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  • Day 131

    Mexiko - con voie de vivre!

    December 11, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 30 °C

    „Es gibt in Amerika und vielleicht auf dem Planeten kein Land mit größerer menschlicher Tiefe als Mexiko und seine Bewohner. In seinen großen Lichtpunkten wie in seinen gigantischen Irrtümern ist dieselbe Verkettung von grandiosem Edelmut mit hoher Lebenskraft, unerschöpflicher Geschichte und unaufhörlichem Werden zu erkennen.“ Pablo Neruda

    Los colores, la pasion, la musica, la vida!
    Als ich in Mexiko ankomme, weiß ich noch nicht, wie sehr die Lebensfreude und die unfassbare Schönheit dieses Landes mich ganz und gar für sich einnehmen werden. Die Musiker, die in den Bussen, in den Restaurants, an den Straßenecke singen berühren mich in ihrem Ausdruck so tief, jedes Mal muss ich stehen bleiben und zuhören, jeder Ton fließt in mich hinein wie ein warmer Regenbogen, sie singen voller Lebensfreude. Alles ist so grün und fruchtbar hier auf Yukatan, bunte Gebäude, Schilder, allerart von Waren und Essensständen. Ich stoße auf so viele herzliche Menschen hier, ihre Augen und ihr Blick sind wärmer und freundlicher als Zuhause, was aber nicht an den vielen Brauntönen liegt. Am Burritostand spendiert mir der Barkeeper gleich zwei Tequila, meine Yoga-Lehrerin umarmt und küsst mich herzlich zum Abschied, die Crew im Hostel ist so hilfreich und immer zu Scherzen aufgelegt, zwei Männer helfen mir im Bus mit meinem Gebäck und gehen erst wieder, als ich nach langem Warten in der Schlange ein Ticket habe und in ihren Augen gut aufgehoben bin.

    Zudem lieben die Menschen hier ihr Land! Beide Guides, die mich begleiten, sind überzeugt von ihrer Geschichte, sie erzählen nicht nur Fakten, sondern vermitteln voller Begeisterung die althergebrachten Inhalte und die Kultur, die dieses Volk hier prägte. Das stolze Volk der Maya! Beide berichten, dass sie ein bisschen mehr geben wollen, als ihre Väter, die wiederum ein wenig mehr haben, als deren Vorväter. Ihnen wurde beigebracht, alles mit Verstand und dem Herzen zu tun und immer ihr Bestes zu geben. Natürlich sind viele dieser Menschen in der Tourismusbranche unterwegs und es ist schwer abzuschätzen, was aus Kalkül, Werbung oder Selbstdarstellung, was aus echter Überzeugung geschieht. Für mich kann ich jedoch sagen, dass diese Treffen mich tief beeindruckt und berührt haben. Solch tiefe Lebensfreude werde ich auf jeden Fall ab nun immer mit Mexiko verbinden!

    Trotz meiner Begeisterung für dieses Land starte ich mit einem flauen Gefühl von Unsicherheit und Sorge. Wie ist es, wieder alleine zu starten, mit wenig Spanischkenntnissen in ein Land, das für zahlreiche Überfälle und Drogenkartelle bekannt ist? Ich muss jedenfalls all meine Courage aufbieten, um mir zu sagen, dass alles gutgehen wird und mich ein wunderbares Abenteuer erwartet. Nachdem ich dann die überklimatisierten Flughäfen der USA frierend überwunden hatte (Leggings, Longsleave, Hoodie, Jacke, Schal), ging es ins warme Cancun an der Karibikküste Mexikos, am letzten Zipfel der Halbinsel Yukatan.

    Wo überall strenge Covid-Kontrollen herrschen, ist Mexiko über die letzten zwei Jahre absolute liberale Zone geblieben – und ist es noch. Weder ein Covid-Test, eine Impfbescheinigung noch der geforderte Gesundheitsfragebogen wurden erfragt. Und das trotz großer Verbreitung von Covid hier. Mexiko wird seinem Ruf in dieser Hinsicht als „Party“- Domäne wohl gerecht: Ein Land in dem man - zumindest was dies anbelangt - fast unbehelligt von staatlicher Regelung und ständigen, deprimierenden Covid-Updates leben kann. Ich bin jedoch mehr als froh über meinen Booster-Shot, denn Abstand halten ist hier nur schwer möglich! Die Nachrichten, die mich aus Deutschland erreichen, bilden ein gegenteiliges Bild ab – strenge Regeln, verstärkt Kontrollen, Einforderung von diversen QR-Codes und Zertifikaten, Forderungen nach einem erneuten Lockdown, Proteste dagegen.

    Das Mayan Monkey Hostel in Cancun bietet einen guten Ausgangspunkt für meine Reise: Lagunenblick, Pool, Bar, Billiardtisch, Rutsche in die Lagune (leider gesperrt), Coworkingspace, Sofalandschaft, Yoga am Pier draußen und andere Aktivitäten werden geboten, alles ist offen und openair gestaltet und ich finde immer ein ruhiges oder belebtes Plätzchen für mich. Mir wird gleich der „Surfing Burrito“ empfohlen, wo ich mit allem versorgt werde, sodass ich mich nach zwei Stunden erst einmal ausruhen muss. Den DJ am ersten Abend verpasse ich fast... Ich schaffe es dennoch nach draußen auf das Dock und lasse den Abend gemütlich ausklingen – nicht ohne mich mit Steven, einem Californier, am nächsten Tag zum Yoga zu verabreden. 11 Uhr Yoga im Freien für die nächsten zwei Tage - Blick in die Lagune, umweht von einer sanften Brise. Alma, unsere Trainerin, bringt uns ganz schön ins Schwitzen, aber es tut unheimlich gut. Mein Training der letzten Wochen hat sich ausgezahlt, ich kann es regelrecht genießen! Am Ende der Stunde – während der Entspannungs- und Meditationszeit geht sie herum und massiert Öle in unseren Nacken, auf die Schultern, die Stirn, am Ende in die Handfläche – ein so wohltuendes Gefühl, die Haut kribbelt, es duftet nach Pfefferminz und anderen ästherischen Ölen. Wow! Das war eine der wohltuendsten Trainingsstunden, die ich je hatte!

    Den Rest der Tage verbringe ich weitestgehend am Strand, der sich weit über die Küste erstreckt und genieße es, wieder unter der karibischen Sonne zu liegen. Am zweiten Tag möchte noch eine Maya-Ruine (El Rey) besichtigen. Mit dem Bus bin ich in kürzester Zeit zwar dort, stehe aber vor verschlossenen Türen, auch zum Leuchtturm komme ich irgenwie nicht durch. Ich flaniere am wunderschönen Playa Delfines entlang und versuche in einen Reismodus zu kommen. Irgendwie fällt es mir aber noch schwer.

    Am zweiten Abend mache ich aber mit Alma, Trever, Diego und zahlreichen anderen die Tanzfläche im Mayan Monkey unsicher und habe das Gefühl langsam anzukommen – die Musik trägt mich immer weiter hinein. Cancun verabschiedet mich dann am nächsten Tag mit einem fantastischen Ständchen im Bus. JETZT fühle ich Mexiko in jeder Zelle meines Körpers!
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