hoch läuft zum Schleusenhaus, dann kommt er zu uns. Das wäre Schikane und er würde so etwas hier jedes Mal erleben!

    Hm….wir halten uns raus, die Berufsschifffahrt hat Vorrang, so ist das nun mal. Nach 30 Minuten ruft der Schleusenwärter uns, die Solaris, per Funk auf, in die Schleuse zu fahren. Das andere Boot müsse auf die Polizei warten! Da ist wohl etwas eskaliert. Das andere Boot möchte aber nicht mehr warten und fährt vor uns in die Schleuse, obwohl die Lichter auf rot springen! Was zur Folge hat, dass der Schleusenwärter auf stur schaltet. Geschleust wird erst, wenn das Sportboot wieder ausfährt, um auf die Polizei zu warten. Der Skipper der „Second Dream“ weigert sich… Erst nach fast einer halben Stunde verliert er die Nerven und fährt aus der Schleuse raus. Und wir können endlich weiter!

    Das ist auch überlebenswichtig. Nicht für uns, aber während wir vor der Schleuse an der Mauer warten, sehen wir eine junge Bachstelze im Schleusenvorkanal flattern. Sie versucht verzweifelt aus dem Wasser zu kommen, aber sie schafft es nicht, die Mauer ist drei Meter hoch! Das können wir nicht mitansehen, wir müssen sie retten.

    Den Bootshaken so lang wie möglich ausgezogen, ein Tuch vorn um den Bootshaken gewickelt und runter, hinten auf die Badeplattform. Tatsächlich krallt sich die Bachstelze an das Tuch und wir legen sie vorsichtig ab. Sie zittert.

    Als sie sich etwas erholt hat, kommt eine andere Bachstelze geflogen, unser kleiner Vogel flattert los - und liegt prompt wieder im Wasser. Inzwischen kommt der Frachter Lutin um die Ecke, der vor uns in die Schleuse einfahren soll. Ein zweiter kommt aus der Schleuse. Trotzdem, wir wollen das Vögelchen retten!

    Wir machen los, fahren an der Mauer rückwärts und erreichen die kleine Bachstelze, die sich wieder sich an das Tuch krallt, sichtlich erschöpft. Geschafft, schnell wieder an der Mauer festmachen, damit der Sog uns nicht abtreibt. Kai füttert das Vögelchen mit den Spinnen, die er an Bord bei uns findet, Thomas zerkleinert Rosinen. Das Tier frisst nicht, aber trocknet in der Sonne. Es erholt sich langsam, fängt an sich zu putzen und zu fiepen, bleibt aber erstmal sitzen…

    Wir fahren mit dem Vogel (!) in die Schleuse ein. Auch in der Schleuse während der langen Wartezeit versucht er nicht wegzufliegen. Wäre auch keine gute Idee, da hätten wir nicht helfen können. Erst als wir vier Kilometer weiter in Remich anlegen, ist die Bachstelze in einem unbeobachteten Moment plötzlich weg.

    Es ist 19:30, das war ein langer Tag. Der Ort hat zwar keinen Hafen, aber einen Stadtanleger, an dem wir übernachten dürfen. Wir legen direkt vor der Brücke an, neben einem Kinderkarussell. Eine verwilderte Hausgans begrüßt uns - eine? Zwanzig! Heute haben wir es mit den Vögeln. Als um 20 Uhr das Gewitter losgeht, sitzen wir zu dritt in einem netten Restaurant an der Hafenpromenade und schauen zufrieden auf die Mosel.

    Heute, Mi., 2.7.. Mosel bergwärts von Konz nach Wasserbillig und weiter nach Remich, Mosel-km 200-206-232, Strecke 32 km, Schleusen 2 (Grevenmacher und Stadtbredimus-Palzem) Fähren 1 (Wasserbillig, unbesetzt), Fahrdauer 6,5 Std., Wetter: sonnig bis 37 Grad, ab 20 Uhr Regen und Gewitter.
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