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  • Day 133

    Vamos a Playa

    December 13, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 28 °C

    Ich erreiche Playa del Carmen am frühen Nachmittag und merke gleich, dass ich mich im Che Hostel nicht wohlfühlen werde. Ich checke gewohnheitsmäßig das Selina und buche die restlichen Tage dort. Yoga auf der Dachterrasse, Kaffee und Frühstück im schönen Innenhof, viele Aktivitäten und Touren, saubere Zimmer. Das ist eher zu mir!

    Als ich zurückkommen, treffe ich meine Mitbewohnerinnen im Che an, Emi und Vicky aus Wuppertal (frisch das Abi eingetütet) und und Grace aus Portland/Oregon. Trotz des Altersunterschieds mögen uns alle gleich und ziehen spontan los. Tacos, Margarithas, Tanzen im legendäre Clandestino. Es soll nicht unser letztes Treffen bleiben! Und auch nicht das Vorletzte! Wie wunderbar!

    Hier in Playa ist es entspannt, mein indischer Mitbewohner Tanech hält die Truppe zusammen und coacht unsere Mitbewohnerinnen vor Vorstellungsgesprächen, holt Getränke, hat immer ein offenes Ohr. Arbeitet viel als digitaler Nomade, wie etwa die Hälfte der Belegschaft hier. Aber auch er, wie so viele andere, die ich auf der Reise treffe, erholt sich von seinem Burnout. Ansonsten sind hier so viele Deutsche, wie ich schon lange nicht mehr auf einem Fleck getroffen habe bzw. noch nie außerhalb Deutschlands. Sie sollen die distanziertesten sein, im Vergleich mit den Mexikanern, Amis, Argentiniern und anderen Europäern, die sich hier tummeln, darunter auch einige Covid-Leugner. Das Hostel hat einen Friseur, der mich haartechnisch wieder etwas auf Vordermann bringt , zudem kann ich hier ein Fahrrad leihen.

    Wir starten zu viert zu einer kleinen Rundfahrt durch die Stadt, ein Israeli, ein Brite, ein Norweger und ich. Den Israeli Matthias, der wohl mit einem enormen Kater die Tour antritt, fällt fast vom Rad und geht auch bei der Rückfahrt durch seine Langsamkeit fast verloren. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wir cruisen durch Playa Richtung Dschungel, der sich schon kurz nach der Innenstadt über große Flächen erstreckt. Hier leben viele Einheimische in einfachen Hütten, keine befestigte Straße, mehr Müll überall. John, der Brite, gibt den Anwohnern immer wieder Geld, um den Müll zu beseitigen und stattdessen Pflanzen zu setzen. Dennoch so ganz sauber ist es nicht.

    Unsere Tour führt uns gleichermaßen etwa eine halbe Stunde durch den Dschungel, den wir schwitzend passieren, bis wir dann unser Ziel erreichen - eine Cenote, also ein tiefes höhlenartiges Süßwasserloch. Das Wasser ist so klar, dass man auf den Grund schauen könnte, wenn es hier nicht so tief hinabginge. Die Cenoten sind in der Region Yucatan häufig zu finden, es gibt wohl beinahe 8000, die früher als Süßwasserquellen verwendet wurden. Sie werden von Regenwasser gespeist und sind alle unterirdisch durch ein gigantisches Höhlensystem miteinander verbunden. Immer wenn die Erosion so weit fortgeschritten ist, dass Teile des Gesteins einstürzen, bildet sich eine solche Cenote.

    Wir stehen am Ende und blicken 8m tief hinunter. John springt zuerst. Ob ich mich auch traue? Klar! Der Fall ist diesmal wirklich lang, lang auch die Zeit unter Wasser, bis man wieder nach oben kommt. Allerdings schmerzt mein Ohr nach dem Sprung sehr, sodass ich nur noch einmal mit dem Seil hinein schwinge und sonst einfach nur schwimme oder die Umgebung genieße. Als ich bedaure nur wenig Tiere zu sehen, entdeckt Matthias, der Israeli, eine Tarantel. Moment, da war ich doch noch gerade gesessen! John lacht und meint, hier gäbe es im Frühjahr Dutzende. Ich lache auch - aber nicht ganz gelassen. Bilder in meinem Kopf, wie der Waldboden sich um mich herum voller Taranteln bedeckt ist. Ahhh! Aber hier ist es anders herum: Unsere Kameras verfolgen das Tier, bis es reißaus nimmt. Nach unzähligen Sprüngen, Schnorchel- und Tauchgängen brechen wir wieder auf. Sehen noch ein Krokodil im nahe gelegenen Teich schwimmen und sammeln Matthias nach seiner Irrfahrt wieder ein.

    Nahe dem Che Hostel essen wir zum guten Schluss noch Falafel und ich muss feststellen, dass ich das Electronic Music Festival hier und in Tulum Anfang Januar wohl verpassen werde. Nooo! Das einzig schlechte an diesen ersten Tagen hier in Playa del Carmen, die sonst rundum wohltuend waren und, wie ich später herausfinden sollte, in jeglicher Hinsicht besonders, denn die anderen Cenoten, die meine Wege kreuzen werden, werden voller Touristen sein und nur mit Schwimmwesten besuchbar. Wir aber haben einfach mitten im Grünen eine sehr entspannte Zeit erlebt, tauchten unbehelligt in das klare und frische Nass, am Ende kam nur eine einheimische Familie her. Absoluter Geheimtipp!
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