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  • Day 71

    Bärenstarker Abendspaziergang

    November 9, 2020 in Canada ⋅ 🌧 -1 °C

    Nach einem unspektakulären Teammeeting, einem langwierigen vierstündigen Onlinekurs und einem nicht zustande gekommenen Snowboardkauf, ging es für mich in ein Randgebiet von Whistler. Es war bereits dunkel. Es schneite und die Autos schlitterten gekonnt über die Straßen. Auf dem Facebook Marketplace fand ich am Morgen einen Verkäufer, welcher ein paar Snowboardboots in meiner Größe angeboten hatte. Ich war mit ihm für 18.30Uhr verabredet und wie es immer ist, war ich mal wieder viel zu zeitig da. Ich schrieb ihn eine Nachricht, dass ich vor dem Haus warte. Gegen 18.15 Uhr kam dann ein Motorroller die kleine Straße bergab geschlittert. Ein paar Minuten zuvor versuchte ein Autofahrer vergebens, auf der spiegelglatten Straße hoch zu kommen. Voller Adrenalin stieg der Fahrer von seinen Moterroller ab und meinte nur zu mir "Crazy Shit" und feierte sich selbst. Schnell verschwand er laut feiernd im Haus. Nach ein paar Minuten bekam ich die Nachricht auf mein Handy, dass er der Verkäufer ist. Ich probierte die Boots und kaufte sie für den völlig gerechtfertigten Preis von 40 Dollar. Ein kleiner Erfolg. Jetzt fehlt nur noch ein Board. Dann trat ich den Heimweg an. Mittlerweile knirschte der Schnee unter meinen Schuhen. Vorweihnachtliche Stimmung kam in mir auf. Nur noch der Glühweinstand hat gefehlt. Dann entschied ich mich, einen kleinen Umweg über das Zentrum zu machen. Kurz nach dem Olympic Plaza, traute ich meinen Augen nicht. Da ist er, mein erster BÄR. Mitten auf der Einkaufsmeile zwischen den Menschen spazierte 20 Meter vor mir ein Bär entlang. Unglaublich. Ich zückte mein Telefon und machte mein erstes Bärenfoto (leider hat es nicht für ein Selfie gereicht). Seit September habe ich auf den Moment gewartet. Auf jeden der vielen Trails, auf welchen ich schon unterwegs war, bin ich fast schon etwas paranoid durch die Wälder gestapft und habe jedes Geräusch, welches ich nicht gleich zuordnen konnte, einen Bären rein interpretiert. Das beste Beispiel dafür erlebte ich gestern. Ich wanderte mitten durch den Wald zum Lost Lake. Vor mir war eine Kurve auf der ein kleines schwarzbraunes Wesen auf mich zugelaufen kam. Ich blieb stehen und erstarrte vor Schreck. "Mist ein Bärenbaby". Und wo ein Bärenbaby ist, da ist die Bärenmama nicht weit. Mein Herz klopfte wie verrückt, meine Atmung begann schneller zu werden. Plötzlich kamen zwei Fußgänger um die Ecke. Das vermeintliche Bärenbaby entpuppte sich als pudelähnlicher Hund. Und die Passanten schauten mich etwas komisch an. Und hier in Whistler, mitten in der Innenstadt, begegne ich einen Bären. Völlig erstaunt und sehr glücklich stapfte ich die dunkle Serpentinenstraße hoch zu meiner Unterkunft. Was für ein Erlebnis.Read more